Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
dich.«
Entzücken erschien auf dem Gesicht des Roboters. »Serena Butler höchstpersönlich ist in dir? Ach ja, ich weiß von euren Weitergehenden Erinnerungen. Die Gestaltwandler sind mit Informationen über viele von ihnen übernommene Bene Gesserit zu uns zurückgekehrt.«
In ihr kehrte der Chor der Stimmen zurück. »Ich bin Serena Butler, und sie ist ich. Obwohl mehrere Jahrtausende vergangen sind, ist der Schmerz noch genauso frisch wie am ersten Tag. Wir können nicht vergessen, was du vernichtet hast – und was du ausgelöst hast.«
»Es war nur ein einziges Leben – nicht mehr als ein Baby. Nach den Gesetzen der Logik musst du einsehen, dass die Menschen damals völlig überreagiert haben.«
Sheeana spürte eine Veränderung im Tonfall und Duktus ihrer Stimme, als wäre ihr Körper von einer inneren Macht übernommen worden. »Nur ein Leben? Nicht mehr als ein Baby?« Es war Serena, die jetzt sprach und sich in den Vordergrund der unzählbaren Leben drängte. Sheeana ließ sie reden. Nach so langer Zeit war es Serenas Auseinandersetzung mit ihrer größten Nemesis. »Dieses eine Leben führte zur militärischen Niederlage eures gesamten Synchronisierten Imperiums. Butlers Djihad war bereits ein Kralizec. Der Ausgang dieses Krieges hat den Lauf des Universums verändert.«
Erasmus schien von diesem Vergleich fasziniert zu sein. »Ah, sehr interessant. Und vielleicht wird der Ausgang des jetzigen Kralizec das Ergebnis umkehren und wieder die Denkmaschinen an die Macht bringen. Wenn dem so ist, werden wir diesmal deutlich effizienter sein.«
»Ist das deine Vision vom Ende des Kralizec?«
»Ich würde diesen Ausgang vorziehen. Etwas Elementares muss sich ändern. Kann ich mich darauf verlassen, dass du mir assistieren wirst?«
»Niemals!« Serenas indirekte Stimme war kalt und unerbittlich.
Als Sheeana den autonomen Roboter betrachtete, verstand sie deutlicher als je zuvor, dass sie Teil eines Geschehens war, das viel größer und bedeutender als ein einziges Leben war, dass sie mit einem unermesslichen Kontinuum weiblicher Vorfahren verbunden war, das sich weit in die Vergangenheit und – hoffentlich – auch in die Zukunft erstreckte. Eine bemerkenswerte Versammlung – aber würde sie auch Bestand haben?
»In deinen Augen brennt ein vertrautes Feuer. Wenn ein Teil von dir wirklich Serena Butler ist, dann müssen wir uns unbedingt über die alten Zeiten unterhalten.« Erasmus' optische Fasern leuchteten.
»Sie möchte das Gespräch mit dir nicht fortsetzen«, sagte Sheeana mit ihrer eigenen Stimme.
Erasmus ignorierte die Zurückweisung. »Führe mich in dein privates Quartier. Die Unterkunft eines Menschen offenbart sehr viel über seine individuelle Persönlichkeit.«
»Das werde ich nicht tun.«
Die Stimme des Roboters wurde härter. »Sei vernünftig. Oder sollte ich ein paar der anderen Passagiere enthaupten, um dich zur Kooperation zu bewegen? Frag Serena Butler danach – sie weiß, dass ich es tun würde.«
Sheeana blickte ihn zornig an.
Der Roboter fuhr in ruhigem Tonfall fort. »Doch ein einfaches Gespräch in deinem Quartier könnte meinen Appetit fürs Erste stillen. Wäre dir das nicht lieber als ein Blutbad?«
Sheeana gab den anderen ein Zeichen, dass sie zurückbleiben sollten, dann kehrte sie dem Roboter den Rücken zu und ging zu einem der noch funktionierenden Aufzüge. Mit fließenden Schritten folgte Erasmus ihr.
In ihrer Unterkunft war der Roboter fasziniert von dem konservierten Van-Gogh-Gemälde. Hütten in Cordeville war eins der ältesten Kunstwerke der menschlichen Kultur. Erasmus stand vor dem Bild und betrachtete es eingehend. »Ja! Ich erinnere mich sehr gut daran. Ich habe es selbst gemalt.«
»Es ist das Werk eines Künstlers von der Erde aus dem neunzehnten Jahrhundert, Vincent van Gogh.«
»Ich habe den verrückten Künstler mit großem Interesse studiert, aber ich versichere dir, dass dies in Wirklichkeit eine der Kopien ist, die ich selbst vor Jahrtausenden gemalt habe. Ich habe dem Original mit größter Aufmerksamkeit für alle Details nachgeeifert.«
Sie fragte sich, ob es tatsächlich wahr sein konnte, was er sagte.
Erasmus nahm das empfindliche Gemälde von der Wand und studierte es ganz genau. Er strich mit den Metallfingerspitzen über das dünne Plaz, das die raue Oberfläche des Ölbildes schützte. »Ja, ich erinnere mich an jeden Pinselstrich, jeden Wirbel, jeden Farbpunkt. Es ist wahrlich ein geniales Werk.«
Sheeana hielt den Atem an,
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