Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
hier Ihre Zeit vergeuden möchten.«
Sheeana fügte schroff hinzu: »Wenn wir einen Übermenschen an Bord hätten, wäre es Ihnen niemals gelungen, uns gefangen zu nehmen.«
Diese Bemerkung verstörte den Baron. Im Hinterkopf hörte er die entnervende Stimme von Alia, die sich kichernd über sein Unbehagen amüsierte. Sein Gesicht rötete sich, aber er zwang sich dazu, nicht laut zu sprechen. Er machte sich zum Narren, wenn er auf die unhörbare Stimme eines unsichtbaren Quälgeistes antwortete! Weitere Menschen kamen durch die Korridore des Nicht-Schiffes und versammelten sich vor ihm wie Soldaten, die zum Appell erschienen.
Ein jugendlicher Ghola von kleiner Gestalt irritierte ihn am meisten. Der junge Mann war dünn und hatte teigige Haut. Er sah den Baron mit hasserfülltem Blick an, obwohl er ihm nicht bekannt vorkam. Er fragte sich, was er diesem Menschen angetan haben mochte.
Schau genauer hin, Großvater. Es kann nicht sein, dass du ihn nicht wiedererkennst. Immerhin hätte er dich fast getötet!
Ich schwöre dir, dass ich eine Möglichkeit finden werde, dich aus meinem Gehirn zu reißen!
Mit neutralem Gesichtsausdruck sah er sich den mürrischen Ghola noch einmal an, und plötzlich verstand er die Bedeutung des einfachen schwarzen Karos auf seiner Stirn. »Nanu, das ist doch Yueh! Mein lieber Dr. Yueh, wie schön, Sie wiederzusehen! Ich hatte nie die Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie sehr Sie vor langer Zeit den Harkonnens geholfen haben. Schön, dass ich an Bord dieses Schiffes überraschend auf einen Verbündeten stoße!«
Yueh wirkte mager und kraftlos, doch das Funkeln in seinen Augen verriet mörderischen Hass. »Ich bin nicht Ihr Verbündeter.«
»Sie sind ein schwacher kleiner Wurm. Es war nicht besonders schwierig, Sie damals zu manipulieren – und ich könnte es jederzeit wieder tun.« Der Baron war überrascht, dass der dürre Kerl nicht vor ihm zurückwich. Diese Version von Yueh schien stärker als das Vorbild zu sein. Vielleicht hatte er etwas aus seiner schändlichen Vergangenheit gelernt.
»Sie haben keine Macht mehr über mich, Baron. Sie haben keine Wanna. Und selbst wenn, würde ich meine Fehler von damals nicht wiederholen.« Er verschränkte die Arme über der schmalen Brust und reckte das spitze Kinn.
Der Baron wandte sich abrupt vom Suk-Arzt ab, als noch mehr Gefangene des Nicht-Schiffes vortraten. Eine junge Frau von etwa achtzehn Jahren mit bronzefarbenem Haar sah genauso wie die liebreizende Lady Jessica aus. Die Art und Weise, wie sie ihn mit Abscheu betrachtete, deutete darauf hin, dass auch die Erinnerungen dieses Gholas erweckt worden waren. Wusste Jessica, dass sie in Wirklichkeit seine Tochter war? Sie könnten höchst unterhaltsame Gespräche führen!
Neben der jugendlichen Jessica standen – als wollten sie sie schützen – eine jüngere Frau in Fremenkleidung und ein dunkelhaariger junger Mann. Er war das vollkommene Spiegelbild von Paolo, nur etwas älter. »Und wenn das nicht der junge Paul ist? Ein zweiter Paul Atreides!«
Ein schneller Hieb, nur ein kleiner Ritzer mit dem Giftdolch, und der konkurrierende Kwisatz Haderach wäre aus der Welt geschafft. Aber der Baron erschauderte, als er sich vorstellte, wie Omnius darauf reagieren würde. Der Baron wollte natürlich, dass Paolo seine Machtposition einnahm, aber er war nicht bereit, für den Jungen sein eigenes Leben zu opfern. Obwohl der Baron ihn aufgezogen und ausgebildet hatte, war er schließlich immer noch ein Atreides.
»Hallo, Großvater«, sagte Paul. »In meiner Erinnerung bist du viel älter und fetter.«
Der Baron fand sein Auftreten und seinen Tonfall ärgerlich. Aber noch viel schlimmer war, dass er ein seltsames, schwindelerregendes Gefühl verspürte ... als wäre es Paul von Anfang an bestimmt gewesen, diesen Satz zu sagen, als hätte er diesen Moment in zahlreichen Visionen immer wieder erlebt.
Trotzdem klatschte der Baron in die Hände, um ihm spöttisch zu applaudieren. »Ist die Ghola-Technologie nicht etwas Wunderbares? Das ist wie die Zugabe am Ende einer langweiligen Jongleurdarbietung am Hof des Imperators. Alle finden sich noch einmal zu einer Wiederholung der schönsten Momente zusammen!«
Paul versteifte sich. »Das Haus Atreides hat die Harkonnens schon vor langer Zeit vollständig ausgelöscht. Ich erwarte, dass die Geschichte auch diesmal auf ähnliche Weise ausgeht.«
»Ha!« Obwohl er sich prächtig amüsierte, trat der Baron-Ghola keinen Schritt näher. Er winkte den
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