Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
– weder zu schnell noch zu langsam. Der Stab traf auf eine rotierende Scheibe und ließ die schwarze Kugel im Zentrum der Sphäre emporschweben. Shaddam konzentrierte sich und zog den Stab wieder zurück, worauf die Kugel in das Loch mit der Nummer 9 fiel.
»Ihr habt heimlich geübt, Herr, hmmm?«, sagte Fenring. »Gibt es für den Imperator etwa keine dringlicheren Pflichten? Trotzdem müsst Ihr Euch mehr am Riemen reißen, wenn Ihr mich schlagen wollt.«
Der Imperator starrte auf den Stab, den er soeben benutzt hatte, als hätte er ihn furchtbar enttäuscht.
»Möchtet Ihr vielleicht die Stäbe tauschen, Herr?«, bot Fenring ihm in spöttischem Tonfall an. »Stimmt damit etwas nicht?«
Shaddam schüttelte störrisch den Kopf. »Ich werde diesen Stab behalten, Hasimir. Das wird für lange Zeit unser letztes Spiel sein.« Er atmete tief ein und blähte die Nasenflügel. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich jetzt allein zurechtkomme.« Er schien nach Worten zu suchen. »Aber das heißt nicht, dass ich nicht mehr an deinen Ratschlägen interessiert bin.«
»Selbstverständlich, Eure Hoheit. Deshalb schickt Ihr mich in ein Sandloch, das von Sandwürmern und ungewaschenen Barbaren bevölkert wird.« Er starrte ausdruckslos über den Schildball auf Shaddam. »Ich denke, dass es ein schwerer Fehler ist. In diesen ersten Tagen deiner Herrschaft hast du guten, objektiven Rat nötiger als je zuvor. Du kannst nicht alles allein bewältigen, Shaddam, und wem kannst du mehr vertrauen als mir?«
»Nun, ich habe die Atreides-Krise recht gut bewältigt. Ich allein habe eine Katastrophe verhindert.«
Fenring zögerte seinen Zug an der Schildballkonsole weiter hinaus und sagte: »Ich stimme zu, dass das Ergebnis durchaus positiv war – aber wir haben immer noch nicht erfahren, was er über uns und die Tleilaxu weiß.«
»Ich wollte nicht den Eindruck übermäßiger Besorgnis erwecken.«
»Ähm-hmm. Vielleicht hast du Recht. Aber wenn du das Problem gelöst hast, dann verrate mir Folgendes: Wenn es nicht Leto war, wer hat dann auf die Tleilaxu-Schiffe gefeuert? Und wie?«
»Ich denke über verschiedene Alternativen nach.«
Fenrings große Augen blitzten auf. »Leto ist zur Zeit äußerst populär, vielleicht macht er dir eines Tages sogar den Thron streitig. Ob er die Krise nun selbst ausgelöst hat oder nicht, Herzog Atreides hat sie in einen unstrittigen Sieg für sich und die Ehre seines Hauses verwandelt. Er hat ein scheinbar unüberwindliches Hindernis bewältigt und sich mit bewundernswerter Eleganz aus der Affäre gezogen. Die Mitglieder des Landsraads achten auf solche Dinge.«
»Ja, sicher ... aber es ist kein Grund zur Besorgnis.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Unzufriedenheit unter den Häusern wurde vielleicht nicht restlos zerstreut, wie man uns glauben machen will.«
»Wir haben die Bene Gesserit auf unserer Seite, dank meiner Frau.«
Fenring schniefte. »Die Ihr auf meinen Vorschlag hin geheiratet habt, Hoheit. Aber nur weil die Hexen etwas behaupten, wird es dadurch nicht unbedingt wahr. Was ist, wenn diese Allianz nicht genügt?«
»Wie meinst du das?« Shaddam zog sich vom Spielapparat zurück und bedeutete Fenring ungeduldig, seinen Zug zu machen.
»Denk einmal nach, wie unberechenbar Herzog Leto ist. Vielleicht bereitet er geheime militärische Bündnisse vor, um Kaitain zu überfallen. Seine enorme Beliebtheit verschafft ihm eine gute Verhandlungsposition, und er ist allem Anschein nach sehr ehrgeizig. Die Oberhäupter der Großen Häuser sind gerne bereit, mit ihm zu reden. Du dagegen hast zur Zeit keine so breite Basis der öffentlichen Unterstützung.«
»Ich habe meine Sardaukar.« Dennoch wies das Gesicht des Imperators Fältchen des Zweifels auf.
»Behalte deine Legionen gut im Auge, um sicherzustellen, dass sie nicht infiltriert sind. Ich werde von Arrakis aus nicht viel bewirken können, aber ich mache mir Sorgen wegen solcher Angelegenheiten. Ich weiß, du hast gesagt, du würdest allein mit allem zurechtkommen, und ich glaube dir. Ich bemühe mich nur, dich nach bestem Wissen zu beraten – wie ich es stets getan habe –, Hoheit.«
»Das weiß ich zu schätzen, Hasimir. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mein Cousin Leto die Heighliner-Krise bewusst heraufbeschworen hat, um dieses Ergebnis zu erreichen. Dazu war alles zu unwägbar, zu riskant. Er konnte nicht wissen, dass ich letztlich für ihn in die Bresche springen würde.«
»Aber ihm war klar, dass du
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