Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Literaturgeschichte dar. Ich war es dem Vermächtnis meines Vaters schuldig, keine falsche Entscheidung zu treffen. Ich las alles, was ich von Kevin in die Hände bekommen konnte, und machte mich über ihn sachkundig. Bald wurde mir klar, dass er ein brillanter Schriftsteller war und einen ausgezeichneten Ruf hatte. Also entschloss ich mich, ihn anzurufen.
Wir verstanden uns auf Anhieb, sowohl auf privater wie auch professioneller Ebene. Abgesehen von der Tatsache, dass ich ihn sympathisch fand, spürte ich zwischen uns eine Energie fließen, es kam zu einem bemerkenswerten Austausch von Ideen, von dem die Serie nur profitieren konnte. Nachdem ich das Einverständnis meiner Familie eingeholt hatte, beschlossen Kevin und ich, keine Fortsetzung, sondern ein Prequel zu schreiben – das jedoch nicht in uralten Zeiten lange vor der Dune -Serie spielen sollte. Stattdessen wollten wir auf Ereignisse eingehen, die sich nur dreißig oder vierzig Jahre vor dem Beginn des Wüstenplaneten zugetragen hatten – wie sich Pauls Eltern kennen gelernt hatten, was der Planetologe Pardot Kynes auf Arrakis erlebt hatte, bis zu den Gründen für die schreckliche Feindschaft zwischen den Häusern Atreides und Harkonnen und vielem anderen mehr.
Bevor wir ein detailliertes Exposé verfassten, lasen wir noch einmal alle sechs Dune -Bände, die mein Vater geschrieben hatte, während ich mit der Arbeit an einer umfangreichen Dune-Konkordanz begann – eine Enzyklopädie sämtlicher Figuren, Orte und Wunder des Dune -Universums. Von großer Bedeutung war für uns die Frage, wie sich mein Vater den Abschluss der Serie vorgestellt hatte. Es stand fest, dass er für Dune 7 etwas ganz Besonderes im Sinn gehabt hatte, doch unabsichtlich hatte er uns damit ein großes Geheimnis hinterlassen. Es fanden sich keine Notizen oder sonstigen Hinweise, es gab nur das, an was ich mich erinnerte, dass nämlich mein Vater kurz vor seinem Tod verschiedene Stellen in zwei Taschenbuchausgaben von Die Ketzer des Wüstenplaneten und Die Ordensburg des Wüstenplaneten mit einem gelben Marker angestrichen hatte. Doch diese Bücher waren nach seinem Tod nicht mehr aufzufinden.
Als ich mich Anfang Mai 1997 endlich mit Kevin J. Anderson und seiner Frau, der Schriftstellerin Rebecca Moesta, traf, explodierten wir geradezu mit neuen Ideen für das Buch. Hektisch kritzelten wir sie auf Papier oder zeichneten sie auf Band auf. Aus diesen Notizen entwickelten sich erste Szenen, während wir immer noch darüber diskutierten, welchen Abschluss mein Vater für die Serie geplant haben mochte.
In den letzten zwei Bänden, Die Ketzer des Wüstenplaneten und Die Ordensburg des Wüstenplaneten, hatte er eine neue Bedrohung eingeführt – die infamen Geehrten Matres –, die damit begonnen hatten, große Teile der Galaxis zu verwüsten. Am Ende der Ordensburg standen die Hauptfiguren mit dem Rücken zur Wand, kurz vor der Niederlage ... worauf die Leser erfahren, dass die Geehrten Matres selbst vor einer noch größeren und geheimnisvolleren Bedrohung auf der Flucht waren ... einer Gefahr, die sich nun auch den Protagonisten der Geschichte näherte, bei denen es sich hauptsächlich um Ehrwürdige Mütter der Bene Gesserit handelte.
Knapp zwei Wochen nach unserem Treffen rief mich ein Anwalt an, der sich um den Nachlass meiner Eltern kümmerte. Er teilte mir mit, dass in einem Banksafe in einer Vorstadt von Seattle zwei Behälter aufgefunden worden seien, die Frank Herbert gehörten – und von deren Existenz keiner von uns etwas gewusst hatte. Ich vereinbarte einen Termin mit der Bankverwaltung, dann verfolgte ich mit zunehmender Spannung, wie das Schließfach geöffnet wurde. In den Behältern befanden sich Unterlagen und alte Floppy-Disks, die umfangreiche Notizen zum nie veröffentlichten 7. Dune -Band enthielten – der langerwarteten Fortsetzung zu Die Ordensburg des Wüstenplaneten! Jetzt wussten Kevin und ich mit Gewissheit, was Frank Herbert beabsichtigt hatte, so dass wir die Handlung des Prequels im Hinblick auf das künftige große Finale der Serie anlegen konnten.
Mit neuer Begeisterung machten wir uns daran, ein Buchkonzept auszuarbeiten, das wir den Verlagen präsentieren konnten. Für diesen Sommer hatte ich eine Reise nach Europa eingeplant, zu einer Hochzeitsfeier, an der meine Frau Jan und ich unbedingt teilnehmen wollten. Ich nahm einen neuen Laptop-Computer und einen federleichten Drucker mit, worauf Kevin und ich den ganzen Sommer lang FedEx-Pakete hin und
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