Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
Antrieb gab.
Trotz der brillanten politischen Karriere ihres Ehemannes, der von Jahr zu Jahr größere Erfolge feierte, hatte sich die einst temperamentvolle Livia aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um sich auf philosophische und religiöse Fragen zu konzentrieren. Sie hatte der imposanten Festung des Geistes größere Geldsummen gespendet, mit denen zusätzliche Meditationsklausen, Tempel und Bibliotheken errichtet worden waren. Nachdem sie in vielen schlaflosen Nächten tiefgründige Diskussionen mit der Kogitorin Kwyna geführt hatte, wurde Livia zur Äbtissin der Einrichtung.
Nach der Familientragödie hatte sich Manion Butler in die Arbeit für die Liga gestürzt, während Serena eine größere Verantwortung auf ihren Schultern lasten spürte und sich höhere Ziele setzte. Obwohl sie nichts mehr für ihren Bruder tun konnte, wollte sie etwas gegen das Leid anderer Menschen unternehmen, wo sich auch nur eine Möglichkeit dazu bot. Sie stürzte sich auf die Politik, engagierte sich für die Abschaffung der Sklaverei, die auf vielen Welten der Liga immer noch praktiziert wurde, und schwor sich, nach einem Weg zu suchen, wie die Herrschaft der Denkmaschinen beendet werden konnte. Niemand hatte ihr je den Vorwurf gemacht, es würde ihr an einer Vision oder genügend Energie mangeln ...
Auch nachdem sie getrennt lebten, waren Manion und Livia Butler wichtige Stützen der salusanischen Gesellschaft geblieben. Sie waren stolz auf die Leistungen des anderen – ohne geschieden zu sein, ohne dass ihre Gefühle füreinander nachgelassen hätten. Sie hatten sich lediglich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Xavier wusste, dass Serenas Mutter gelegentlich nach Hause kam, um ein paar Nächte mit ihrem Mann zu verbringen und am Wochenende ihre Töchter zu sehen. Doch anschließend kehrte sie jedes Mal in die Stadt der Introspektion zurück.
Serenas Verlobung war bedeutend genug, um ihre Mutter wieder in die Öffentlichkeit zu locken. Nachdem Xavier viermal hintereinander mit seiner künftigen Braut getanzt hatte, bestand Äbtissin Livia darauf, mit ihrem künftigen Schwiegersohn zu tanzen.
Später, während einer längeren Akustikpassage mit den »Balladen vom Langen Marsch«, die von einer salusanischen Kapelle gespielt wurden, zogen sich Xavier und Serena ins Herrenhaus zurück. Livia weinte hemmungslos, als sie sich erinnerte, dass Fredo ebenfalls Musiker hatte werden wollen. Manion saß neben seiner Frau und hielt sie im Arm.
Obwohl das Fest zu ihren Ehren stattfand, hatten Xavier und Serena allmählich genug vom Trubel, vom Begrüßen der Gäste und vom Einsammeln der Geschenke. Sie lachten über jede halbwegs geistreiche Bemerkung, um keinen Vertreter der großen Familien zu beleidigen. Nun sehnten sich die beiden danach, wenigstens ein paar Augenblicke miteinander allein sein zu können.
Irgendwann schlichen sie sich fort und eilten durch die Korridore des Hauses, an warmen Küchen und muffigen Speisekammern vorbei, bis sie eine kleine Nische außerhalb des Wintersonnenzimmers erreichten. Im Winter zeichnete der schräg einfallende Sonnenschein bronze getönte Regenbogen in diesen Raum. Hier nahm die Familie Butler während der kalten Jahreszeit traditionell ihr Frühstück ein; hier konnten sie plaudern und den Sonnenaufgang beobachten. Serena verband angenehme Erinnerungen mit diesem Zimmer.
Sie zwängte sich mit Xavier in die Nische. Leuchtstreifen erhellten den eigentlichen Raum, doch es gab noch etliche Schatten. Serena zog ihn an sich und küsste ihn. Er legte eine Hand hinter ihren Kopf und streichelte ihr Haar, dann beugte er sich herab und erwiderte ihren Kuss mit hungriger Leidenschaft.
Als sie eilige Schritte im Korridor hörten, verstummten die Liebenden und amüsierten sich lautlos über ihr geheimes Rendezvous. Doch die muntere Octa spürte sie problemlos auf. Sie errötete verlegen und wandte den Blick ab. »Ihr müsst wieder in den Bankettsaal kommen. Vater macht sich bereit, das Dessert zu servieren. Und ein Bote hat sich angekündigt.«
»Ein Bote?« Plötzlich klang Xavier wieder militärisch offiziell. »Von wem?«
»Er ist per Raumschiff nach Zimia gekommen und hat nach einer Audienz mit dem Parlament verlangt. Doch da die meisten Edlen Gäste eurer Verlobungsfeier sind, hat er sich auf den Weg zum Hügel gemacht.«
Xavier bot beiden Schwestern seine Arme an, um sie zu führen. »Lasst uns gemeinsam zurückgehen, damit wir uns anhören können, was der Bote zu melden hat.«
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