Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
sich mit der titanischen Kraft eines entfesselten Flusses voran.
Diese Waffe war selbst für die Denkmaschinen viel zu mächtig.
Die maschinellen Invasoren zögerten, als ihre Sensoren ihnen die herankommende Wasserwand anzeigten. Sie analysierten die Information und versuchten sich zurückzuziehen. Aber sie waren viel zu langsam. Der flüssige Vorschlaghammer zerschmetterte sie. Er wirbelte selbst die am stärksten gepanzerten Körper davon wie Blätter in einem Sturm.
Das befreite Wasser riss ebenso die Bauten in den geschützten Höhlen heraus. Die heilige Stadt Darits wurde fortgeschwemmt, zusammen mit den nicht geretteten Reliquien und allen zenschiitischen Einwohnern, die sich geweigert hatten, die Stadt zu verlassen.
Xavier Harkonnen stand am Rand der Schlucht, in sicherer Entfernung vom tosenden Ausbruch des Wassers, und beobachtete mit grimmiger Miene das Geschehen. Er konnte die frische nasse Erde und das schäumende Wasser riechen, als das Reservoir sich vollends mit einem großen, schlammbeladenen Schwall leerte. Stromabwärts würde die Flut die Ernte und die Siedlungen auslöschen.
Ich hätte jede andere Taktik bevorzugt. Doch sie haben mir keine Wahl gelassen.
* * *
Nachdem die Maschinen fortgespült waren und die Wasserwand weiter die Schlucht hinabjagte, trafen Djihad-Shuttles ein, um die wieder formierten Kräfte aufzunehmen. Während Xavier die Ginaz-Söldner und seine verbliebenen Soldaten über der Schlucht versammelte, schrien und jubelten tausende Kämpfer, um ihren großen Sieg zu feiern.
Im Gegensatz zu ihnen wirkten die überlebenden Zenschiiten entsetzt und erschüttert, die Augen ungläubig aufgerissen. Rhengalid, dessen Gesicht mit Dreck beschmiert war, zeigte mit einem anklagenden Finger auf Xavier.
»Ich verfluche dich! Du hast unsere heilige Stadt zerstört, unsere heiligen Reliquien und tausende unseres Volkes. Möge der Zorn Gottes für eine Million Jahre über dich und deine Nachfahren kommen!«
Das Wasser dröhnte weiter durch die Schlucht und breitete sich aus, wo das Gelände ebener wurde. Die letzten Brocken des zerfallenden Damms brachen von den Verankerungen in der Felsenwand, und das gewaltige Reservoir leerte sich. Einige Fischerboote waren in die Stromschnellen getrieben worden, wo der Strom sie zerschmettert hatte.
»Sie werden eine gesamte Stadt neu aufbauen müssen.« Xavier sah Rhengalid mit wenig Sympathie an. »Doch Sie können das nur tun, weil Sie am Leben sind – und weil Sie frei sind.«
14
Geheimnisse gebären neue Geheimnisse.
Sprichwort von Arrakis
Nachdem Agamemnon und seine Titanen auf getrennte Missionen ausgesandt worden waren, wirkte Corrin wieder friedlich und effizient.
Obwohl die Denkmaschinen über jeden Knotenpunkt des weitläufigen Netzwerks des Allgeistes kommunizieren konnten, erhielt Erasmus von Omnius den Befehl, sich für ein Treffen zum Zentralturm von Corrin zu begeben.
Jedes Mal, wenn Erasmus das große nadelförmige Gebäude aus Flussmetall sah, passte der Turm sein Aussehen an die jeweiligen Launen von Omnius an. Das mechanische Gebilde mit den Schiebewänden, Plazfenstern und verstellbaren Böden schien selbst lebendig zu sein. Der Kern des Allgeists bewegte sich durch das Labyrinth von der Spitze des Turmes bis zu den unterirdischen Kammern.
Erasmus konnte die Mimik seines beweglichen Metallgesichts wechseln, doch der Corrin-Omnius konnte ganze Gebäudestrukturen verändern – und tat dies auch. Soweit der autonome Roboter wusste, gab sich keine der anderen Omnius-Kopien solchen Launen hin. Es ließ den herrschenden Computer beinahe ... exzentrisch erscheinen.
Als er eintraf, nahm Erasmus gehorsam einen schnellen Aufzug zum siebten Stock des Flussmetallturms, wo er in einen kleinen fensterlosen Raum hinaustrat. Nachdem sich die metallischen Türen nahtlos hinter ihm geschlossen hatten, konnten seine optischen Fasern keine Öffnungen in den Wänden oder der Decke mehr erkennen. Er fragte sich, ob der Allgeist ihn einzuschüchtern versuchte.
Entwickelte dieser spezielle Omnius – der Allgeist auf der strategisch zentralen Maschinenwelt – Gefühle und Verschrobenheiten? Hielt sich der Corrin-Omnius den anderen für überlegen? In der Vergangenheit hatte der neugierige Roboter versucht, sondierende Fragen in dieser Hinsicht zu stellen, doch der Allgeist hatte sich beharrlich geweigert, darauf zu antworten.
Der hochentwickelte Computer hatte seine Eigenarten und Neigungen – und ein ausgeprägtes
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