Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
offensichtlich Schwierigkeiten, ein derart überflüssiges Gemetzel in Kauf zu nehmen, und Abulurds Argumente verstärkten nur ihre Zweifel.
Vorian reckte die Schultern und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Bashar Harkonnen, ich habe meine Entscheidung getroffen und meine Befehle erteilt. Wir befinden uns hier nicht in einem Debattierclub.« Er hob die Stimme und brüllte die Brückenbesatzung an. »Waffen hochfahren und für den letzten Vorstoß bereit machen!«
»Wenn Sie das tun, Vorian Atreides«, sagte Abulurd ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen, »dann sind Sie nicht besser als Ihr Vater. Das ist genau die Art von Handlungsweise, wie sie für den Titanen Agamemnon typisch ist.«
Jegliche Gefühlsregung verschwand aus Vorians Gesicht, als hätte man einen Leuchtglobus ausgeschaltet. Seine Züge erstarrten zu einer harten Maske, und seine Stimme klang so eisig wie die Gletscherlandschaft von Hessra. »Bashar Harkonnen, hiermit enthebe ich Sie Ihrer Pflichten. Sie begeben sich unverzüglich in Ihr Quartier und verlassen es nicht eher, bis die Schlacht um Corrin vorbei ist.«
Abulurd starrte ihn verblüfft und mit tiefer Bestürzung an, während sich brennende Tränen in seinen Augen sammelte. Er konnte es nicht fassen.
Vorian kehrte ihm den Rücken zu. »Benötigen Sie eine bewaffnete Eskorte?«
»Das wird nicht nötig sein, Sir.« Abulurd ging und ließ die Brücke hinter sich – und damit auch seine Hoffnung und seine Karriere.
103
Menschenleben sind nicht verhandelbar.
Bashar Abulurd Harkonnen,
private Tagebücher
In sein Quartier verbannt und seiner Pflichten entbunden, spürte Abulurd Harkonnen, wie die LS Serenas Sieg beschleunigte. Sie würde sich Corrin nähern und die schicksalhafte Grenze überschreiten, die von Omnius' Brücke der Hrethgir gebildet wurde.
Über den Interkom des Flaggschiffs hielt der Höchste Bashar eine mitreißende Ansprache, um seinen Soldaten für den gnadenlosen Angriff Mut zu machen. »Omnius glaubt, er könnte unseren Sieg vereiteln, indem er einen menschlichen Schutzschild rund um Corrin legt. Er glaubt, durch die Errichtung dieser ›Brücke der Hrethgir‹ würden wir unseren Kampfeswillen verlieren und ihn weiter an seinen gefährlichen Plänen arbeiten lassen. Aber er hat sich getäuscht.
Der Allgeist hat Millionen unschuldiger Menschen in eine Lage gebracht, die ihren Tod zur Folge haben wird. Das bestätigt nur die absolute Notwendigkeit, ihn endgültig zu vernichten, ganz gleich, welchen Preis wir dafür zahlen müssen. Die Denkmaschinen suhlen sich in ihrer Unmenschlichkeit, während wir uns an unserer Rechtschaffenheit erquicken. Dies soll das letzte Schlachtfeld dieses Krieges werden! Folgen Sie mir zum Sieg, zum Wohl unserer Kinder und aller künftigen Menschengenerationen!«
Abulurd wusste, dass es Vorian durch bloße Willenskraft gelingen würde, die Soldaten der Armee der Menschheit auf ihre Pflichten einzuschwören und ihre Zweifel zu zerstreuen, bis sie ihre Mission erfüllt hatten. An diesem Punkt gab es kein Zurück mehr. Der gegebene Impuls würde sie bis zum schrecklichen Ende mitreißen. Die Soldaten würden keine Gelegenheit mehr erhalten, darüber nachzudenken, was sie taten, bevor es zu spät war. Genau das war Vorians Absicht.
Doch Abulurd konnte in der Gefangenschaft seiner Kabine nichts tun, außer über die Konsequenzen nachzudenken. Verflucht, diese Todesopfer waren unnötig! Völlig überflüssig! Vor hatte diese Mission als Notfall deklariert und ohne tatsächliche Dringlichkeit einen Termin gesetzt. Dann hatte er sich schlicht geweigert, etwas an seiner Planung zu ändern, und zwar aus dem simplen Grund, weil er nicht dazu bereit war.
Faykan hatte sich zurückgezogen, damit er und seine Aristokraten die Sache aus sicherer Entfernung beobachten und ihre Hände in Unschuld waschen konnten. Vorian würde pflichtbewusst die volle Verantwortung für das Blutbad übernehmen. Aber nicht Abulurd Harkonnen.
Er betrachtete die Rangabzeichen auf seiner Uniform. Er war so stolz gewesen, als Vorian ihm den Bashar-Stern angeheftet hatte. Der junge Offizier hatte all seine Hoffnung und Verehrung auf Vorian Atreides gerichtet. Auf den Edelmut und die Ehre seines Mentors.
Nun war ihre Freundschaft zerbrochen – und wofür? All die vielen Menschen mussten nicht sterben. In der Anfangszeit des Djihad hatte sich Vorian Atreides einen Namen gemacht, weil er auf innovative Lösungen und Ideen gekommen war. Er hatte die
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