Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
mehrsprachige Vorstellung des Edelmanns Hoskanner von Gediprime ankündigte. Valdemar war auffällig groß, fast wie ein wandelnder Baum. Er trug einen schwarzen Anzug aus Spiegelstoff, der wie öliges Schattenspiel an seiner schlanken Gestalt schimmerte. Schwarzes Haar war von einem spitzen Haaransatz zurückgekämmt und krönte eine breite Stirn, auf die die gekrümmte Gestalt einer gehörnten Kobra tätowiert war, das Abzeichen des Hauses Hoskanner. Valdemars Nase stach aus seinem Gesicht hervor, und sein markanter Kiefer schien eigens dafür geschaffen, ihm beim Zähneknirschen zusätzliche Kraft zu verleihen. Den Blick fest auf den Fuß des kaiserlichen Throns gerichtet, vollführte Valdemar eine makellose, förmliche Verbeugung. Nicht ein einziges Mal schaute er zur Delegation der Linkams hinüber.
Die sechs Hoskanner-Leibwachen, die gleiche Anzahl, die auch Jesse gestattet war, trugen einschüchternde nietenbesetzte Uniformen. Ihre Gesichter wirkten stumpf und eckig, fast schon nicht mehr ganz menschlich. Sie alle trugen die tätowierte gehörnte Kobra, allerdings auf der linken Wange. Tuek bedachte sie mit einem höhnischen Lächeln und wandte sich anschließend um, als der Hochkaiser beide Edelmänner zu sich rief. Pflichtschuldig gingen sie aufeinander zu, bis sie das hohe Podest, auf dem der Thron stand, erreicht hatten.
»Edelmann Jesse Linkam, Sie haben im Namen des Adelsrats eine Beschwerde bezüglich des Monopols der Hoskanners auf die Gewürzproduktion eingelegt. Normalerweise bitten Wir die Adelshäuser darum, ihre Streitigkeiten ohne kaiserliche Einmischung beizulegen. Ihnen stehen direktere Mittel zur Verfügung: persönliche Zweikämpfe zwischen den Streitenden, Schiedsgerichte und sogar das Kanly. Keine dieser Methoden erscheint Ihnen hinreichend?«
»Nein, Herr«, antworteten Jesse und Valdemar gleichzeitig, als hätten sie ihre Antwort abgesprochen.
Das fleischige Gesicht des Kaisers zog sich zu einer finsteren Miene zusammen. Er wandte sich Jesse zu. Seine winzigen Augen lagen tief zwischen bleichen Fettfalten. »Edelmann Hoskanner hat einen Kompromiss angeboten, und ich schlage vor, dass Sie ihn annehmen.«
»Ich werde jedes Angebot in Betracht ziehen, solange es fair und gerecht ist.« Jesse schaute zu Valdemar hinüber, der seinem Blick auswich.
»Seit achtzehn Jahren deckt das Haus Hoskanner unseren Gewürzbedarf«, sagte der Kaiser. »Wir sehen keinen Grund, diese profitable Zusammenarbeit zu beenden, nur weil einige Familien sich einer missgünstigen Laune hingeben. Wir müssen uns davon überzeugen, dass eine Veränderung uns zum Vorteil gereicht. Edelmann Hoskanner ist mit Recht stolz auf seine Leistungen. Um seinen guten Willen zu beweisen, ist er bereit, sein Monopol auf die Dünenwelt für einen Zeitraum von zwei Jahren aufzugeben. Das Haus Linkam – und nur das Haus Linkam – wird die Kontrolle über die Gewürzernte übernehmen. Wenn Linkam am Ende dieser Probezeit mehr fördert als Hoskanner in den beiden vorangegangenen Jahren, werden Wir seinem Haus die Rechte auf den Gewürzabbau dauerhaft zusprechen. Anschließend können Sie dem Adelsrat nach eigenem Gutdünken Anteile übertragen.«
»Ein Wettbewerb, Euer Hoheit?«
Der Hochkaiser ließ sich nicht gern unterbrechen. »Edelmann Hoskanner hat mit diesem Angebot seine außergewöhnliche Großzügigkeit unter Beweis gestellt, und gleichzeitig bringt er damit das Vertrauen in seine Fähigkeiten zum Ausdruck. Wenn Sie der Bessere sind, gehört das Monopol Ihnen. Nehmen Sie diese Bedingungen als angemessene Lösung des Konflikts an?«
Das kaum verhohlene Lächeln, das hinter Valdemars Miene lauerte, verriet Jesse, dass es genau das war, was sein Gegenspieler wollte, aber er sah keine andere Möglichkeit. »Ist es mir gestattet, die Produktionszahlen der Hoskanners einzusehen, damit ich weiß, wie viel wir fördern müssen?«
Hoskanner trat vor. »Herr, meine Arbeiter hatten es weder mit einer Herausforderung noch mit einem vorgegebenen Soll zu tun. Wir haben unser Bestes gegeben und den geforderten Anteil ans Imperium abgetreten. Wenn man Edelmann Linkam ein Soll vorgibt, wäre das ein unfairer Vorteil.«
»Dem stimme ich zu«, erklärte der Hochkaiser mit einem schnellen Blick zu Valdemar. Jesse war davon überzeugt, dass die beiden diese Bedingung im Vorhinein abgesprochen hatten.
Doch so einfach gab der Patriarch des Hauses Linkam nicht auf. »Aber Hoskanner hatte viele Jahre Zeit, um eine Infrastruktur aufzubauen,
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