Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
stets auf Sicherheit bedachten Esmar Tuek gefiel es gar nicht, dass die meisten seiner Sandarbeiter verurteilte Sträflinge waren. Wie vertrauenswürdig konnten die schon sein? Andererseits wusste er auch, dass viele der besten Soldaten, mit denen er im Militär gedient hatte, eine zwielichtige Vergangenheit hatten oder von Gewissensbissen geplagt wurden.
In versöhnlichem Tonfall fragte er: »Wie lange müssen Sie noch auf der Dünenwelt bleiben? Ich kann keinen Erntevorarbeiter gebrauchen, der uns in ein paar Monaten verlässt.«
»Wie gesagt, inzwischen bin ich ein Freier. Ich lebe seit zwölf Jahren hier, sieben davon seit dem Ende meiner Strafe.«
»Warum sind Sie nicht gegangen, Mann?«, entfuhr es Gurney. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand freiwillig an diesem verfluchten Ort bleiben sollte.«
»Ich bin nicht freiwillig hier. Wenn wir unsere Strafe abgearbeitet haben, lässt man uns nicht gehen, es sei denn, wir bezahlen die Passage zu einem anderen Planeten selbst. Nur den Geschicktesten und Verschlagensten gelingt es, so viel Geld zu machen. Deshalb bleiben selbst Freie hier und leisten praktisch Sklavenarbeit. Ich spare seit Jahren und habe gerade mal die Hälfte von dem, was ich brauche.« Er verzog das Gesicht. »Unglücklicherweise habe ich diese verfluchte Klausel nicht bemerkt, als ich den Vertrag unterschrieb.«
»Klingt nach einem sauberen kleinen Betrug«, sagte Tuek.
English zuckte mit den Schultern. »Ob Betrug oder nicht, ich hätte die Strafhöhlen auf Eridanus V nicht überlebt. Dort tropft Säure von den Wänden, und immer wieder werden Leute durch Tunneleinstürze verkrüppelt und getötet. Und selbst wenn ich meine Strafe dort abgearbeitet hätte, wäre ich hinterher noch immer ein verurteilter Verbrecher gewesen.« Er berührte erneut das Zeichen über seiner Braue. »Hier bin ich für immer ein Freier und kein Verbrecher.«
Angemessen beeindruckt beschloss Tuek, dem Mann eine Chance zu geben, ihn aber genau im Auge zu behalten. »Mr. English, könnten Sie uns mit einem Ornijet zu einem Inspektionsflug mitnehmen?«
»Nichts leichter als das, General. Ich werde nachsehen, wo sich die Arbeitstruppen befinden, die heute rausgegangen sind. Die wenigsten haben ihre Ausrüstung in Gang bekommen.«
Die drei Männer ließen die schwarzen Felszinnen hinter sich und flogen über die endlosen Weiten butterfarbener Dünen. Gurney schaute durch das getönte Fenster des Ornijets auf die Wüste hinab. »›Ein Land der Dürre und der Steppe; niemand wird darin wohnen, kein Mensch sie durchwandern‹«, gab der Spielmann aus seinem umfangreichen Repertoire einschlägiger Zitate zum Besten. Er wandte sich um und schaute zu den klobigen Gebäuden Carthags zurück, die sich zwischen den Felsen drängten. »Wie Jesaja vor langer Zeit auf einer anderen Welt sagte: ›Er baute Türme in der Wüste.‹«
Tuek schaute missbilligend zu der schmutzigen Stadt zurück, die die Hoskanners errichtet hatten. »Ich würde diese Gebäude nicht gerade als Türme bezeichnen.«
Nachdem English den Ornijet tiefer in die Wüste gelenkt hatte, fuhr er die Tragflächen zu ihrer vollen Spannweite aus. Sie schlugen langsam auf und ab, als das Fluggerät in eine Turbulenz geriet. Er kämpfte mit den Kontrollen. »Halten Sie sich fest, meine Herren. Könnte schlimmer werden, könnte aber auch nachlassen.«
»Ah, dann sind wir also für alle Eventualitäten gerüstet!«, sagte Gurney leise lachend.
»Kommt ein Sturm auf?«, erkundigte sich Tuek.
»Nur thermische Winde. Kein Grund zur Sorge.« English berührte die raue, glänzende Haut seiner linken Gesichtshälfte. »Ich kann schlechtes Wetter spüren. Unglücklicherweise weiß ich genauestens über die Stürme der Dünenwelt Bescheid.«
Nachdem er die Fluglage des Ornijets stabilisiert hatte, warf English dem alten Veteranen einen Blick zu. »Ich habe Ihnen von meiner Tätowierung erzählt, General Tuek. Würden Sie sich revanchieren, indem Sie mir erklären, was es mit diesen roten Flecken an Ihren Lippen auf sich hat? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Tuek berührte die hellen, moosbeerfarbenen Flecken, die seinen Mund auf ewig zeichneten. »Ich war einst von der Sapho-Droge abhängig. Sie verursacht ein Hochgefühl. Sie macht nachlässig ... und ruiniert einem das Leben.«
»Sapho verursacht solche Flecken?«
»Der Sapho-Saft ist farblos. Die roten Flecken bedeuten, dass ich das Gegenmittel genommen – und überlebt habe.«
»Sie waren
Weitere Kostenlose Bücher