Dunkel ist die Sonne
sagte: „Sie wären niemals imstande gewesen, von ihren Eiern für immer zu lassen!“
„Du mußt noch viel lernen.“
„Du bist vollkommen wahnsinnig“, sagte Vana.
Die Hexe sagte: „Nachdem ich euch die Aufgabe übertragen hätte, wären eure Eier hier deponiert worden. Aber das habt ihr vereitelt. Da ihr jedoch mittlerweile wißt, wo sie sind, könnt ihr zurückgehen und sie abholen, wenn ihr den Auftrag ausgeführt habt.“
Deyv und Vana sahen sich an. Glaubte sie im Ernst, daß sie sich auf das Territorium dieses Ungeheuers wagen würden? Jetzt, da sie das Versteck der Seeleneier kannten?
Hoozisst war anderer Ansicht.
„Sobald ich die Kräfte der Shemibob besäße, würde ich jemanden nach meinem Ei schicken. Er würde mir schon nicht davonlaufen, denn ich würde es genauso machen wie du, altes Scheusal. Ich würde sein Ei so lange festhalten, bis er wieder zurück wäre. Und dann, als zusätzlichen Ansporn, würde ich ihm noch ein oder zwei Stücke aus den Reichtümern der Shemibob versprechen.“
Er war in der Tat dumm und habgierig.
Sloosh mußte in Deyvs und Vanas Gesichtern gelesen haben, denn er sagte: „Nach dem, was ich von den Kräften der Shemibob weiß, würde ich eigentlich annehmen, daß jeder, der Zugang zu ihnen hat, sich seine Eier selbst machen könnte.“
„Meinst du wirklich?“ fragte Deyv überrascht.
Die Hexe bat um eine Übersetzung. Auch sie schien verblüfft zu sein. „Darauf wäre ich nie gekommen! Dann … oh, Shkanshuk! Dann … wären jene, die ich aussandte, wenn sie erfolgreich gewesen wären, gar nicht zu mir zurückgekommen!“
„Ich habe es aber gerade gedacht“, sagte der Archkerri. „Aber vielleicht sind ja die Sapienten, die du ausgesandt hast, nicht ganz so sapient.“
„Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, falls du eines Tages erfährst, daß einer von denen, die du einst schicktest, jetzt Herrscher über die Juwelenwüste ist“, sagte Vana.
Feersh wurde noch blasser.
24
Daß sie imstande sein könnten, selbst Duplikate ihrer Eier herzustellen, hatte Deyvs und Vanas Meinung nicht beeinflußt. Außer dem Wunsch ihre Eier zurückzubekommen, hatten sie nur noch den einen Wunsch, zu ihren Stämmen zurückzukehren. Sie hatten vor, sich in dem Moment, in dem sie landen würden, wieder zurück zu der Höhle zu begeben, in der sich ihre Eier angeblich befanden. Danach würden sie in Richtung Heimat aufbrechen.
Sloosh hatte sich das schon gedacht. „Ihr seid eurem Volk schuldig, einen Ausweg zu finden. Allen Völkern seid ihr das schuldig, allen Sapienten. Ihr könnt viel zu ihrer Rettung beitragen.“
Daß es wichtig war, den eigenen Stamm zu retten, konnten die beiden ja begreifen. Aber wieso sollten sie sich über ihre Feinde Gedanken machen?
„Wenn es euch gelänge, Zutritt zu einer anderen Welt zu erhalten, ihr aber nur euer eigenes Volk hinüberführen würdet, wären die anderen damit zum sicheren Untergang verurteilt. Es sind ihrer zu wenige, als daß sie sich auf gesunde Weise fortpflanzen könnten. Nach gewisser Zeit würden sie wegen Inzucht zugrunde gehen.“
„Und was ist mit dir?“ fragte Deyv. „Willst du nicht, daß auch dein Volk durchkommt?“
„Natürlich will ich das. Eigentlich begreife ich mich selber nicht. Warum überrede ich euch eigentlich dazu, Menschen durchzubringen, wenn sie doch wahrscheinlich alles daransetzen würden, um uns Archkerri zu vernichten? Aber ich bin Optimist, wie irrational diese Haltung auch sein mag.“
Vana hielt es zwar für gefährlich, aber immerhin für möglich, zu ihren jeweiligen Stämmen zurückzukehren. Unmöglich schien es ihr dagegen, die Shemibob zu besiegen. Warum also nicht realistisch sein?
„Jeder schafft sich seine eigene Realität“, erwiderte Sloosh. „Innerhalb gewisser Grenzen natürlich. Wo aber liegen die Grenzen in diesem Fall? Das werden wir erst wissen, wenn wir die Juwelenwüste erreicht haben.“
Als gerade niemand sonst in der Nähe war, gingen Vana und Deyv die einzelnen Möglichkeiten noch einmal durch.
„Es ist zu riskant“, meinte sie.
„Das finde ich auch. Wir sind schon bis jetzt zu viele Risiken eingegangen. Was wir bis jetzt durchgemacht haben, war schlimm, aber wenigstens wissen wir, was uns auf dem Rückweg erwartet. Aber in dem anderen Falle …“
„Wir haben sowieso keine Chance. Wie könnte uns gelingen, was vielen Tausenden in wer weiß wie vielen Tausenden und abermals Tausenden von Ruhezeiten nicht gelungen
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