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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und alarmiert zugleich. »Verdammt, was bedeutet das?« Die gewaltige Käferkreatur kam rasend schnell näher, sie hielt genau auf den Motorradkonvoi zu. Skudder gab den anderen ein Zeichen, die Motoren abzustellen, er selbst stieg von seiner Maschine ab und ging dem Reiter ein Stück entgegen. Es vergingen kaum fünf Minuten, bis aus dem schwarzen Umriß ein elefantengroßes, glänzendes Insekt geworden war. Skudder mußte sich mit aller Macht beherrschen, um nicht ganz instinktiv zurückzuweichen, als der Reiter auf ihn zupreschte. Obwohl er ihre Nähe gewohnt war, erschreckte ihn der Anblick der riesigen Reitinsekten so sehr wie am ersten Tag. Mit einem unbeschreibbaren Unbehagen sah Skudder zu dem Reiter hinauf, der im Nacken des Käfers hockte. Er bemerkte erst jetzt, daß er nicht allein war. Hinter der schmalen, vierarmigen Gestalt erhob sich eine zweite, sehr viel kräftigere, die allerdings auch sehr viel mehr Mühe hatte, sich auf dem glatten Chitinpanzer festzuklammern. Skudder fuhr überrascht zusammen, als er erkannte, wer es war. »Raoul!?« Der Reiter preschte weiter heran, kam zwei Meter vor Skudder mit einer abrupten Bewegung zum Stehen und musterte ihn einen Augenblick lang aus seinen riesigen, dunkelroten Facettenaugen; ein Blick, der Skudder erschaudern ließ. Zwei, drei endlose Sekunden lang schwebte der gigantische Kopf mit den mörderischen Mandibeln fast direkt vor seinem Gesicht, dann bewegte sich die Riesenkreatur ein Stück zur Seite und knickte gleichzeitig in den beiden vorderen Beinpaaren ein, um ihrem Reiter ein bequemeres Absteigen zu ermöglichen. Der Moroni blieb reglos in ihrem Nacken sitzen, aber Raoul ließ sich mit einem erleichterten Seufzer vom Rücken des Riesenkäfers sinken und humpelte auf ihn zu. Irgend etwas an diesem Humpeln erweckte Skudders Mißtrauen. Er wirkte nicht echt, fast, als wäre Raouls Verletzung längst geheilt. Aber das war natürlich unmöglich. Skudder verscheuchte den Gedanken. »Was ... was bedeutet das ... ?« fragte er verwirrt. »Wir sind ihm auf halber Strecke begegnet«, unterbrach ihn Raoul, in einem Tonfall, der Skudder fast mehr alarmierte als der Anblick des Reiters selbst. »Ich soll dir etwas ausrichten.« »Ausrichten?« Skudder sah erst ihn, dann den Moroni verstört an. Er verstand überhaupt nichts mehr. »Von wem?« »Von Daniel.«

Kapitel 5

    Ihre linke Körperhälfte war immer noch gefühllos, als sie erwachte. Es war Nacht, und sie lag neben einem auflodernden Feuer, das eine karge, aus Felsen und Büschen bestehende Landschaft erhellte. Es war nicht nur der Schlag gewesen, der ihr so lange das Bewußtsein geraubt hatte. In ihrem Mund und ihrer Nase war ein widerwärtiger Geschmack, der ihr verriet, daß Skudder außer einer Axt auch noch eine Flasche Chloroform mit sich herumschleppen mußte. Charity versuchte sich zu bewegen, aber es ging nicht. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, und selbst, wenn es ihr gelungen wäre, die Stricke zu lösen, wäre sie wohl kaum sehr weit gekommen: Rings um sie herum wimmelte es nur so von Sharks. Sie sah mindestens zwanzig der abenteuerlich gekleideten Gestalten, die am Feuer saßen oder sich in der Dunkelheit hin und her bewegten. Wo war sie? Sie konnte nicht sehr viel von ihrer Umgebung erkennen. Sie entdeckte ein paar Motorräder - blinkende schwarze Schatten in der Dunkelheit —, die Umrisse mächtiger Felsen und hier und da einen Busch. Sie war nicht mehr auf der Ebene, aber das war auch alles, was sie mit Sicherheit sagen konnte. Und sie war nicht die einzige Gefangene. Kaum anderthalb Meter neben ihr saß eine zweite, halb aufrecht an einen Baum gebundene Gestalt, schlanker als sie und mit kurzgeschnittenem dunklem Haar: Net. Charity hielt vergebens nach den anderen Wastelandern Ausschau. In ihrer unmittelbaren Nähe befand sich nur ein einziger Shark, der mit untergeschlagenen Beinen dasaß, ihr den Rücken zukehrte und vor sich hinzudösen schien. Charity versuchte sich umzudrehen. Ihre Schulter tat weh, und obwohl der Schmerz sich in Grenzen hielt, mußte sie all ihren Mut zusammennehmen, den Kopf zu drehen und an sich herabzublicken. Aber was sie sah, erleichterte sie. Offenbar war sie nicht verletzt. »Du hast nicht viel abbekommen«, sagte eine Stimme über ihr: Skudder. Charity sah auf, blickte einen Moment in Skudders Gesicht und fragte sich, wo er hergekommen war. Sie hatte ihn nicht gehört; trotz seines riesenhaften Wuchses schien er sich

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