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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Morons«, antwortete Skudder bereitwillig. »Ich weiß nicht, ob er ein Mensch ist oder einer von ihnen. Die Reiter unterstehen ihm.« »Und ihr.« »Nein.« Die Antwort kam so scharf, daß Charity spürte, daß sie einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. Und auch Skudder sah, daß sie es gemerkt hatte. Er lächelte verlegen. »Nein«, sagte er noch einmal. »Wir unterstehen niemandem. Er ... treibt Handel mit uns, wenn du es so nennen willst. Wir achten ein bißchen darauf, daß in unserem Gebiet alles seinen ordentlichen Gang geht, und er ... « Er überlegte einen Moment. »Was man eben so braucht«, sagte er schließlich. »Treibstoff, Ersatzteile ... wir sind viele.« Das war nicht die ganze Wahrheit. Charity spürte deutlich, daß Skudder ihr etwas Wesentliches verschwieg. Aber es hätte wenig Zweck gehabt, wenn sie nachfragte. Skudder schien ohnehin schon mehr zu sagen als ihm eigentlich recht war. »Was seid ihr?« fragte sie dann. »So eine Art privater Schlägertrupp dieses Daniel?« Skudder überhörte den bewußt beleidigenden Tonfall, in dem diese Frage gestellt war. Beinahe ungerührt schüttelte er den Kopf. »Wir sind frei«, sagte er. »Niemand sagt uns, was wir zu tun und zu lassen haben. Woher kommst du, Laird? Aus dem Süden?« Natürlich antwortete sie nicht, aber diesmal schien Skudder ihr Schweigen als Zustimmung zu deuten, denn er fuhr unvermittelt fort: »Ich weiß, daß diese Narren dort uns verachten. Aber weißt du, Laird, sie und ihre famosen Städte und ihre sogenannte Zivilisation können uns gestohlen bleiben. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist mir zu hoch.« Städte? Es gelang Charity nicht ganz, ihre Überraschung zu verbergen. Und ihre Erleichterung. Immerhin bewiesen ihr Skudders Worte, daß es nicht überall auf der Erde so schlimm auszusehen schien wie in dieser Einöde. »Von welchem Preis sprichst du?« fragte sie wie beiläufig. Skudder schnaubte. »Die Sklaverei«, antwortete er heftig. »Oh, ich weiß, ihr wollt es nicht wahrhaben, aber es ist nichts anderes. Wir ... «Er brach ab, sah sie einen Moment lang fast betroffen an und verzog die Lippen dann zu einem dünnen, widerwillig anerkennenden Lächeln. »Du kommst nicht aus dem Süden.« »Nein«, sagte Charity. »Das habe ich auch nicht behauptet.« Skudder schüttelte seufzend den Kopf. »Du ... « Eine Gestalt in schwarzem Leder trat hinter Skudder und beugte sich zu ihm herab. Charity verstand nicht, was der Shark sagte, aber es schien nichts zu sein, was Skudder erfreute, denn auf seinem Gesicht machte sich ein eindeutig besorgter Ausdruck breit. Ein paar Sekunden lang hörte er dem Mann schweigend zu, dann nickte er, stand mit einer kraftvollen Bewegung auf und sah Charity bedauernd an. »Wir müssen unsere Unterhaltung später fortsetzen«, sagte er. »Raoul bringt dich zurück.« Charity stand ebenfalls auf, und sie war fast überrascht, daß sie sich beinahe ausgeruht fühlte. »Keine Fragen?« Skudder lächelte. »Du würdest sie sowieso nicht beantworten, oder? Und die Fragen, die du gestellt hast, waren sehr interessant.« Er lächelte ein wenig breiter, als er ihre Betroffenheit bemerkte, gab Raoul einen Wink und sah zu, wie sein Stellvertreter sich erhob und mühsam auf sie zuhumpelte. Sie würden einen herrlichen Anblick bieten, dachte Charity sarkastisch, wenn sie durch das Lager humpelten und sich dabei gegenseitig stützten.

Kapitel 6

    Nets rechte Hand war losgebunden worden, als sie wieder zu ihr zurückkam, und dicht daneben stand eine kleine, verbeulte Metallschüssel mit Wasser; auf ihrem Rand eine Scheibe gebratenes Fleisch, und darauf wiederum ein Stück Brot. Doch Net machte keinerlei Anstalten, danach zu greifen, obwohl sie so hungrig wie Charity sein mußte. Raoul fesselte sie wieder, aber längst nicht so fest wie beim ersten Mal. Er lächelte sogar entschuldigend, als er sich aufrichtete, drehte sich dann aber beinahe hastig um und humpelte davon. Charity blickte ihm verwirrt nach. Je länger sie ihn ansah, desto sicherer wurde sie, daß es wirklich der Mann war, dem sie ins Bein geschossen hatte - und desto unmöglicher erschien ihr dieser Gedanke. Seufzend drehte sie den Kopf und sah Net an. Haßerfüllt blickte die Wastelanderin sie an. »Wie geht es dir?« fragte Charity unbeholfen. Eine ziemlich dumme Frage, aber irgendwie mußte sie das Gespräch schließlich beginnen. Net antwortete auch nicht, sondern starrte sie nur weiterhin voller Verachtung und

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