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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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können, oder auch zwei Lichtjahre - denn zwischen ihr und den rettenden Bäumen stand ein gewaltiger, schwarzgrau gescheckter Wolf, der sie aus brennenden Augen anstarrte. Er regte sich nicht, aber seine Lefzen waren drohend zurückgezogen und entblößten ein fürchterliches Gebiß, und aus seiner Brust drang ein tiefes, drohendes Knurren. »Nicht bewegen!« Die Stimme kam irgendwo aus der Dunkelheit. Charity unterdrückte mit allerletzter Macht noch einmal ein erschrockenes Zusammenzucken; eine Bewegung, die den Wolf vielleicht zum Angriff provoziert hätte. »Keine Bewegung«, sagte die Stimme noch einmal. »Egal, was passiert.« Die Ohren des Wolfes zuckten aufmerksam, ohne daß er sie jedoch auch nur eine Sekunde aus dem Auge ließ. Er schien die Gefahr instinktiv zu spüren, die sich ihm von hinten näherte. Aber er sah auch die Beute, die vor ihm stand. Das Unterholz teilte sich raschelnd, und ein zwei Meter großer Gigant stürzte hervor. Der Wolf stieß ein schrilles Knurren aus und wirbelte herum, aber er war eine Winzigkeit zu langsam. Skudders Tomahawk traf seinen Schädel mit tödlicher Präzision und spaltete ihn. »Weg jetzt!« Der Shark packte sie grob am Arm und zerrte sie einfach mit sich; keine Sekunde zu früh, wie Charity mit einem Blick über die Schulter erkannte. Die Heuschrecke war unter dem Anprall des Wolfsrudels zu Boden gegangen und wurde gerade in Stücke gerissen, aber einige Wölfe waren auch auf Skudder und sie aufmerksam geworden und jagten heran. Sie erreichten den Waldrand, und sie retteten sich vor den Wölfen, wie sich Menschen seit einer Million Jahre vor ihnen gerettet hatten. Skudder hetzte mit weit ausgreifenden Sprüngen auf einen mächtigen Baum los, packte Charity kurzerhand bei den Hüften und warf sie einfach in die Höhe. Instinktiv griff sie nach einem Ast, bekam ihn zu fassen und zog sich hastig hinauf, während Skudder mit weit vorgestreckten Armen nach einem weiteren Ast sprang - und ihn verfehlte. Er schrie auf, stürzte anderthalb Meter in die Tiefe und kam mit einem Fluch wieder auf die Beine. Die Wölfe jagten heran; zwei, drei, fast ein halbes Dutzend grauer Schatten. Charity schrie erschrocken auf. Aber Skudder schaffte es. Er versuchte nicht noch einmal, nach dem Ast zu springen, sondern kletterte mit schier unglaublicher Schnelligkeit am Baumstamm hinauf, während die Wölfe mit wütend gefletschten Zähnen auf ihn zufederten. »Skudder - hier!« Charity beugte sich vor, hielt sich mit einem Arm am Ast fest und streckte Skudder die andere Hand entgegen. Mit einer ungeheuren Kraftanstrengung zog sie ihn zu sich herauf. Und dann war er es, der sie halten mußte, weil sie vor Erschöpfung fast vom Ast fiel. Sekundenlang saß sie einfach da und rang keuchend nach Atem, ehe ihr zu Bewußtsein kam, daß Skudder sie noch immer festhielt. Zornig befreite sie sich aus seiner Umarmung und stieß ihn von sich. Skudder grinste.
    »Wenn du jetzt darauf wartest, daß ich mich bei dir bedanke, dann täuschst du dich«, sagte sie ärgerlich. Skudders Grinsen wurde noch ein bißchen breiter, aber er schwieg. Und das machte Charity noch rasender. Wütend blickte sie nach unten. Die Wölfe hatten den Baum eingekreist und sprangen kläffend und jaulend an seinem glatten Stamm empor. Es kamen immer mehr. Offenbar hatte das Rudel nicht besonders lange gebraucht, um die Heuschrecke aufzufressen. »Das war knapp«, sagte Charity leise. Skudder lachte. »Die Heuschrecke war übrigens völlig harmlos«, sagte er amüsiert. »Sie sind Pflanzenfresser. Sie werden nur gefährlich, wenn sie sich verteidigen müssen.« Charity starrte ihn zornig an. Gleichzeitig hatte sie das heftige Bedürfnis, sich selbst zu ohrfeigen. Vor allem, als Skudder im gleichen, fast beiläufigen Tonfall fortfuhr: »Ziemlich leichtsinnig von dir, allein und unbewaffnet durch diese Gegend zu laufen, findest du nicht? Du wärst nicht die erste, die von den Wölfen gefressen wird. Sie waren schon eine ganze Weile auf deiner Spur.« »So wie du?« Skudder schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin den Wölfen gefolgt. Aber ich wußte schon seit einer Stunde, wo du bist.« »Warum hast du dann nicht einfach gewartet, bis sie mich erledigen?« fragte Charity. Ihr Zorn galt eigentlich mehr sich selbst als Skudder. Er hatte nur zu recht - es war mehr als nur leichtsinnig von ihr gewesen, einfach loszulaufen, in einer Welt, von der sie wenig mehr wußte, als daß sie die meisten ihrer Bewohner

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