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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gegen ihr plötzlich hochgerissenes Knie, schien mit einem Male schwerelos zu werden und segelte drei, vier Meter weit mit wild rudernden Armen durch die Luft. Charity war mit zwei blitzschnellen Schritten bei ihm, zerrte die MP aus seinem Gürtel -und wich wieder zurück. Hastig entsicherte sie die Waffe und legte auf ihn an. Skudder richtete sich stöhnend auf und griff nach seinem Kopf. Als er seine Finger wieder zurückzog, klebte Blut daran. »Bewege dich, und du bist tot«, sagte Charity drohend. Skudder betrachtete eine Sekunde lang seine blutigen Fingerspitzen, ehe er aufsah. Sein Blick wirkte eher vorwurfsvoll als zornig. »Ich habe dich schon wieder unterschätzt«, sagte er. »Allmählich wird das zu einer schlechten Angewohnheit. Wo hast du gelernt, dich so zu prügeln?« »Da, wo ich auch gelernt habe, wie man mit Typen wie dir umgeht«, antwortete Charity wütend. Als er sich bewegen wollte, fügte sie drohend hinzu. »Bleib unten. Du bist mir ein bißchen zu schnell.« Skudder erstarrte tatsächlich, aber er sah nicht besonders ängstlich aus. Ganz im Gegenteil - er lächelte, als er in den Lauf der MP blickte, die Charity auf sein Gesicht richtete. »Das tust du ja doch nicht«, behauptete er. »Bist du sicher?« Skudder nickte. »Sehr. Du schießt ebensowenig auf einen Unbewaffneten wie ich. Ich werde jetzt aufstehen.« Charitys Daumen berührte eine winzige Taste auf der MP, und auf dem schwarzen Leder, das Skudders rechtes Knie umhüllte, erschien ein münzgroßer, blutroter Punkt. Der Lasersucher stieß ein kaum hörbares, aber scharfes Summen aus. »Möchtest du eine Kugel dorthin?« fragte Charity. »Es macht mir nichts aus.« Skudder zögerte. Zum erstenmal, seit sie ihn kennengelernt hatte, wirkte er unsicher. »Es macht mir nicht einmal etwas aus, dich hinterher eigenhändig wieder auf den Baum zu schleppen, damit dich die Wölfe nicht fressen, Skudder«, sagte Charity ernst. »Aber ich drücke ab, wenn du auch nur hustest.« Skudder betrachtete fast eine Minute lang den roten Lichtfleck auf seinem Knie, ehe er wieder zu ihr aufsah. »Du hast keine Chance«, sagte er leise. »Glaub mir, du überlebst nicht einmal einen Tag hier draußen.« »Ich werde mein Möglichstes tun«, erwiderte Charity ruhig. »Und jetzt leg dich hin. Auf den Bauch und mit ausgestreckten Armen und Beinen.« Skudder zögerte noch einmal, aber dann begann er - sehr langsam - Charitys Befehl auszuführen. Aber er beendete die Bewegung nicht. Plötzlich erstarrte er. Seine Augen wurden groß, während sich sein Blick auf etwas hinter ihr heftete. Charity seufzte. »Wenn du glaubst, ich falle auf diesen Trick herein, Skudder«, sagte sie. »Der war schon alt, als ich geboren wurde. Und das ist lange her.« »Es ist kein Trick.« Skudders Lippen preßten sich zu einem schmalen, fast blutleeren Strich zusammen. »Verdammt, ich wollte, es wäre einer«, flüsterte er. Charity zögerte. Entweder war Skudder der beste Schauspieler, dem sie jemals begegnet war - oder der Ausdruck fast panischen Schreckens auf seinem Gesicht war echt. Aber auf keinen Fall wollte sie sich herumdrehen. Natürlich tat sie es trotzdem. Nein - es war kein Trick. Sie waren nicht mehr allein, ein gutes Dutzend Männer und Frauen in eng anliegenden, hellblauen Uniformen bildeten einen weiten Halbkreis um sie und Skudder. Die Uniformen sahen ihrer zum Verwechseln ähnlich. Und die Waffen, die sie in den Händen hielten, waren ganz eindeutig Lasergewehre. Die Haut des Dutzends Männer und Frauen war sehr blaß. Kein Zweifel - sie hatten die Tiefen gefunden. Und sie waren weit mehr als eine Legende. Charity ließ mit einem erleichterten Seufzen ihre Waffe sinken und trat den Uniformierten entgegen. Sie fand nicht einmal mehr Zeit, die Bewegung zu bedauern. Einer der zwölf Laser stieß einen dünnen, grellroten Blitz aus, der ihr das Bewußtsein nahm.

Kapitel 8

    Im Verlaufe der letzten halben Stunde hatte sich der rote Punkt im oberen Drittel des Sucherbildschirmes nicht mehr bewegt. Dann, vor ein paar Minuten, war er wieder zitternd weitergewandert, aber nur um ein winziges Stückchen, um dann wieder zur Reglosigkeit zu erstarren. Seither wurde er schwächer. Ganz so, als entferne er sich langsam aus dem Aufnahmebereich des Suchers, nahm seine Leuchtkraft ganz allmählich ab, ohne daß er sich auch nur um einen Millimeterbruchteil von der Stelle rührte. Jeden anderen an Raouls Stelle hätte dieses Phänomen zumindest

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