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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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gewählt, Duncan – Wege, die sich in diesem Leben nicht mehr treffen.“
    Er sah beiseite, in seinem Gesicht arbeitete es. „Tja, macht eigentlich auch nichts mehr, weil ich jetzt eh die ganzen dreißig Jahre absitzen muss. Der Direktor meinte, vorzeitige Entlassung kann ich vergessen.“
    â€žDas hätte dir klar sein müssen, als du ausgebrochen bist“, sagte sie. „Du wusstest, dass du dir die Aussicht auf Bewährung nimmst, aber du hast es dennoch gemacht – meinetwegen. Ich … ich kann noch immer nicht glauben, dass du das getan hast.“
    Er zuckte mit seinen breiten Schultern. „Ich bin dein Ehemann, Nell. Ich muss mich um dich kümmern und auf dich aufpassen. Und ich denk mal, dass ich dir ja auch noch was schuldig war, nach … na, du weißt schon.“
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
    â€žHör zu.“ Er lehnte sich weit über den Tisch und sah sie so lange eindringlich an – mit seinen unheilvoll schönen Augen –, dass sie ihm schließlich nachgab und seinen Blick erwiderte. „Ich weiß, dass wir nicht mehr zusammen sein können“, sagte er, „wenigstens nicht so richtig. Aber so wie die Kirche das sieht – und ich seh das ganz genauso –, sind wir noch immer Mann und Frau. Und daran wird sich nie was ändern.“
    Und was sollte sie nun darauf erwidern? „Ich danke dir für das, was du für mich getan hast, Duncan. Du hast ein großes Opfer gebracht.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ein Riesentrottel bin ich! Ich hätt’ das alles Pfarrer Beals niemals erzählen dürfen – das von Virgil und dieser Bridie und von dem Hof und von dir und Harry Hewitt …“
    â€žDu weißt, dass er und ich nie …“
    â€žSchon klar, weiß ich ja jetzt. Aber Virge und dieses Mädchen sind tot, und das wärn sie nicht, wenn ich diesen bekloppten Pfarrer durchschaut hätte. Aber dann, an dem Tag, als du mich besuchen warst, da kam er dann zu mir und was er da alles gesagt hat … von wegen, dass du bald dein Fett abkriegen würdest und Harry Hewitt auch. Er meinte, bald wär ich dann für immer frei. Und dass es mit dir ein böses Ende nehmen würde, so wie mit Bridie und Virgil, was ich damals überhaupt nicht verstanden hab, weil ich ja noch nicht wusste, dass sie schon tot war’n …“ Er schüttelte den Kopf. „Armer Virge, alter Junge.“
    â€žUnd was Pfarrer Beals sagte, hat dir als Grund genügt, auszubrechen und mich zu retten?“, fragte Nell zweifelnd.
    â€žNee, nicht ganz. Aber weil ich jetzt so’n komisches Gefühl hatte, hab ich angefangen, ihm Fragen zu stellen, die er mir dann nicht beantworten wollte. Ich glaub, er hat gemerkt, dass er das alles besser nicht gesagt hätte. Aber als er sagte, dass Harry Hewitt am Galgen hängen wird, dacht’ ich mir, der weiß doch was! Vielleicht wollte Harry dich ja umbringen, was auch erklären würde, warum ich für immer frei wär, wie Beals meinte. Denn wie sonst sollte ich frei werden, außer durch deinen Tod? Wir haben ja katholisch geheiratet, und da gibt’s keine Scheidung. Und da dacht’ ich mir, vielleicht weiß er, was Harry vorhat, will ihn aber nicht davon abhalten.“
    â€žIhn selbst hast du nicht verdächtigt?“
    â€žZuerst nicht … nein, eigentlich nicht. Warum auch? Er war ja Pfarrer Beals – war Pfarrer Beals.“
    â€žWarst du es, der Harry zusammengeschlagen hat?“
    Duncan lachte und schlug vergnügt auf die Tischplatte. „Ja, verdammt, und es hat richtig Spaß gemacht! Acht Jahre war es her, dass ich mir die Fäuste so richtig blutig schlagen konnte.“
    â€žHast du es getan, weil du glaubtest, er und ich …?“
    â€žNein, ich wusste schon vorher, dass da nichts war – hab ich gemerkt, als ich mit ihm gesprochen hab. Aber er hat mir erzählt, was er bei dir versucht hat, und da konnt’ ich ihn ja wohl nicht einfach so davonkommen lassen, oder? Also nich’, wenn er das bei meiner eigenen Frau versucht.“
    Daraus schloss Nell, dass Harry bei seinem Bericht von dem Gespräch mit dem unbekannten Angreifer in der Destille ein paar pikante Details weggelassen hatte – entweder, weil er vom Absinth tatsächlich zu umnebelt gewesen war, um sich daran zu erinnern, oder er hatte sie absichtlich verschwiegen, um diesen für ihn so

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