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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Spaß macht. Dass es schön ist, Dinge zu verstehen, statt sich in einer Welt zu bewegen, die einem immer unbekannter erscheint, je älter man wird. Dass die Sprache unser Weg zur Freiheit ist. Dass die Vielseitigkeit der Literatur unübertroffen ist, wenn man etwas über die Vielseitigkeit des Lebens lernen will. Sich selbst ein wenig besser zu verstehen und dadurch andere. Jedes Mal, wenn ich im Vorlesebuch versinke, denke ich daran, dass ich nicht aufgeben will, trotz allem nicht. Also beharre ich auf dem Vorlesen, sosehr sie auch protestieren und es als Kinderkram oder Cyberpunk bezeichnen. Ich sehe in ihren Augen, dass sie eigentlich wollen, aber es gehört eben dazu, auf alles zu spucken, was die Erwachsenenwelt anzubieten hat. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit einem ziemlich ambitionierten Projekt, wir lesen Herz der Finsternis von Joseph Conrad und sehen uns dazu unterschiedliche Verfilmungen an, angefangen bei sehr texttreuen Sachen wie der Neuverfilmung mit Tim Roth als Marlow und John Malkowich als Kurtz bis hin zu Apocalypse Now. Vierzehnjährigen Apocalypse Now Redux zu zeigen, das klingt vielleicht hochgestochen, aber bedenken Sie, wie anders die Welt für heutige Vierzehnjährige ist. Klar, dass ganz andere Menschen aus ihnen werden. Fragt sich nur, was für welche. Nun ja, verzeihen Sie die Abschweifung, das Projekt dreht sich im Grunde um die Frage, wo die Finsternis eigentlich lebt: außerhalb von uns oder in uns? Es hat ein paar anregende Diskussionen darüber gegeben, das kann ich immerhin behaupten. Zu einer sollten wir uns gestern um ein Uhr sammeln, nach dem Mittagessen. Das gab mir die Möglichkeit, die Kinder zu zählen - man kann nicht behaupten, dass Marcus Lindegrens sogenannte Sammlungen ihre Funktion als Anwesenheitskontrolle erfüllten. Es herrschte jedenfalls kein Zweifel dar an, dass Emi ly wirklich verschwunden war. Wir hatten eine Abmachung getroffen, dass niemand den Garten verlässt, ohne einem der Erwachsenen Bescheid zu sagen, und daran haben sich alle gehalten, auch Emily. Ich war von Anfang an nicht begeistert davon, dass die Klassenfahrt zu einem Hof so dicht am Wald führen sollte, doch es gab einen breiten Konsens bei den Eltern, also hatte man sich zu fügen. Marcus erteilte den männlichen Anwesenden seine Befehle, und ich musste wie gewöhnlich in aller Stille die riesigen Risse in seinem patriarchalischen System verspachteln. Ich ließ die ängstlichsten Mädchen in meiner unmittelbaren Nähe gehen, Julia mit ihrer aufgesetzten müden Art, die kleine Mara und Lovisa und Anki. Dann wanderten wir durch den Wald. Ich kann nicht behaupten, dass ich etwas sah, der Wald war viel zu dicht, aber ich kam zu der Einsicht, dass es dumm von mir war, allein durch einen Wald zu gehen, in dem sich vielleicht wirklich ein Vergewaltiger und vielleicht sogar Mörder verbarg. Und dann erst die zwanzig Kinder. Wie Vogelfutter, das man einer hungrigen Gans hinstreut. Emily hätte nie aus freien Stücken das Haus verlassen. Er muss oben im Haus gewesen sein. Im eigentlichen Herzen.
    Ich weiß, dass sie geschieden sind, verdammt, alle sind doch geschieden, aber sie hätten ja nicht mitten bei der Suche zu poppen brauchen. Scheiß-Marcus, Scheiß-Plastiksoldat, der glaubt, er wäre der fucking King, und dann liegt er unter einem Busch an der Straße und bumst die Mutter von Tunten-Johnny, Pimmel-Alma, als Emily verschwunden ist und alles drauf ankommt, dass es schnell geht. Ich hab das nicht selbst gesehen, aber Albin und Alvin, die haben es erzählt. Ich selbst bin in nördliche Richtung gegangen, mit diesem feigen Arsch Daniel, der ganz sicher war, dass hinter jedem Baum ein Pädo steht, um ihm den Lümmel gegen seine vom Weinen zitternden Lippen zu klatschen. Während sein eigener Alter die Wurst in Gay-Johnnys Mutter steckte. Eigentlich ziemlich komisch. Die Zwillinge kamen angesaust und zeigten auf Daniel und erzählten von der Fickorgie seines Alten. Die Schweineschnauze vom fucking Daniel wurde noch käsiger, und er wäre am liebsten selbst in den Wald gelaufen, wenn er nicht so einen Schiss gehabt hätte vor all den Pädoschwänzen dort. Die Zwillinge haben sich angehängt, und dann zogen wir weiter in den Wald, in dem man kaum noch vorwärtskam. Wir schrien nach Emily, und am Ende öffnete sich eine Art fucking Lichtung. An einem Wacholderstrauch oder was es nun war, hing ein Stück von Emilys dunkellila Pulli - eine Spur, verdammt, ich hatte eine Spur entdeckt -, und ich

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