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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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einen Torwächter täuschen würde. Wenigstens einige der Unterirdischen würden dann in Schlupflöcher entkommen können, von denen niemand weiß.«
    Ich zwängte mich an einer Ecke vorbei, wo ein scharfkantiger Fels in den engen Durchgang ragte. »Und ausgerechnet mir zeigen sie es?«
    »Sie vertrauen mir. Und du kommst mit mir. Aber du siehst, in welches Dilemma du sie gebracht hast. Sie wollen dir dies überhaupt nicht zeigen, aber sie wollen mich auch nicht gegen meinen Willen festhalten, und ich habe mein Wort gegeben, dich zu bewachen. Was ich auch tue.«
    »Sie trauen mir nicht.« Das war ohnehin klar.
    »Nein. Versetz dich in ihre Lage. Würdest du?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Ich dachte noch etwas mehr darüber nach. »Und ich vertraue Ihnen auch. Weil Sie das Talent nicht gegen mich einsetzten, als Sie es hätten tun können. Und darum muss ich auch Ihrem edlen Orden vertrauen.«
    Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, als sie sich seitwärts an einer weiteren Kreuzung vorbeischob und nach vorn in die Dunkelheit spähte. Aber in ihrer Stimme lag ein ironischer Unterton. »Das Lernen, keinen Gebrauch vom Talent zu machen, ist der wichtigste Teil des Lernens, wie man Gebrauch davon machen kann.«
    Ich schnaubte. »Sehr tiefgründig.«
    Langsam gingen wir weiter. Wieder wurde der Stollen niedriger und zwang uns, auf Händen und Knien zu kriechen. Zehn Schritte davon, und wir kamen an eine schwere eiserne Tür, hinter der ein offener Raum lag. Wir konnten aufstehen.
    Es war eine Art ausgegrabener Hohlraum, der mit Trägern abgestützt war, die sich von den anderen unterschieden. Sie waren nicht aus Eisen, sondern von eigentümlich rötlichgrauer Farbe und fühlten sich etwas wachsig an. Auch schienen sie dicker.
    Am überraschendsten waren Regale mit Glasflaschen, in denen sich eine ölige gelbe Flüssigkeit befand. Alle waren fest verschlossen. Die Regale, auf denen sie standen, hatten Klammern mir Scharnieren in der Mitte, und ein Draht führte von jedem Regal zu einem großen Hebel bei der eisernen Tür.
    Der Älteste starrte Arienne ins Gesicht. Auch sie schien überrascht, als sie dolmetschte: »Dreibrandmetall ist die annäherndste Bezeichnung dafür. Ein Metall, das brennt. Wenn die Regale fallen, zerbrechen die Flaschen, und die Flüssigkeit – ich kann es nicht anders erklären – setzt das Metall in Brand. Es brennt mit einer weißen Flamme, die heißer ist als gewöhnliches Feuer.«
    Warum nicht? Es war nicht verrückter als alles andere hier unten.
    »Es ist das letzte Stück. Gleich dort, wo die Wand abgestützt ist und der Spaten lehnt, befindet sich der Durchbruch. Er sagt, es werde nur ein paar Minuten dauern. Das ist der Grund für die besonderen Sicherheitsvorkehrungen. «
    Ich nickte wieder. Sollte jemand zufällig hier eindringen, würden die Unterirdischen die Stützen verbrennen, und der Hohlraum würde einstürzen und nichts zurücklassen. Wahrscheinlich würden sie auch die Kriechstrecke zum Einsturz bringen.
    »Der Älteste erklärt, dass er graben wolle«, sagte Arienne. »Aber er wird die Laterne löschen und nach Gefühl vorgehen müssen. Und er muss zuerst horchen, sich vergewissern, dass draußen niemand in der Nähe ist.«
    »Augenblick.« Ich ging so nahe ich konnte an die Stelle heran, die Arienne gezeigt hatte, ohne im Wege zu sein. »Ich möchte im Dunkeln nicht eine dieser Flaschen vom Regal stoßen.«
    »Bei den Göttern, nein.« Sie drückte sich neben mir an die Wand. »Bist du bereit?« Ich nickte. Sie starrte den Ältesten an, die Laterne wurde gelöscht, und die Dunkelheit stand wie eine massive Wand um uns.
    Stille. Ich lauschte angestrengt und hielt den Atem an. Als ich merkte, dass das leise regelmäßige Pochen, das ich hören konnte, das Blut in meinen eigenen Ohren war, begriff ich, dass es sonst nichts zu hören gab. Aber der Älteste wartete eine weitere volle Minute, bevor er anfing, die Erde mit dem Spaten vorsichtig wegzukratzen. Das Rieseln der Erde und das Poltern größerer Brocken am Boden schien so laut wie ein galoppierendes Pferd.
    Er schabte und kratzte, und wieder fiel Erde zu Boden. Und dann witterten wir frische Luft, die nach Heide duftete, und ich konnte einen Stern sehen. Mehr Erde fiel nach und mehr Sterne erschienen: vier, sechs. Und als ich den Kopf ein wenig bewegte, sah ich die scharfen Umrisse von Mauern und Türmen auf einem Hügel über mir. Die Burg.
    Es war genug. Ich berührte den alten Mann an der Schulter und er stellte die Arbeit

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