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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Schwester…« Der Rest war ein Schluchzen.
    »Arienne! Was…?« Schwester Berichterstatterin brach ab. Es war offensichtlich, was Arienne hier tat. Sie kam zu uns gelaufen und etwas musste schiefgegangen sein. Ihre Gestalt war nur ein Schatten in einer Schattenwelt, und sie rannte wie eine Betrunkene. Wie sie den Fallgruben auswich, wird immer ein Rätsel bleiben.
    Arienne ist nicht leicht aus der Fassung zu bringen. Jetzt aber war sie geradezu verzweifelt.
    Sie schluchzte und keuchte und schnappte nach Luft, nicht allein vom anstrengenden Rennen bergauf. Sie warf sich uns entgegen und wir mussten sie stützten und auf den Beinen halten. »Schwester, Asta ist dort unten.« Sie keuchte die Worte einzeln heraus. Wir sahen einander an. Arienne schüttelte den Kopf. »Ach so… Ich muss erklären. Ich brachte sie mit und… verlor sie… Soldaten sind am Hang. Nathans.«
    Schwester Berichterstatterin nickte ernst. »Das leuchtet ein. Dieses ganze Aufhebens –« sie streckte den Arm zu den entfernten Feuern aus »– ist ein Schauspiel, das sie uns zuliebe aufführen. Sie liegen dort draußen und warten, dass wir den Köder annehmen und einen Ausfall machen, um einen vorgetäuschten Überfall zu unterstützen.«
    Ariennes Gesichtszüge entgleisten und sie schüttelte schluchzend den Kopf. »Ich ließ sie dort«, stieß sie hervor. »Ich dachte, sie sei… hinter mir. Ich lief weiter, aber sie nicht…«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte sie umkehren und in die Dunkelheit zurücklaufen, um Asta zu suchen. Ich trat zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie zitterte.
    »Einstweilen können wir nichts daran ändern.« Das war eine neue Stimme. Die Priorin war in der Toreinfahrt erschienen, groß und schlank in Rüstung und Helm. »Herein, schnell. Es sollte mich nicht wundern, wenn Nathan Bogenschützen am Hang hätte, die uns in diesem Augenblick beschleichen.«
    Ich musste an ihrer Schulter ziehen, um Arienne durch das Tor zu bringen. Die schweren eichenen Flügel fielen dumpf hinter uns zu. Arienne machte sich los, und ich folgte ihr. Die Priorin war als Letzte hereingekommen, wie es ihre Gewohnheit war, und Arienne versuchte wieder den Hergang zu erklären, diesmal etwas zusammenhängender, da sie inzwischen zu Atem gekommen war.
    Priorin Winterridge hörte aufmerksam zu. Sie nahm den Helm ab und zog die Haube zum Kettenhemd zurück. Ihr zu Zöpfen geflochtenes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie zog die Finger durch die Haarwurzeln und stand still und hörte zu.
    Arienne kam zum Schluss. Wie es schien, hatte sie die Magierin draußen am Hang verloren. Sie meinte, das Risiko sei zu groß gewesen, der Versuch, zu uns durchzubrechen, sei eine Torheit und allein ihre Schuld gewesen.
    »Wir hätten bei den Unterirdischen bleiben sollen«, sagte sie. »Aber ich war so stolz, dass bis dahin alles gut gegangen war, dass ich sie für uns gewonnen hatte, und ich wollte dir zeigen…«
    »Sie glauben nicht, dass Asta desertierte und absichtlich zurückblieb?« Die Priorin hatte Augen, die scharf wie der Winterwind sein konnten, und im Licht der Fackeln an den Wänden glitzerten sie wie Eiskristalle. Irgendwie hatte sie den Kern der Situation freigelegt. »Das Dunkel wurde zu stark in ihr?«
    Arienne versuchte trotz Schock und Schmerz darüber nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein. Sie befreite mich von einem, der mich schon in seiner Gewalt hatte, riss mich von ihm los und half mir weiter. Ich rannte, sie hinterher, aber ich musste auf den Boden achten, wegen der Fallgruben.« Priorin Winterridge rückte, zog die Panzerhandschuhe aus und ließ sie in ihren Helm fallen. »Als ich mich umsah, war sie fort.« Die letzten Worte waren ein Winseln.
    Wir alle sahen einander an, teils bestürzt, teils grimmig. Silvus strich sich über den Ziegenbart, Schwester Berichterstatterin nagte an ihrer Unterlippe. Arienne schloss die Augen in der Erinnerung an die Flucht und das wilde Handgemenge am finsteren Hang, und erschauerte. Ich trat hinter sie und hielt ihre Schultern, und diesmal lehnte sie sich an mich.
    Priorin Winterridge hörte sich alles an, ohne andere um ihre Meinung zu fragen. Sie hatte Urteilsvermögen und einen klaren Blick für Möglichkeiten, und außerdem war es an ihr, zu sagen, was wir tun würden. Sie überlegte einen Augenblick und traf ihre Entscheidung.
    »Wir können jetzt nichts daran ändern.«
    Arienne wollte etwas sagen, aber die Priorin schüttelte den Kopf mit einem Ausdruck

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