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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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seines Heeres fortsetzen und mit dem Rest westwärts ziehen würde, um das Land des Ordens für den Unterhalt seiner Truppen auszuplündern. Für jeden Zug gab es einen Gegenzug, und der einzige Weg, eine entscheidende Wende herbeizuführen, war, etwas von außen einzuführen.
    Und genau das versuchte Nathan zu tun.
    Es war die vierte Nacht, glaube ich. Schwester Priorin überblickte den Ring der Erdbefestigungen, der jetzt das feindliche Lager umgab, und schüttelte den Kopf. Ein Überfall von außen war jetzt sogar während der Dunkelheit ein gefährliches Unternehmen. Sie ließ das Flaggensignal geben, das ›versucht eine Alternative‹ bedeutete, und Meister Rookwod würde seine Aufmerksamkeit vielleicht Nathans vorgeschobenen Feldwachen und den Streifabteilungen zuwenden, die das Land talabwärts im Westen unsicher machten.
    Also wussten wir, dass es nicht uns galt, als zwei Stunden nach Dunkelwerden jenseits des Flusses plötzlich Lärm entstand. An verschiedenen Stellen flammten Feuer auf, und es gab so viel Geschrei, dass wir es von den Mauern als ein schwaches Piepen und Zwitschern wie von nistenden Vögeln hören konnten.
    Silvus blickte fragend zur Priorin. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht Meister Rookwod. Ich sehe zwei Möglichkeiten. Entweder sind es die Unterirdischen, was bedeuten würde, dass Arienne sie gebracht hat, oder es ist Nathan selbst. Ein falscher Alarm, um uns zu einem Ausfall zu verlocken. Vielleicht ist ihm nicht bekannt, dass wir mit unseren Hilfstruppen durch Signale Verbindung halten können.«
    Silvus spähte in die Dunkelheit zu den entfernten Feuern. »Es sind nicht die Unterirdischen«, meinte er dann. »Dafür ist die Sache zu klein. Wenn sie angreifen würden, gäbe es überall an den Berghängen Feuer.«
    »Sind es so viele?«
    Silvus zuckte mit der Schulter. »Nach meiner Schätzung müssen es Tausende sein, wenigstens. Der Bau erstreckt sich über zehn Meilen. Es ist ihr ältester, sagt Arienne. Sie kommen nicht gern an die Oberfläche, aber wenn sie es täten…«
    »Könnten sie Nathan in Schwierigkeiten bringen«, warf ich ein.
    Schwester Berichterstatterin und Priorin Winterridge nickten beide zusammen.
    »Ein Jammer«, meinte die Letztere. »Aber es scheint unwahrscheinlich. Sie haben wenig Anlass, uns zu lieben. Trotzdem –« Sie brach ab und wandte sich der anderen Schwester zu. »Stell für alle Fälle einen Trupp für einen Ausfall bereit, Schwester. Alles könnte passieren.«
    Asta
    Graues, kühles Dämmerlicht. Wir schliefen, aber wie lange, weiß ich nicht. Als ich aufwachte, hatte ich nicht mehr das Gefühl, Sand in den Augen zu haben. Danach gab es eine Art Suppe mit Pilzen und Streifen von etwas, was sie Spinat aussah und nach Bohnen schmeckte. Wir waren noch beim Essen, als vor der Tür Schritte hörbar wurden. Sie wurde geöffnet und ein Gesicht schaute herein. Wir sprangen auf, wie es die Höflichkeit gebot. Die Ältesten waren zu Besuch gekommen. Es war eine größere Gruppe, zu der außer den Ältesten anscheinend noch eine Ehrenwache gehörte. Insgesamt waren es ein Dutzend oder mehr. Der Raum war voll, sobald alle eingetreten waren.
    Arienne fing mit ihren Knicksen an, aber der Mann an der Spitze der Gruppe nahm sie bei der Hand und zog sie in die Höhe. Ich wusste irgendwie, dass er einer der Ältesten war, obwohl mir nicht ganz klar war, woher ich die Gewissheit nahm. Seine Haut war vielleicht ein wenig blasser und runzliger als die der anderen. Er bewegte sich langsam und vorsichtig, wie alte Leute es tun, und als er sie in die Höhe gezogen hatte, starrten sie einander schweigend an.
    Ich wartete, so lange ich konnte. Allmählich war es mir möglich, die winzigen Zeichen zu sehen, die von den Unterirdischen gebraucht wurden, doch hatte ich noch keine Ahnung, was sie bedeuteten. Die stumme Konversation nahm ihren Fortgang, bis ich entweder etwas sagen oder schreien musste.
    »Was ist los? Was sagt er?«
    Arienne wartete noch einen Augenblick, während ein kaum merkliches Mienenspiel über ihre Züge ging. Der andere mochte genickt haben, dann ließ er ihre Hand los und trat zurück. Sie stieß den angehaltenen Atem aus und schüttelte den Kopf.
    »Was, um der Götter willen?«, fragte ich.
    Arienne wandte sich zu mir. Ich sah Erleichterung in ihrem Gesicht, vermischt mit etwas anderem. »Sie sind dankbar für die Heilung des Säuglings. Kinder bedeuten ihnen viel. Sie haben eine für die Ältesten eines Baues sehr schwere Entscheidung

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