Dunkle Gefährtin
dich auch«, murmelte Tain, dessen Hand schlaff nach unten sank.
Samantha brüllte auf. Es war ein schrecklicher Laut, der durch die Höhle und hinaus in die Nacht hallte. Samantha die Dämonin und Samantha die Frau schrien vor Zorn, und nicht zuletzt regte sich auch die Matriarchin in ihr. Sie holte mit dem Schwert aus, dem Tains wundervolle Magie innewohnte, und hieb auf Bahkat ein.
Dieser wich in letzter Sekunde aus und schoss einen Strahl Todesmagie auf sie ab. Sie floss um Samantha herum, ohne sie zu berühren. Mit einem schaurigen Lachen stürzte sie sich erneut auf ihn.
»Weißt du, was passiert ist, als Tain all die Jahre litt?«, rief sie Bahkat zu. »Er ist stärker geworden – stärker als alle Unsterblichen zusammen. Hast du wirklich geglaubt, du kannst
ihn
unterwerfen? Er besitzt mehr Macht als jedes andere lebensmagische Wesen auf der Welt, und das hat dein Freund Kehksut bewirkt.« Sie näherte sich ihm, während sie sprach, erfüllt von einer fürchterlichen Kraft. »Würde er sich nicht freuen, wenn er wüsste, dass das Wesen, das er geschaffen hat, dich tötet?«
Bahkat, der inzwischen nur noch grässlich aussah, schlug mit seinen Krallen nach ihr aus. Samantha zog Tains Schwert zurück, machte eine halbe Drehung, richtete sich dann blitzschnell wieder auf und stach dem Dämon in den Hals.
Bahkat brüllte. Schwarzes Blut rann Samantha über die Hände, und der Dämon erschauderte heftig, doch sie hielt das Schwert fest. Tains weiße Magie floss aus ihr heraus und durch die Klinge. Der Dämon wand sich zuckend, wollte zurückweichen. Obwohl Samanthas Arme sich anfühlten, als würden sie ihr ausgekugelt, umklammerte sie das Schwert weiter, damit es nicht aus dem Dämonenhals rutschte. Sie wusste, dass es lange dauerte, einen Dämon zu töten.
Dann kam das zweite Schwert, das sich in Bahkats Brust bohrte. Tain stand neben Samantha, sein Oberkörper schweißglänzend, die Muskeln gewölbt, während er das Schwert in seinen kräftigen Händen hielt.
Bahkat schlug in Panik um sich. Todesmagie explodierte über ihnen, die Samantha den Atem raubte. Sie verlor den Halt und ging zu Boden. Die Klinge fiel klappernd auf den Stein.
Tain warf sich auf sie, um sie abzuschirmen. Unterdessen ging Bahkats Todeskampf weiter. Die Höhle begann, in sich zusammenzufallen, weil das Totenreich seinen Fürsten verlor. Alle Säulen zerfielen zu Staub.
Tain zog Samantha vom Boden hoch, legte sie sich über die Schultern und rannte hinaus auf den Felsvorsprung. Ed, Mike und Merrick waren klugerweise geflohen, als Samantha mit Bahkat kämpfte.
Mit Samantha stürzte Tain sich von dem Vorsprung, und sie landeten auf einem tieferen Felsen, wo Ed, Mike und Merrick kauerten.
Dann flog die Höhle über ihnen mitsamt den alten Behau-sungen in die Luft. Bahkats Schreie wurden schwächer, bis sie schließlich ganz verhallten. Zugleich prasselten Gesteinsbrocken wie Hagelkörner auf sie nieder. Tain schützte Samantha mit seinem Körper und stöhnte, als die Steine ihm tief in die Haut schnitten.
Die anderen duckten sich zusammen. Merrick knurrte und fluchte, weil es überhaupt nicht aufhören wollte.
Von einer Sekunde zur nächsten war es schließlich vorbei, und alles wurde vollkommen still. Die Kälte des Totenreichs war fort, und weißer Staub stieg im ersten Morgenlicht auf.
Was von dem Ewigen Bahkat übrig war, glitt durch das Portal, das er sich in der Villa der Matriarchin geöffnet hatte. Er war in blinder Panik dorthin geflohen, angezogen von der Lebensessenz der Menschen, die mit den Reparaturen im Keller beschäftigt waren. Sie könnte er aussaugen, um wieder zu Kräften zu kommen, und hinterher warten, bis er sich aufs Neue Tain und seine Halbdämonin schnappte. Die Frau würde er töten und den Unsterblichen in einer Höllendimension einsperren. Falls Tain dachte, er wäre schon gefoltert worden, war das nichts gemessen an dem, was Bahkat ihm noch antun konnte.
Keuchend und dem Tode nahe, kroch er aus dem Portal in den geheimen Raum unter dem Haus. Dann hörte er ein pfeifendes Geräusch, hob den Kopf und sah ein Flammenschwert, das vor seinem Gesicht auf und ab schwang.
Ein Mann mit grünen Augen und braunem Haar hielt es, hinter dem ein Löwe stand, der leise knurrte. Bei dem Tier stand ein weiterer Mann, der vor Lebensmagie strahlte und eine Schlange in der Hand hielt, die sich in ein Schwert verwandelte.
»Guck mal, Adrian«, sagte der mit den grünen Augen. »Tain hat uns einen Ewigen geschickt.
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