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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Jinx.
    Aber keiner von beiden kehrte um. Sie blieben mir dicht auf den Fersen.
    Das Haus bestand aus einem einzigen Raum mit schiefem Boden; er war mit Decken unterteilt, die über Schnüren hingen, damit man sie hin- und herschieben konnte. May Lynns Daddy beanspruchte am meisten Platz für sich, sein Bereich war mit mehreren Decken abgetrennt. Eine davon war beiseitegezogen, und da standen eine Liege und ein kleiner Tisch mit einer Bibel, in der haufenweise Zettel steckten. Als ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass das lauter Zigarettenpapierchen waren. Daneben entdeckte ich eine Tabakbüchse, und überall – auf dem Bett, dem Tisch, dem Boden – waren Tabakkrümel verteilt, wie Hautschuppen. Mir fiel wieder ein, dass ich ihn einmal beobachtet hatte, wie er sich eine Zigarette drehte, und dabei hatten seine Hände so sehr gezittert, dass er überall Tabak verstreut hatte.
    Ein Teil des Raums war als Kochnische abgetrennt worden, mit einem Holzofen, von dem ein Rohr zu einem Loch führte, das neben dem Fenster in die Wand gesägt worden war. Vor dem Fenster hing ein Vorhang aus dem gleichen Stoff mit dem blauen Blümchenmuster wie May Lynns Kleid.
    May Lynns Bereich war ebenfalls mit Decken abgeteilt, aber besonders groß war er nicht. Falls Jake irgendwo hier gewohnt hatte, hatte sein Vater den Platz inzwischen für sich beansprucht. Kaum zu glauben, dass hier mal vier Menschen gewohnt hatten.
    Wir schoben May Lynns Decken beiseite und warfen einen Blick dahinter. Auf dem Boden lag eine kleine Federmatratze voller Wasser- und Schweißflecken mit zwei dünnen Kissen drauf. Eines der Kissen war mit dem gleichen Material bezogen wie ihr Kleid und der Küchenvorhang. Das andere hatte keinen Bezug. An der Wand stand eine Kommode mit einem Spiegel; der Spiegel hatte einen Sprung. Die Kommode hatte May Lynns Mutter gehört und war das einzige Möbelstück im ganzen Haus.
    Obendrauf lag ein großer Stapel Filmzeitschriften. Neben der Kommode stand ein Stuhl und ein zweiter am Fußende des Betts. May Lynn hatte manchmal in dem einen Stuhl gesessen und ich in dem anderen, und sie hatte mir die Zeitschriften gezeigt und die Leute darin. Sie kamen wir vor wie Menschen aus einem Traum, wie Engel, die vom Himmel herabgestiegen waren. Sie sahen nicht aus wie irgendwer, den ich kannte, außer May Lynn, und nicht einmal sie hatte solche Kleider.
    Jinx berührte die Zeitschriften und hob sie hoch. »Alle zusammen sind die schwer genug, um ein Boot zu versenken.«
    »May Lynn hat sie auf jeden Fall geliebt«, sagte Terry.
    »Ich dachte, sie würde irgendwann von hier weggehen und Filmstar werden«, fügte ich hinzu. »Ich dachte, wenn das irgendwem gelingen würde, dann ihr.«
    Terry setzte sich auf den Stuhl am Fußende des Betts und nahm eines der Kissen. »Das riecht noch nach ihr«, sagte er. »Das Parfüm aus dem Drugstore, das sie immer benutzt hat.« Er legte das Kissen wieder hin und sah uns an. »Wisst ihr, May Lynn sollte wirklich nach Hollywood gehen.«
    »Außer dass sie tot ist.« Jinx setzte sich auf die Matratze.
    »Trotzdem, die Reise sollte sie machen.« Terry schlug die Beine übereinander. »Das war ihr größter Wunsch, und jetzt liegt sie in einem Loch wie ein totes Haustier. Ich finde nicht, dass sie so enden sollte.«
    »Und ich finde nicht, dass ich stinken sollte, wenn ich auf dem Plumpsklo hocke«, sagte Jinx, »aber bisher hat sich daran nichts geändert.«
    »Wir könnten sie nach Hollywood bringen«, sagte Terry.
    »Wie bitte?«, sagte ich.
    »Wir könnten sie hinbringen.«
    »Du meinst, wir sollen sie ausgraben?«, wollte Jinx wissen.
    »Ja«, erwiderte Terry. »Selbst wird sie das wohl kaum tun.«
    »Da hast du natürlich recht«, sagte ich.
    »Ich meine es ernst.«
    Ich und Jinx schauten einander an.
    Jinx sagte: »Also buddeln wir sie aus und schleppen sie und den Sarg den ganzen weiten Weg bis nach Hollywood, und wenn wir da sind, gehen wir zu den Leuten beim Film und erzählen ihnen, dass wir ihren nächsten Star dabeihaben, eine Leiche, die überhaupt nicht mehr wie May Lynn aussieht und so stinkt, dass es jeden Vogel von seinem Ast haut und er mausetot runterfällt.«
    »Natürlich nicht. Ich wollte nur auf etwas hinweisen, was uns allen klar sein sollte: Wir haben nicht so viele Freunde, dass uns eine davon gleichgültig sein könnte, nur weil sie tot ist. Ich finde, wir sollten sie ausgraben und sie auf einem Scheiterhaufen verbrennen, so wie die alten Griechen das mit ihren Helden

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