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0274 - Nadine Bergers Geheimnis

0274 - Nadine Bergers Geheimnis

Titel: 0274 - Nadine Bergers Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lupina stieß gegen die Tür. Für einen Moment war sie irritiert, da sie die Tür nicht öffnen konnte, dann rutschte ihre Pranke nach unten, sie fand den Griff und zog die Tür auf.
    Nach dem langen Sommertag empfand sie die Nachtluft als kalt. Die Werwölfin stolperte fast über ihre eigenen mit Fell bedeckten Füße, als sie in den großen Vorgarten torkelte, der vor dem leicht erhöht stehenden Bungalow der Conollys lag. Ein paar Schritte lief sie noch weiter, bevor sie schwankend stehenblieb.
    Jetzt mußte sie sich entscheiden. Blieb sie hier und rächte den Tod ihrer Diener, oder lief sie weg und suchte eine neue Chance?
    Sie durfte nicht zu lange zögern, denn Sinclair würde sicherlich nach ihr suchen.
    Und sie entschied sich dafür, nicht am Haus zu bleiben, sondern so rasch wie möglich zu verschwinden. Erst wenn sie wieder neue Kraft gefunden und die Enttäuschung überwunden hatte, konnte sie darangehen, Pläne zu schmieden. Dafür jedoch brauchte sie Ruhe und eine gewisse Abgeschiedenheit.
    Ihr Blick flog durch den harten. In den kalten gelben Raubtieraugen leuchtete noch immer der blanke Haß, aber auch die Wut über die neue Niederlage. Lupina hatte sich nicht völlig verwandelt. Sie lief als eine Mutation zwischen Mensch und Wolf umher. Menschlich war der Kopf, der übrige Körper gehörte einem Wolf.
    Auch im Vorgarten brannte Licht. Es waren nette, kleine Gartenlaternen, wahlweise irgendwo verteilt, mal höher hängend, mal tiefer stehend und ein gelbes Licht verbreitend, das helle Inseln in die sonst dunkle Fläche riß.
    Diese Abschnitte wollte Lupina bei ihrer Flucht durch den Garten auf jeden Fall vermeiden. Wenn jemand am Fester stand, sah er sie immer durch den Lichtschein huschen und konnte auch schießen, da sie jedesmal ein Ziel bot.
    Noch einen Blick warf sie zurück. Sie schaute das Haus zwar an, aber sie meinte John Sinclair, denn in ihren Augen loderte ein unbeschreiblicher Haß auf diesen Mann. Obwohl sie nicht beweisen konnte, daß er an der Vernichtung ihres Sohnes die Schuld trug, schob sie ihm alles in die Schuhe.
    »Ich kriege dich!« quetschte sie hervor. »Verdammt, du Hund, ich kriege dich!« Während der letzten Worte verschluckte sie sich fast an ihrem eigenen Haß.
    Dann lief sie weg.
    Sie duckte sich dabei und wandte sich nach links, wo sie in die Dunkelheit eintauchte. Licht gab es nur über dem Eingang.
    Während sie durch den Garten hetzte, dachte sie darüber nach, welches Ziel sie anvisieren sollte. Da gab es eigentlich nur eins. Der alte Bunker mit seiner unheimlichen Wolfsmagie, wo sich Vergangenheit und Gegenwart trafen und eine folgenschwere Allianz eingegangen waren.
    Sicherlich ahnte auch Sinclair, wohin sie fliehen wollte, sie mußte eben schneller sein als er.
    Rasch hatte Lupina den Garten hinter sich gelassen und erreichte das große Tor, das verschlossen war. Schwierigkeiten, den Zaun zu überklettern gab es für sie nicht. Sie hatte zwar den Kopf eines Menschen, dafür den Körper eines Raubtieres, und der besaß die Geschmeidigkeit eines Wolfes. Kaum war sie an der anderen Seite zu Boden gesprungen, als sie die heulenden Sirenen vernahm.
    Polizeiwagen rollten an.
    Blitzschnell zog sie sich in die Deckung eines großen Baumstamms zurück, und als der Widerschein des ersten Rotlichts über den Stamm geisterte, war sie längst nicht mehr zu sehen.
    Wie kam sie am schnellsten voran? Diese Frage stellte sich ihr automatisch. Sie brauchte einen fahrbaren Untersatz!
    Da keiner zur Hand war und sie auch nicht zaubern konnte, mußte sie ihn sich besorgen. In dieser Straße nicht. Die Bewohner der Häuser besaßen samt und sonders ihre Garagen, in denen die Wagen standen.
    Aber es gab Zweitautos, kleinere Modelle, und die waren auf einem Parkplatz abgestellt worden.
    Lupina suchte sich einen Golf aus. Sie hielt sich nicht lange mit dem Knacken des Türschlosses auf, sondern drosch ihre Krallen einmal hart gegen die Seitenscheibe.
    Mit einem platzenden Laut brach das Glas. Zwei Sekunden später hatte die Königin der Wölfe den Wagen geöffnet, blieb auf dem Fahrersitz hocken, schaute sich um und sah eine Decke auf dem Rücksitz. Die schnappte sie sich. Wenig später hing sie um Lupinas Schulter, die es jetzt riskieren konnte, sich wieder in einen Menschen zu verwandeln.
    Das beherrschte sie ausgezeichnet, sie brauchte sich auf diesen Vorgang nur zu konzentrieren.
    Starr saß sie da. Die Augen waren halb geschlossen, so daß sie kleine, gelbe Halbmonde bildeten.

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