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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kanalisation. Wenn es um Finanzwirtschaft, Bankwesen und Herausputzen geht, bin ich der Meister. Mit den Narben, die es beweisen. Ich muss dir sagen, dass ich dieses eine Mal in deinem Leben darauf bestehe. Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, mit deinem alten Freund zu streiten. Immerhin schreibe ich dir nicht vor, was du in der Kanalisation zu tun hast.«
    Sein Finger bohrte nicht länger Löcher in die Luft. Das Meer strömte in die Lücke zurück, der Himmel zeigte wieder das friedliche, wenn auch schmutzige Glühen des Abends, und Blitz und Donner verschwanden aus der Welt von Dodgers Phantasie. Solomon schrumpfte zu seiner gewöhnlichen Größe und sagte: »Bring Onan bitte nach unten, damit er sein Geschäft erledigen kann. Anschließend machen wir den Laden dicht für die Nacht.«
    Es gab noch ein bisschen Licht am Himmel, als Dodger Onan nach unten brachte. Wie es das Protokoll bei dieser Angelegenheit verlangte, ließ er Onan von der Leine und sah sich dann so um, als hätte er nicht die geringste Ahnung, was der Hund vorhatte. Einige Lichter zeigten sich, aber nicht viele, denn Kerzen waren ziemlich teuer. Es war das Universum von London, wobei die gelegentlichen Sterne – Kerzen am Fenster – einen Teil ihres Talgs an die undankbaren Straßen vergeudeten. Wenn man um diese Zeit eine Kerze am Fenster sah, so bedeutete dies, dass ein armer Teufel gestorben – oder vielleicht geboren war. Man stellte Lichter auf, wenn man die Hebamme gerufen hatte, und andere Lichter zeigten den Tod an. Wenn es die ungestümere Art des Todes war – jene Art, die die Aufmerksamkeit der Peeler weckte –, so brauchte man den Coroner und stellte eine zweite Kerze auf.
    Daran dachte Dodger, als er Onan aufforderte, davon abzulassen, woran er gerade schnüffelte, und plötzlich läutete eine kleine Warnglocke in seinem Kopf, als er begriff: In der Dunkelheit hatte sich jemand lautlos angeschlichen und hielt ihm nun ein Messer an die Kehle.
    »Es gibt da eine Person, deren Aufenthaltsort Sie kennen, Mister Dodger«, sagte jemand langsam und deutlich. »Wie ich hörte, haben einige Leute Angst vor Ihnen, weil Sie, wie es heißt, ein toller Bursche sein müssen, denn immerhin haben Sie Sweeney Todd überwältigt. Was mich betrifft … Ich sage, das kann nicht stimmen, denn man braucht nur zu warten, bis Sie abends nach draußen kommen, um ein wenig Luft zu schnappen, und darauf zu warten, dass der stinkende Köter das Kopfsteinpflaster für gesetzestreue Bürger wie mich noch schlüpfriger macht, als es ohnehin schon ist. Nehmen Sie’s nicht zu schwer, Mister Dodger. Routine hat so manchen armen Kerl in den Ruin getrieben, und Sie sollen ein gewiefter Bursche sein, wie man mir erzählte. Tja, jetzt gibt es hier nur Sie, mich und den Köter, und ihn wird es nicht mehr lange geben, wenn Sie mir gesagt haben, was ich wissen will, und wenn ich mit Ihnen fertig bin. Sie werden nicht mehr sein als ein sehr kurzer Schrei in diesem Drecksviertel. Sehr zur Zufriedenheit meines Auftraggebers Mister Schlauer Bob. Nun, dies wird geschehen, nachdem Sie mir den Aufenthaltsort des Mädchens genannt haben. Und wenn Sie nicht reden, schlitze ich Sie erst recht auf.«
    Dodger hatte nicht einen Muskel gerührt, den Schließmuskel nicht mitgezählt. Aber als der Name Schlauer Bob durch sein Gehirn jagte, sagte er: »Ich kenne Sie nicht, und ich dachte, alle Leute in diesem Viertel zu kennen. Würden Sie mir sagen, wer Sie sind, Mister? Immerhin werde ich die Information wohl kaum weitergeben können, oder?«
    Die Klinge berührte Dodgers Nacken. Onan würde zweifellos angreifen, wenn Dodger das Zeichen gab, aber ein Messer am Hals ist ein guter Anreiz für sorgfältiges Denken. Der Hals, so wusste Dodger, war stark und zäh und imstande, das Gewicht selbst eines großen Mannes auszuhalten, wie regelmäßig am Galgen von Tyburn bewiesen wurde. Manchmal ließ er sich auch schwer durchbohren, wenn man nicht sofort die richtige Stelle fand. Unglücklicherweise konnte man ihn leicht aufschneiden.
    Der Fremde redete nicht mehr. Ohne den Atem, der über Dodgers Ohr strich, hätte er glauben können, dass niemand da war. All dies schoss Dodger mit hoher Geschwindigkeit durch den Kopf. Der Mann genoss es, dass Dodger hilflos war, ihm völlig ausgeliefert. Wer Zeit mit so etwas vergeudete, durfte nie hoffen, zu einem richtigen Geezer zu werden. Wenn ein richtiger Geezer einen tot sehen wollte, so war man sofort tot, ohne irgendwelche

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