Z - Das Spiel der Zombies
01
Irgendwo vor ihm musste der Zombie sein. Nach dem Gestank zu urteilen, der die Luft erfüllte – eine Mischung aus Blut, Erde und faulem Fleisch –, musste er sehr nah sein. Josh löste die Sicherung seines Flammenwerfers und hielt ihn vor sich im Anschlag, den Finger am Abzug. Die Deckenbeleuchtung war fast völlig ausgefallen, und der Halogenscheinwerfer am Lauf seines Flammenwerfers war bei einem Zusammenstoß mit einem Z auf einer der unteren Etagen kaputtgegangen. In der Dunkelheit konnte er nur etwa zwei Meter weit sehen.
Der Krankenhausflur war voller Müll: Glasscherben, verkohlte Papierfetzen und verbogenes OP-Besteck lagen über den Boden verstreut. An den weiß gekachelten Wänden waren dunkle Schlieren. Vor Josh saß ein Teddybär an der Wand neben einer angelehnten Tür, sein Schmusefell war mit einer klebrig-schwarzen Flüssigkeit verschmiert. Der Kopf des Teddys war abgerissen und lag auf seinem Schoß. Aus dem aufgerissenen Hals quoll die Füllung heraus.
Irgendetwas an dem Teddy ließ Josh erschaudern. Offenbar hatte er mal einem Kleinkind gehört. Doch wo war dieses Kind? Wo auch immer es steckte, es war hoffentlich nicht verwandelt worden. Kinderzombies waren die allerschlimmsten. Josh fiel es immer schwer, sie abzufackeln.
›Aber was sein muss, muss sein‹, dachte er und ging auf die Tür zu.
Mit dem Lauf seiner Waffe drückte er sie auf. Eine Deckenlampe war die einzige Lichtquelle. Die Glühbirne flackerte bei dem verzweifelten Versuch, dem uralten Stromnetz des Krankenhauses noch etwas Saft abzugewinnen. Das Licht ging an und aus, der Raum war immer nur sekundenweise sichtbar. Josh kam es vor, als würde er einen alten Film sehen, der von einem kaputten Projektor wiedergegeben wurde.
Trotz des Schummerlichts war ihm sofort klar, dass die Frau auf dem Bett tot sein musste. Sie trug eine Krankenschwesteruniform, die roten Flecken auf ihrem weißen Kittel mussten von Blut stammen. Ihr Kopf hing zur Seite, ihr Gesicht sah zu Josh. Sie hatte keine Augen mehr, und an ihrem Hals hatte der Zombie eine große Bisswunde hinterlassen. Ein Arm war ausgestreckt, die Finger der Hand umklammerten einen Klumpen langer blonder Haare, an denen ein blutiges Stück Skalp baumelte. Unter ihrer Hand auf dem Boden lag eine Spritze in einer Lache.
›Sie wollte ihn mit der Spritze umbringen‹, dachte Josh. ›Aber er hat sie erwischt.‹
Im Grunde war er fast erleichtert, dass sie tot war. Wenn sie noch am Leben wäre, müsste er sie abfackeln, da sie ganz offensichtlich infiziert war und damit eine Gefahr für andere darstellte. Regel Nummer eins des Abfackelns: Reinigung durch Feuer.
Plötzlich kam etwas unter dem Bett hervorgekrabbelt und lief auf die gegenüberliegende Seite des Raumes. Was immer es war, es winselte wie ein ängstliches Tier. Reflexhaft zielte Josh mit dem Flammenwerfer darauf. Doch dann hielt er inne – die Kreatur floh vor ihm. Wenn sie ein Zombie wäre, hätte sie ihn angegriffen. Zombies flohen nicht. Er nahm den Finger vom Auslöser des Flammenwerfers.
»Alles klar?«, rief er. Er dachte an den Teddybären. War das Kind, dem der Teddy gehörte, im Raum gewesen, als der Zombie die Krankenschwester angriff? Vielleicht hatte es sich unter dem Bett versteckt und der Zombie hatte es nicht bemerkt. Wenn es so war, musste Josh ihm helfen. Das war Regel Nummer zwei des Abfackelns: alle Menschen retten.
Das Licht ging flackernd wieder an und er suchte die Schatten ab. In der Zimmerecke kauerte ein kleines Mädchen. Sie war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Ihr Kleid war schmutzig und zerrissen, und sie hatte keine Schuhe an. Ihr langes Haar hing ihr ins Gesicht. Sie atmete schnell, und als Josh auf sie zuging, drückte sie sich gegen die Wand und schüttelte abwehrend den Kopf.
»Nein«, flehte sie leise. »Bitte bring mich nicht um.«
Josh blieb stehen und ging in die Hocke.
»Keine Sorge«, sagte er. »Ich tu dir nichts. Wie heißt du?«
Die Kleine starrte ihn an. Er suchte in ihren Augen nach den Zeichen der Infektion, aber in der Dunkelheit konnte er sich nicht sicher sein. Sie schien in Ordnung zu sein.
›Solcher Leichtsinn kann einen das Leben kosten‹, sagte er sich. Doch er musste ihr helfen, er konnte die Kleine nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.
»Vi-«, setzte das Mädchen an, doch ihre Stimme stockte. »Vi-Violet.«
»Hallo, Violet. Ich heiße Josh. Wir beide hauen jetzt hier ab, okay?«
»Aber die Monster …«, sagte Violet. Sie sah zu der
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