Dunkle Materie
für unsere Zukunft. Ich fürchte, dass ich eines Tages etwas Irrationales tun werde.
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So ein dunkler Brief an einem strahlenden Nachmittag.
12
Während der Taxifahrt war er voller Optimismus, das Taxi fuhr mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit in den Süden von Manhattan, und die Geschwindigkeit, mit der es die Entfernung zwischen der 57. StraÃe und dem Washington Square zurücklegte, verglichen mit der Langsamkeit seines Spaziergangs in der umgekehrten Richtung, gab ihm den Eindruck, dass die Richtung stimmte, und als das Taxi vor dem Hotel hielt, gab er dem Fahrer ein groÃzügiges Trinkgeld und zweifelte nicht daran, dass er Eva vorfinden würde, oder wenigstens eine Nachricht von ihr, und er beschloss, sofort hinaufzufahren, ohne sich in der Lobby aufzuhalten, den Portier konnte er immer noch fragen, falls es nötig sein sollte.
Er zögerte, ob er die Treppen nehmen oder diesmal ausnahmsweise mit dem Aufzug hinauffahren sollte, um Zeit zu sparen, und er drückte schon auf den Knopf des Aufzugs, obwohl er hoffte, er würde nicht so schnell kommen, denn in einem geschlossenen Aufzug zu stehen machte ihm immer Angst, aber die Tür öffnete sich sofort, und er hatte schon einen Fuà hineingesetzt, da beschloss er, doch die Treppe zu nehmen, und wenige Minuten später stand er vor der Zimmertür, heftig atmend wegen der Anstrengung und wegen der Aufregung, Eva gleich wiederzusehen, und mit einer unerklärlichen Sicherheit klopfte er leicht an die Tür und wartete, dann klopfte er wieder, diesmal lauter, um Eva noch eine Chance zu geben, vielleicht war das erste Klopfen zu zögerlich gewesen.
Er wartete noch einen Moment, er wollte sich den Misserfolg nicht eingestehen, erst dann holte er den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn in die Tür, und als er in das Zimmer trat und das leere Bett sah, fühlte er, wie er in ein tiefes Loch fiel, so tief, dass kein Mensch wissen konnte, ob er jemals wieder herauskam, er war so sicher gewesen, dass er sie im Bett finden würde, dass sie auf ihn wartete, mit ihren herrlichen Haaren, die das Kissen bedeckten. Von dem Moment an, als er beschlossen hatte, zum Hotel zurückzugehen, und während der Fahrt im Taxi war er sicher gewesen, dass sie auf ihn wartete, wozu hätte er es sonst so eilig gehabt? Um in das leere Zimmer zurückzukehren, hätte er kein Taxi gebraucht, und mit dem letzten Funken Hoffnung schaute er zu dem roten Lämpchen des Anrufbeantworters, aber es blinkte nicht, es gab keine Nachricht für ihn, und die Tür des Badezimmers aufzureiÃen fand er erniedrigend, die Erfahrung sagte ihm, dass das Badezimmer ihn nicht retten würde.
Er entschied sich, den Portier anzurufen und sich bei ihm zu erkundigen, und als er wählte, war die Nummer besetzt, aber er lieà nicht locker und wählte wieder, und diesmal erreichte er den Portier, der ihm wie eine Art Orakel sagte, dass viele Menschen in das Hotel gekommen waren und es verlassen hatten, und er fragte, Sie sind der mit dem falschen Foto, stimmtâs? Wenn Sie mir das richtige Foto zeigen, kann ich Ihnen bestimmt helfen, und Adam sagte, wenn es wirklich hilft, werde ich Ihnen ihr Foto besorgen, und der Portier sagte, wie Sie möchten, Sir.
Er wollte tatsächlich zum Konsulat gehen und Evas Foto holen, das Foto, das er tief in einer Schublade versteckt hatte, Sascha hatte sie einmal in ihrer StraÃe fotografiert, nicht weit von ihrer Wohnung, mit vom Wind zerzausten Haaren, man sah die Olivenhaine, die Kirche und die malerischen Steinhäuser von Beth Djala im Hintergrund, und bevor er nach New York zurückgeflogen war, hatte ihm Eva das Foto gegeben, zur Erinnerung, und wenn sie wirklich verschwunden war, würde er dieses Fotobrauchen, nicht nur für den Hotelportier, sondern auch für die Polizei.
Aber die Idee mit der Polizei war ihm unbehaglich, und er dachte, dass es besser wäre, im Hotel zu bleiben und Ruhe zu bewahren, für Eva war es der einzige Weg, ihn zu finden, falls sie ihn überhaupt finden wollte, vielleicht war sie ja schon im Zimmer gewesen und wieder gegangen, als sie gesehen hatte, dass er nicht da war, vielleicht wäre die ganze Angelegenheit schon zu Ende, wenn er nicht den Ausflug in die 57. StraÃe unternommen hätte, und wenn er jetzt wieder wegginge, um das Foto zu holen, würde das nichts bringen, es würde den Schaden nur noch vergröÃern.
Er fragte den Portier,
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