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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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hat jemand eine Nachricht für mich hinterlassen? Und der Portier fragte, hat das rote Lämpchen geblinkt? Und Adam fragte, was ist mit ausgehenden Gesprächen? Gab es ausgehende Gespräche? Und der Portier sagte, wenn Sie jemanden angerufen haben, dann ja, und wenn nicht, dann nicht, und Adam sagte, machen Sie sich lustig über mich? Und der Portier sagte, um Gottes willen, nein, Sir, und Adam ergriff die Initiative, angetrieben von der Verachtung des Portiers, und sagte in autoritärem Ton, prüfen Sie bitte, ob es ausgehende Gespräche gegeben hat, und der Portier sagte, ich werde mein Bestes tun, Sir, als wäre er ein Orakel, das nicht in der Lage ist, eindeutige Antworten zu liefern, und Adam sagte, danke, lassen Sie es mich wissen, ich warte in meinem Zimmer.
    Er döste auf dem Bett und auf einmal spürte er einen nagenden Hunger, es war schon ein Uhr, und außer dem Muffin im Borders hatte er heute noch nichts gegessen, was für ein Gegensatz zu dem üppigen Frühstück gestern, und er stand auf und ging ins Badezimmer, um die Lebensmittel zu holen, die er einen Tag zuvor spät in der Nacht gekauft hatte, in der verzauberten, prähistorischen Ära, als er noch eine Partnerin im Zimmer hatte, und arrangierte alles auf dem Doppelbett, auf Evas Seite, und wo einmal eine Frau aus Fleisch und Blut gelegen hatte, lagennun Äpfel, Cracker und Cornflakes, bedeckt von einer klebrigen Schicht Eiscreme.
    Wieder ging er ins Badezimmer, nahm eine Rolle Klopapier und machte sich daran, jedes Teil abzuwischen, prüfte, was noch gerettet werden konnte, von allen langweiligen Optionen, die ihm zur Verfügung standen, kamen ihm die Cornflakes noch am aufregendsten vor, er öffnete die Milchtüte und roch daran, aber die Milch war verdorben, und er fing an, die Cornflakes zu essen wie sie waren, direkt aus der Tüte, und plötzlich fühlte er sich sehr einsam, unendlich einsam, noch nicht einmal frische Milch hatte er, keinen Teller, keinen Löffel, und er fragte sich verwundert, wie er, völlig ohne Grund, ein Obdachloser geworden war, den alle Frauen verlassen hatten.
    Erst gestern, dachte er, am Freitagabend, hatte er hier Champagner mit einer schwangeren Frau getrunken, und alles war verheißungsvoll und süß gewesen, und heute, am Samstag, war alles verflogen, er war allein, fischte Cornflakes aus der Tüte, knabberte sie, als wäre er eine Maus, niemand suchte nach ihm, das rote Lämpchen blinkte nicht, und sogar der Portier behandelte ihn, als wäre er ein Sonderling.
    Er warf einen Blick auf die Champagnerflasche, die noch neben dem Bett stand, und streckte die Hand aus, vielleicht war ja noch ein Tröpfchen darin, das seine Laune verbessern würde, und sah, dass an der Stelle, an der gestern eine kleine Champagnerpfütze gewesen war, jetzt kleine schwarze Ameisen herumkrabbelten, die sich wahrscheinlich von der Restsüße ernährten, und dieser krasse Symbolismus, Ameisen statt Champagner, erschreckte ihn, als handele es sich hier um einen Urteilsspruch, bis jetzt hatte es nur das Verhör und den Strafantrag gegeben, bis jetzt hatte man noch verhandeln können, aber das war ab sofort endgültig vorbei, er hatte die Prüfung nicht bestanden, es würde kein Wiederaufnahmeverfahren geben, man konnte keinen Einspruch einlegen.
    Und er dachte, wenn Eva die Flasche nicht zu früh geöffnet hätte, als er noch unter der Dusche stand, wenn sie sich nicht so beeilt hätte, wenn sie gewartet hätte, bis er ins Bett kam, wäre das alles nicht geschehen, denn er war es zwar gewesen, der die Flasche heruntergestoßen hatte, aber die Flasche war nicht kaputtgegangen, als sie auf den Teppich fiel, und wenn der Korken an seinem Platz gewesen wäre, wäre der Champagner nicht ausgekippt und die ganze Geschichte hätte einen anderen Verlauf genommen.
    Das Klingeln des Telefons unterbrach seine Gedanken, er rannte hin, mit einem Anflug von Hoffnung, vielleicht wurde er ja begnadigt, er hoffte, Evas Stimme zu hören, wie sie sich entschuldigte, wie sie erklärte, was es zu erklären gab, wie sie sagte, wo sie sich befand, was sie tat und warum sie nichts von sich hatte hören lassen, und er beschloss bereits, dass ihn die Einzelheiten nicht interessierten, er würde ihr auf jeden Fall verzeihen, auch wenn sie ihn hatte verlassen wollen, er würde sie auf jeden Fall zurücknehmen und nicht mehr weggehen lassen, er

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