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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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viele Worte verstehen.
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    Plötzlich habe ich verstanden (durch dieses Essen, das ich so gehasst habe), dass ich den Rest meines Lebens mit der Suche nach Schönheit verbringen werde. Und dass ich, wenn es möglich ist, Krümel von Schönheit über andere Menschen streuen möchte.
    Â 
    Habe ich dir schon einmal von meiner Kindheit erzählt? Als Kind, bevor ich eine Frau wurde, genoss ich viel Schönheit. Ich erinnere mich an meinen Großvater, der mir das Schachspielen beibrachte, als ich sechs Jahre alt war, und mich gewinnen ließ (siehst du, mit sechs Jahren habe ich schon einen Schachmeister besiegt). Ich erinnere mich, wie meine Großmutter alle möglichen Gerichte für mich kochte, wie sie mich überredete, Borschtsch und Piroschki zu probieren. Ich erinnere mich an meinen zweiten Großvater, der mich jeden Tag vom Kindergarten abholte. Er war Sportler und vielleicht habe ich seinetwegen mit dem Schwimmen angefangen. Ich erinnere mich, dass mir mein Vater aus Kasachstan Spielzeugraumschiffe mitbrachte. So viele Erwachsene, die um ein kleines Mädchen herumschwirrten.
    Â 
    Ich weiß noch, wie wir einmal Schach spielten, mein Großvater und ich, und da kam plötzlich meine Großmutter ins Zimmer und zwang mich, einen Löffel ekelhaft schmeckenderMedizin zu schlucken. Als sie wieder draußen war, sagte ich zu meinem Großvater: Siehst du, wie böse sie ist! Und er: Nein, sie ist gut, sie sorgt für deine Gesundheit. Ich war vollkommen verblüfft: Das kann nicht sein. Wenn sie gut ist, musst du der Böse sein!
    Â 
    Schon damals gab es für mich diese Teilung, jede Sache brauchte ihr Gegenteil, um zu existieren.
    Â 
    Â 
    Dienstag, 16. November, 05:05
    Â 
    Wo bist du jetzt, da ich dich so dringend brauche?
    Vielleicht sitzt du ja am Rechner?
    Schreibe mir eine Zeile, wenn du kannst.
    Es ist jetzt fünf Uhr morgens, ich bin gerade nach Hause gekommen und ich fühle mich schrecklich.
    Â 
    Â 
    Dienstag, 16. November, 16:58
    Â 
    Tut mir leid, ich habe deine Mail erst jetzt gelesen. Ich habe den ganzen Tag geschlafen.
    In dieser Nacht ist mir so vieles klar geworden.
    Adam, dein Leben mit mir wird vielleicht manchmal schwierig werden.
    Aber zumindest werde ich ehrlich sein.
    Bist du noch online?
    Â 
    Â 
    Dienstag, 16. November, 17:07
    Â 
    Warum reagierst du so, bevor du etwas gehört hast? Warum diese schnelle Schlussfolgerung? Ich möchte reden, nicht schreiben. Was soll ich machen, ich kann nicht schreiben.
    Â 
    Ruf mich bitte an.
    Eva
    Â 
    Â 
    Dienstag, 16. November, 17:27
    Â 
    Adam,
so habe ich mir ein Gespräch zwischen uns beiden nie vorgestellt. Ich kann nicht viel schreiben, weil ich schon für die Tagung packe, aber hauptsächlich, weil mir die Worte fehlen. Es gibt noch so viele Dinge, die ich dir sagen muss, damit du verstehst. Aber manchmal sieht es aus, als würde es nichts nützen, als bestündest du darauf, nichts zu verstehen. Vielleicht solltest du dich mit der Tatsache abfinden, dass ich nicht immer Lust habe, dir alles zu erklären?
    Â 
    Ich komme zu spät zur Mitfahrgelegenheit zum Toten Meer, ich muss jetzt los.
    Â 
    Ich habe es schwer, Adam. Was machst du mit mir?
    Â 
    Â 
    Mittwoch, 17. November, 16:01
    Â 
    Adam, mein Geliebter,
du kannst dir nicht vorstellen, wie tief du jetzt in mir bist.
    Ich habe mich so gefreut, als ich die passenden Worte fand: Dass es so war, als würden wir ihn beide küssen.
    Ich spürte dich so sehr, ich war dir so nah, als ich Gabi die ganze Nacht küsste.
    Â 
    Ich glaube, dass Liebe frei von Ansprüchen und Zwängen sein muss. Wenigstens so weit wie möglich. Es fällt mir schwer, es genau zu erklären. Ich hätte gern gedacht, dass ich dich liebe, ohne dass es etwas mit dem zu tun hat, was du tun wirst.
    Â 
    Was deine Frage betrifft, ich weiß noch nicht, ob ich monogam bin oder nicht. Ich muss es erst noch herausfinden. Ich kann mich nicht zu irgendeiner Antwort zwingen, das widerspricht meiner Natur, es steht im Widerstreit zu dem, wie ich gern sein möchte, und auch zu dem, was du vielleicht an mir liebst. Ich glaube nicht an Verzicht, an erzwungene Treue. Ich glaube, so etwas muss sich natürlich entwickeln.
    Â 
    Es war so wundervoll, nicht mit Gabi zu schlafen, ihn nur zu küssen, nach dem Abendessen, nachdem John und die anderen Gäste gegangen waren. Ich fühlte mich so glücklich, und ich werde nie

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