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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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hinterher zu dir sagen: Ich habe es für dich getan, gegen meinen Willen, deinetwegen habe ich nicht mit Gabi geschlafen, denn das wäre einfach nicht richtig. Ich habe mich so glücklich gefühlt, als ich es tat, viel richtiger, als wenn ich es nicht getan hätte, ich spürte stärker denn je, wie sehr ich dich liebe.
    Â 
    Ich möchte nicht wie eine Schnecke leben, in mich selbst verkrochen, verschlossen für die Welt um mich herum. Ich möchte den anderen Menschen gegenüber offen sein. Vielleicht ist es auch eine Frage des Alters. Vielleicht warst du in meinem Alter auch so?
    Â 
    Ich war mit Gabi zusammen. Natürlich. Aber es war, als wären wir beide mit ihm zusammen, dort auf dem Sofa im Wohnzimmer, nachdem alle anderen gegangen waren. Ich habe mich so gefreut, im Bus zum Toten Meer, als ich die richtigen Worte fand (dass es war, als würden wir ihn beide küssen).
    Â 
    Und ja, ich habe meinen Stolz. Ich führe nicht automatisch alles aus, was du mir sagst.
    Â 
    Und es gibt ja auch deine Situation, Adam.
    Am Anfang, als ich dich kennenlernte, hoffte ich, du seist frei oder wenigstens nicht verheiratet. Aber du hast mir so gut gefallen, deine Geschichten und deine Offenheit und dein unendliches Interesse an mir haben mich so fasziniert, dass ich dich als Menschen nicht verlieren wollte.
    Vielleicht danach, als du mich geküsst hast, auf unserem Felsen vor der Wüste von Judäa und den Häusern von Isawija, als du angefangen hast, mich zu berühren, war ich eine Zeit lang sogar etwas enttäuscht.
    Weil du etwas Inkonsequentes getan hast (mich zu lieben und mit Ruth zusammenzubleiben).
    Später wurde ich süchtig nach deinen Mails und dachte, dass ich dich als einen verheirateten transatlantischen Liebhaber akzeptieren könnte. Oder als einen virtuellen Liebhaber. Eine Art Internet-Affäre. Aber jetzt sehe ich, dass unsere Beziehung nicht statisch ist. Dass wir uns ändern. Dass uns das Internet nicht reicht. Einerseits liebe ich es, dass nichts festgelegt ist,nicht einmal der Ton unserer Mails. Andererseits fällt es mir schwer, weil ich dich so sehr begehre. Und ich beginne über Dinge nachzudenken, die verboten sind.
    Â 
    Vielleicht habe ich Angst vor New York. Angst vor dieser Woche, die ich so sehr erwarte. Besonders vor dem Ende der Woche. Nicht der Woche vor Thanksgiving, sondern der Woche danach. Vor der Atlantiküberquerung in umgekehrter Richtung. Vor meinem Flug nach Israel, ohne dich.
    Â 
    Und ich denke auch über Ruth nach. Und ich frage mich manchmal, ob das, was wir tun, richtig ist. Vielleicht ist es die Angst vor dem Dezember, nach der Zeit mit dir, Ende November, die mich am Telefon so bitter werden ließ. Deshalb hast du gefragt, ob wir New York absagen sollen.
    Â 
    Mein Akku ist bald leer.
    Ich schreibe im Offline-Modus, im Bus, auf dem Weg zum Toten Meer.
    Wir haben die rosafarbene Wüste, die uns im Oktober so hypnotisiert hat, schon durchquert.
    Â 
    Ich habe die Worte jetzt satt. Habe die Ozeane zwischen uns satt. Habe die optischen Fasern auf dem Boden des Ozeans satt, die nur Buchstaben übermitteln und weder Blicke noch Berührungen. Ich will mit dir zusammen sein. Dich beobachten. Dich anfassen. Ja, klar, in New York werde ich dich küssen. Wenn du willst, können wir eine ganze Nacht nur mit Küssen verbringen.
    Â 
    Sei nicht neidisch. Es gibt keinen Grund dazu. Es ist deine Liebe zu mir und meine Liebe zu dir, die es uns möglich macht, an andere Menschen Reste zu verteilen, Krümel vonSchönheit. Vielleicht ist Liebe etwas, was sich in alle Richtungen verstreut, in allen möglichen Formen, und kein gezielter Laserstrahl?
    Â 
    Als ich sagte, dass ein Leben mit mir schwierig wird, habe ich nicht meine Lust auf andere gemeint, überhaupt nicht. Ich habe gemeint, dass wir einen großen Bedarf an Erklärungen haben und vielleicht lernen müssen, Dinge zu akzeptieren, die uns auf den ersten Blick unverständlich vorkommen.
    Â 
    Diese Woche ist es mir schwergefallen, die richtigen Worte zu finden.
    Â 
    Ich liebe dich.
    Eva
    Â 
    Â 
    Mittwoch, 17. November, 16:39
    Â 
    Schade, dass ich es vorhin nicht geschafft habe, dir meine Mail zu schicken. Aber das Internet hier ist beschissen. Ich habe einen ganzen Tag gebraucht, um Anschluss zu bekommen. Und jetzt ist die Mail, die ich an dich geschickt habe, mit der Nachricht zurückgekommen, dass sie ihr Ziel nicht erreicht hat.

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