Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
tersuchung ging, hier eindringen und sich alle Namen und Adre s sen einprägen.
Sie schloss den Schrank und reichte ihm ein braunes Papiertü t chen.
»Danke.« Er schob das Tütchen in eine hintere Hosentasche. Bei der nächsten Gelegenheit würde er es entsorgen.
»Eine Messerspitze voll in etwas Flüssigkeit gerührt, nach dem Aufstehen getrunken, müsste dir helfen«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Du siehst furchtbar aus. Bist du krank? Mir ist schon öfter aufgefallen, dass du morgens recht ze r knautscht aussiehst.«
Er schüttelte den Kopf. »Das hab ich bereits fast mein ganzes L e ben.«
»Falls es nicht besser wird, lass dich lieber mal untersuchen.«
Noir drehte einen Bilderrahmen herum, der auf ihrem Schreibtisch stand. Das Foto zeigte sie und eine Frau mit blondem Haar, die fast zwei Köpfe kleiner war als Noir. Ihre Augen leuchteten so blau wie Lapislazuli. Ein weiterer Stich fuhr durch sein Gehirn und er sah Bilder von Personen, die er sich hatte einprägen müssen, weil er sie ausliefern musste. Sie war dabei: Isla. Blondes Haar, blaue Augen, spitzes Kinn – eine elfenhafte Schönheit.
Verdammt, wäre er doch zu dieser blöden Erstuntersuchung e r schienen, zu der Noir all ihre Goyles bat, dann hätte er Isla längst gefasst und hätte mit ihr ins Dunkle Land zurückkehren können.
Seine Gedanken verschwammen, weil er den Blick nicht von ihr losreißen konnte. Was war nur los mit ihm? Mühsam unterdrückte er ein Zittern. Normalerweise zeigte er keine Regung, wenn ihm eine gesuchte Person unterkam, aber diese Frau war vielleicht seine und Myras Karte in die Freiheit. Jahrelang war er als Sucher durch die Menschenwelt gestreift und hatte es schon als glücklichen Zufall g e sehen, dass Noirs Freund Magnus ihn für Vincents Klan aufgespürt hatte, doch nie hätte er geglaubt, hier Isla zu finden. Sein König wollte sie haben, um jeden Preis.
Noir stellte den Rahmen an seinen Platz zurück. »Das ist meine Freundin Jenna Fairchild. Sie ist Ärztin.«
»Jenna?« Er schluckte. Da musste ein Irrtum vorliegen, das war I s la. Wenn er sich einen Namen und ein Gesicht einprägte, dann war das unwiderruflich in sein Gehirn eingebrannt. Dafür hatten sie g e sorgt. Er war einer ihrer besten Jäger, ein Meisterspion. Er irrte sich nie.
»Ja, das ist diejenige, zu der du nicht wolltest.« Offen lächelte sie ihn an.
Kyr hatte sich erfolgreich vor der Einstellungsuntersuchung dr ü cken können. »Ist sie auch eine Hexe?«, fragte er verwirrt, weil er dachte, die Antwort längst zu kennen. Er konnte sich unmöglich täuschen, sein Gedächtnis war zuverlässiger als ein Computer.
Noir nickte. »Sie arbeitet mit ihrem Vater in seiner Schönheitskl i nik.«
»Sie ist Chirurgin?« Isla war Heilerin …
»Angehende. Sie assistiert ihrem Dad.«
Interessant. Vielleicht irrte er sich und diese Ärztin war nicht die Person, für die er sie hielt. Dennoch erschien sie ihm äußerst nüt z lich. Sie konnte ihm bei einem persönlichen Problem helfen und er käme über sie an weitere Namen von Hexen und Magiern. Vielleicht sollte er ihr einen Besuch abstatten.
Kapitel 2 – Nicolas Tremante
N
icolas schlich durch den dunklen Flur des Woh n traktes, die Schwingen dicht an den Körper g e presst. Seine nackten Füße hinterließen kein G e räusch auf dem Teppichboden, nur das raue Leder seiner langen H o se raschelte leise. Nick fühlte, dass der Kerl, den er verfolgte, etwas ausheckte. Bewegungslos verharrte der große Mann im Dunkeln und wartete offensichtlich, bis Noir ihr Büro verließ. Es war spät, sie würde es in dieser Nacht nicht mehr betreten. Seit sie schwanger war, achtete sie auf ausreichend Schlaf.
Schon ging die Bürotür auf, Noir trat heraus und Licht flammte auf. Nick kniff die Lider zusammen. Als Dämon-Gargoyle-Hybrid sah er in der Finsternis ausgezeichnet. Noir drehte ihnen den Rücken zu und ging in Richtung ihrer Wohnung. Sie hatte ihn beauftragt, ein Auge auf ihren Bruder zu haben. Sie wusste immer noch nicht, ob sie Jamie vertrauen konnte, solange er den Zash in sich nicht b e herrschte.
Zu recht, denn als sie um die Ecke bog, huschte Jamie über den Teppich und steckte etwas, das aussah wie eine Karte, in den Ra h men, bevor die Tür zufiel. Dann blieb er im Flur stehen und lausc h te. Noirs Schritte entfernten sich. Nick hörte, wie sie ihre Wohnung betrat. Sofort drückte Jamie die Tür auf und verschwand im Büro. Nick zögerte keine
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