Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Sekunde und lief lautlos hinter ihm her. Schade, dass er in dieser Etage kein Dämonenportal erzeugen konnte, a n sonsten hätte er sich jetzt ins Büro schmuggeln können. Doch Noir hatte vorgesorgt, also musste er Jamie auf konventionelle Art verfo l gen, bevor die Tür zufiel. Er durfte nur nicht vergessen, den Kopf einzuziehen. Da er von allen Goyles der größte war, hatte er mit menschlichen Behausungen seine Probleme. Dennoch war er froh, hier zu sein, und dass die Hexe ihm den Job anvertraut hatte. So ha t te er wenigstens einen Grund, dem Jungen nahe zu sein. Okay, ein Junge war Jamie nicht mehr, sondern ein Mann von fünfundzwanzig Jahren, mit allem, was dazugehörte. Trotz zwei dicker Narben an einer Wange sah er verdammt gut aus. Er hatte nur einen Makel, e i nen enormen sogar: Sein Körper war von einem Zash, einem Le n kerdämon, besetzt. Man konnte ihn zwar austreiben, jedoch würde das Jamies Tod bedeuten. Ein Höllenfürst hatte ihm vor vielen Ja h ren die Seele genommen und seitdem hielt ihn der Zash namens Z o rell am Leben. Nick verabscheute diesen Widerling zutiefst.
Die Hexe vertraute ihm, Nicolas, mehr als ihrem Bruder, obwohl Nick selbst ein halber Dämon, ein jahrhundertealter Inkubus war. Aber er hatte Noir mehr als ein Mal seine Loyalität bewiesen, schon, als er noch gar nicht Vincents Klan angehörte. Nick gefiel es, einer Gemeinschaft anzugehören. Die wenigsten Wesen waren gern allein. Er mochte die Aufgaben, die Noir ihm zuwies, und er mochte Lo n don. Falls es ihn ab und zu woandershin zog, konnte er in seiner Freizeit mittels Portalen überallhin reisen. Nur jetzt durfte er nicht an Urlaub denken – den er zu gern mit Jamie verbringen wollte, z u mal der Junge dringend auf andere Gedanken gebracht werden musste –, denn der Kleine durchwühlte Noirs Schreibtisch. Porca vacca!
Nicks langes blondes Haar, das er meist zu Zöpfchen geflochten trug, war auffällig. Jamie sollte ihn nicht schon entdecken, denn Mondlicht drang durch die Panoramascheiben der Dachterrasse. Daher verbarg er sich, so gut er es bei seiner Größe vermochte, zw i schen zwei Aktenschränken, die Schwingen um den Körper gelegt, und verfolgte gebannt, was Jamie suchte. Die Daten der Klienten schienen ihn nicht zu interessieren, vielmehr hatte er es auf persönl i chere Dinge abgesehen. Er förderte eine Quietscheente zutage, mit der Räuber gern spielte, ein Notizbuch, das er hastig durchblätterte, und ein kleines Fotoalbum. Dann warf er alles zurück in die Schu b lade.
»Verdammt«, zischte Jamie, doch es war nicht seine Stimme. Der Zash in ihm – Zorell – hatte sich nach vorn gedrängt. Nick hasste diesen Dämon, das konnte er nicht oft genug betonen.
Jamie schloss die Schubladen und kickte gegen den Schreibtisch. »Sie muss es in ihrer Wohnung aufbewahren.«
Schnell trat Nick vor, sodass er den Ausgang blockierte. Da er hier nicht befürchten musste, von Zorell auf dämonische Art angegriffen zu werden, verschränkte er die Arme vor der Brust. »Was muss sie in ihrer Wohnung haben?«
»Verdammter Schwanzlutscher!« Zorells pechschwarze Augen blitzten, und er wollte sich an Nick vorbeidrängen. »Geh mir aus dem Weg!«
Schwanzlutscher? Wie kam der Widerling darauf, dass er sich bloß für Männer interessierte? Ihm war es völlig egal, mit wem er schlief. Als halber Inkubus kam es ihm nur auf die Energie an, die er aus dem Beischlaf bezog. Diese Kraft brauchte er, um Portale zu e r schaffen und sein dämonisches Leben zu verlängern. Er hatte es b e reits auf 387 Jahre gebracht, obwohl er optisch nicht älter als die a n deren Goyles aussah. Alles Weitere, das er zum Leben brauchte, e r hielt er von gewöhnlichen Nahrungsmitteln.
Nick widerstand dem Drang, Zorell windelweich zu prügeln. I m merhin steckte er in Jamies Körper. »Was hast du hier zu suchen?« Erst als seine Knöchel knackten, bemerkte er, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Mit Worten kam er bei dem Zash ohnehin nicht weit, also packte er Jamie so vorsichtig er konnte an seinem kurzen Haar, und drängte ihn gegen die Wand. »Ich will Antworten!«
»Fick dich«, knurrte Zorell, sah zu ihm auf und spuckte ihm ins Gesicht.
Das ist Jamies Speichel, sagte er sich, ließ die Zunge lasziv um den Mund kreisen und säuselte: »Nein, ich ficke dich.« Dann küsste er ihn hart, weil das der einzige Weg war, an den Kleinen heranz u kommen. Normalerweise waren Nicks Bekannte und Freunde für ihn tabu, besonders für den Inkubus in
Weitere Kostenlose Bücher