Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)
mitteilen, dass er unter seinen Kleidern muskulös und straff ist und stärker, als seine schmale Gestalt nahelegt. Er besitzt eine lange schmale Nase und einen Mund fast ohne Oberlippe, aber mit einer beinahe obszön sinnlichen und vollen Unterlippe.
Er kommt auf sie zu, und sie kann nirgendwohin fliehen, sondern sich nur fester an die Wand drücken. »Was haben Sie hier zu suchen, Cole? In meinem Kopf. Was wollen Sie?«
»Hat Kristina Ihnen nicht gesagt, dass ich kommen würde? Hier bin ich.«
»Sie hat nicht gesagt, dass Sie mir im Traum erscheinen würden.«
»Das wusste sie nicht. Sie lauscht schrecklich gern. Aber so kann sie uns nicht hören, oder?«
»Sie kann uns nicht belauschen? Wobei?«
»Ach, Merle, beschäftigen Sie sich immer noch mit der Vorstellung, dass ich Sie vergewaltigen will?«, fragt Cole schmunzelnd. »Das ist so reizend. Sie wissen nicht, ob Sie Angst vor mir haben oder sich erregt fühlen sollen, oder?« Er macht noch ein paar Schritte nach vorn und geht vor ihr in die Hocke. Jetzt kann sie sein Gesicht ganz deutlich erkennen. Dunkle Augen, Bartstoppeln, dichte Brauen – und das helle Aufblitzen scharfer Zähne. Reißzähne.
»Das ist nicht wahr. Ich habe weder Angst vor Ihnen, noch erregen Sie mich. Alles, was ich im Moment fühle, ist, wie sehr ich mich danach sehne, nach Hause zu meiner Familie zu gehen.«
»Lügen Sie mir nichts vor, Merle. Sie wissen doch, dass ich Ihre Gedanken so einfach lesen kann wie die Zeitung.«
»Dann haben Sie sich eben verlesen. Suchen Sie sich eine andere Lektüre.«
»Oh, ich gehe ja schon. Bald. Ich lasse Sie allein, versprochen. Und dann werden Sie schmerzlich enttäuscht sein. Aber zuerst will ich Ihnen etwas sagen. Ich möchte Ihnen versichern, dass Ihnen nichts Schlimmes zustoßen wird, solange Sie sich hier in meiner Obhut befinden. Wenn Ihre fünfundzwanzig Tage vorüber sind, sind Sie frei und können dieses Gebäude mit einem Gegenmittel verlassen, durch das Ihr Vater wieder ganz der Alte wird. Weder ich noch ein anderes Mitglied meines Haushalts werden Sie berühren oder auf irgendeine Art Gewalt gegen Sie anwenden, außer Sie bitten darum.«
»Außer ich bitte darum? Ich werde ganz bestimmt nicht …« Sie verstummt und schneidet eine Grimasse. »Außerdem ist es dazu ein wenig zu spät, oder?«
»Ich weiß.« Cole schlägt die Augen nieder. »Ich weiß, ich hätte Sie nicht Oberon überlassen sollen. Aber ich wollte nur, dass Sie wissen, wie sich das angefühlt hat. Verängstigt und allein zu sein. Verlassen. Es tut mir leid. Ich sollte der Letzte sein, der jemandem so etwas wünscht.«
»Waren Sie wirklich hier unten im Dunkeln gefangen, fünfundzwanzig Jahre lang?«
Keine Antwort …
Merle schlägt die Augen auf. Sie ist allein in ihrer Zelle.
Sie steht von der Bank auf und durchsucht jeden Winkel, so weit ihre Ketten reichen. Nichts. Nicht einmal eine Ratte.
Als sie sich schließlich wieder hinlegt, dauert es lange, bis sie erneut einschläft. Halb hofft sie, dass Cole noch da sein wird, wenn sie träumt.
Doch er kommt nicht.
Tag 7
»Hat hier jemand Bücher bestellt?«, ruft Kristina und reißt die Zellentür auf.
Merle setzt sich auf und reibt sich die Augen. »Was?«
Kristina schiebt einen kleinen Servierwagen herein. »Bücher. Ich habe Ihnen Bücher mitgebracht. Ach, und Müsli und Orangensaft und eine Zeitung. Sie ist von heute. Gott weiß, wo sie herkommt. Irgendjemand muss heute Morgen schon ausgegangen sein, bevor es hell wurde.«
Ich kann Ihre Gedanken so einfach lesen wie die Zeitung.
Merle steht auf, tritt an den Wagen und nimmt die Zeitung. Die Times von heute. Sie blättert darin und vergisst einen Moment lang die Ketten an ihren Handgelenken. Eine davon trifft den Orangensaft und wirft ihn um.
»Ach ja«, sagt Kristina, »das erinnert mich an etwas.« Sie zieht einen großen Eisenschlüssel hervor und fasst nach Merles linkem Handgelenk.
Wie benommen beobachtet Merle, wie die Fesseln eine nach der anderen fallen und rote, wunde Haut zurücklassen.
Sie reibt sie und spürt eine Art widerstreitender Dankbarkeit. Auf der einen Seite möchte sie Kristina danken, doch gleichzeitig weiß sie, dass sie eine von ihnen ist. Ein Teil des Problems. Sie reibt fester über die aufgescheuerte Haut, um nicht zu vergessen, was hier los ist. »Sie können Darius, ich meine Cole, sagen, dass Orangensaft und Zeitungen das hier auch nicht angenehmer machen. Ich sitze trotzdem noch in einer Zelle.«
Nachdem Kristina fort
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