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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dahinscheiden.«
    Nimra dachte an die wilde, windgepeitschte Schönheit des Landes, in dem er zur Welt gekommen war, und fand, dass es perfekt zu ihm passte. »Leben deine Freunde noch immer im Moor?«
    Er antwortete mit einem Nicken, bei dem sein Haar im Sonnenlicht glänzte. »Sie sind ein stolzer Haufen, und noch stolzer sind sie auf ihr eigenes Land.«
    »Und du?«
    »Das Moor hält die Seele fest«, sagte er, in seiner Stimme schwangen dunkel und vollmundig die Rhythmen seiner Heimat mit. »Ich kehre dorthin zurück, wenn es mich ruft.«
    Gefesselt von dem kurzen Einblick, den sie in die Vergangenheit dieses vielschichtigen Mannes gewonnen hatte, ertappte sie sich dabei, wie sie ihre Flügel noch weiter entfaltete und ihre Federn von der warmen Sonne Louisianas streicheln ließ. »Warum verschwindet dein Akzent im normalen Gespräch?«
    Er zuckte die Achseln. »Bis auf ein paar Besuche ab und an bin ich viele, viele Jahre nicht mehr im Moor gewesen.« Er ließ den Stein fallen und richtete seinen muskulösen Körper zu seiner vollen Größe von über einem Meter achtzig auf, seine Miene wurde urplötzlich wieder rein geschäftsmäßig. »Fen, Asirani, Christian und Amariyah«, sagte er. »Sind das die einzigen Personen, zu denen du ein so vertrauensvolles Verhältnis hast?«
    »Eine weitere gibt es noch«, sagte sie, als sie bemerkte, dass dieser besondere Augenblick verstrichen war. »Exeter ist ein Engel, der seit mehr als einem Jahrhundert an meiner Seite ist. Er zieht es vor, die Zeit in seinem Zimmer im Westflügel zu verbringen und seine wissenschaftlichen Bücher zu lesen.«
    »Wird er beim Abendessen dabei sein?«
    »Ich werde ihn bitten, zu kommen.« Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass der liebreizende, stets geistig abwesende Exeter ihr etwas zuleide tun wollte. »Ich kann ihn nicht verdächtigen, aber auf der anderen Seite kann ich niemanden von ihnen verdächtigen.«
    »Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nichts, was speziell auf eine Person hindeuten würde, also können wir noch niemanden ausschließen.« Mit verschränkten Armen wandte er sich zu ihr um. »Augustus – erzähl mir etwas über ihn.«
    »Da gibt es nichts zu erzählen.« Abrupt schloss sie die Flügel und stand auf. »Er ist ein Freund, der glaubt, er müsste mehr für mich sein, weil ich mehr von ihm bräuchte. Das ist jetzt erledigt.«
    Wie Noel deutlich erkennen konnte, war Nimra es nicht gewohnt, dass man ihre Aussagen hinterfragte oder sie unter Druck setzte. »Ich habe nicht den Eindruck, dass die Sache für Augustus bereits erledigt ist.«
    Ein Lächeln, begleitet von einem kühlen Blick. »Wie wir bereits besprochen haben«, sagte sie, »fallen derartige Dinge nicht in deinen Zuständigkeitsbereich.«
    »Im Gegenteil.« Er trat zu ihr und stützte die Hände in die Hüften. »Frustrierte Männer tun dumme und zuweilen tödliche Dinge.«
    Mit einem angedeuteten Stirnrunzeln hob sie die Hand, um eine winzige weiße Blüte fortzuwischen, die ihr auf die Schulter gefallen war. »Augustus nicht. Er war immer in erster Linie ein Freund.«
    »Ob du das glauben möchtest oder nicht, seine Gefühle sind nicht von freundschaftlicher Natur.« Noel hatte beobachtet, wie sich ungezügelter Zorn auf dem Gesicht des großen Engels ausgebreitet hatte, als diesem aufgegangen war, welche Rolle Noel spielte.
    Weiße Linien zeichneten sich um Nimras Mund ab. »Das spielt keine Rolle. Augustus kommt mich zwar besuchen, doch er war nicht hier, als das Mitternachtsgift in meinen Tee gemischt wurde.«
    »Du hast gesagt, du vertraust dein Essen nur bestimmten Dienern an«, sagte Noel, als sein Körper einen verführerischen Duft aufnahm – einen Duft, der nichts mit dem Garten zu tun hatte. »Und dennoch liegt dein Fokus eindeutig auf dem inneren Kreis deines Hofes. Warum?«
    »Die Diener sind Menschen. Warum sollten sie eine tödliche Bestrafung riskieren?«, fragte sie, allem Anschein nach ehrlich verwirrt. »Ihr Leben ist ohnehin schon so kurz.«
    »Du wärst überrascht, was Sterbliche manchmal alles riskieren.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, um den Drang zu unterdrücken, sich eine ihrer blauschwarzen Haarsträhnen um den Finger zu wickeln. Es beunruhigte ihn noch immer, wie leicht sie ihn in Versuchung führen konnte, wo doch seit Monaten nichts die Taubheit in seinem Inneren hatte durchdringen können – insbesondere, da er bisher noch keine Anzeichen für die Art von Macht erblickt hatte, die für ihren Ruf verantwortlich war.

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