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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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unmissverständlich einladender Geste berührte Asirani Christians Arm. Sie trug ein mit Gold abgesetztes, chinesisches Cheongsam-Kleid in dunkelstem Indigoblau, die Haare aus dem Gesicht gekämmt, und ihre lebhafte Schönheit stand in starkem Kontrast zu Christians beinahe säuerlicher Eleganz.
    Der männliche Engel beugte sich zu ihr hinunter, um ihr zuzuhören, doch in seiner Haltung lag eine unnatürliche Härte, und sein Mund war zu einer ernsten Linie zusammengepresst.
    »Sieh dir die beiden an«, raunte Amariyah. Sie musste seinem Blick gefolgt sein. »Asirani versucht immer wieder, Christians Zuneigung zu gewinnen, aber neben Nimra ist sie chancenlos.« Wieder verbarg sich eine schneidende Schärfe in ihren Worten.
    »Asirani ist selbst eine atemberaubend schöne Frau.« Noel beobachtete, wie Christian mit unerbittlicher Sanftheit die Hände der Vampirin von seinem Körper löste und davonging. Asiranis Miene wurde verschlossen, und ihr Rückgrat versteifte sich, als sei es aus Stahl.
    Amariyah zuckte die Schultern. »Sollen wir wieder hineingehen?«
    Noel hatte den Eindruck, als hätte sie deutlich mehr Zustimmung zu ihren Ansichten erwartet. »Ich denke, ich bleibe noch ein wenig.«
    Sie ging weg, ohne ein Wort zu sagen. Als sie in den Hauptraum stolzierte, blitzte ihr enges, knöchellanges Seidenkleid leuchtend rot auf. Ihre kohlrabenschwarzen Haare fielen auf ihre üppigen Kurven hinab. Er beobachtete, wie sie zu Asirani ging, ihr die Hand auf die Schulter legte und sie drückte. Als sie den Kopf neigte, um sich mit der Vampirin zu unterhalten, spürte Noel die Gegenwart einer weiteren weiblichen Person: Nach der prunkvollen Rose Amariyah war es diesmal eine vielschichtige, geheimnisvolle Orchidee.

5
    Als er vom Balkon blickte, sah er Nimra und Fen Arm in Arm einen von nachtblühenden Blumen gesäumten Weg entlangspazieren. Neben ihrer Anmut wirkten die Schritte des alten Mannes langsam und ungeschickt; die Hand, mit der er sich auf den Stock stützte, zitterte. Und doch erkannte Noel an der Art, wie Nimra sich auf sein Alter und sein Tempo einstellte, dass sie oft so miteinander spazieren gingen – ein Engel mit braunen, juwelenbestäubten Flügeln und ein Mensch in der Abenddämmerung seines Lebens.
    Unwiderstehlich angezogen von dem Rätsel, das sie ihm aufgab, schritt Noel die Treppen zum Garten hinunter, um den beiden zu folgen. Auf der untersten Stufe ließ ihn ein unerwartetes Miauen innehalten und den Blick, der schärfer war als der eines Sterblichen, nach unten in die Dunkelheit richten. Mimosa lag unter einem Strauch voller winziger, sternförmiger Blüten, die sich für die Nacht geschlossen hatten. Sie zitterte.
    Die unerschrockene Katze hatte sich Noel seit seiner Ankunft am Hof nicht genähert, aber jetzt hielt sie still, als er sich bückte, sie auf den Arm nahm und an seine warme Brust drückte. »Ist dir kalt, altes Mädchen?«, flüsterte er, während er sie mit einer Hand streichelte. Als sie nicht aufhörte zu zittern, öffnete er sein festliches schwarzes Hemd und legte sie auf seine Haut. Sie ließ den Kopf sinken und kuschelte sich an ihn. Das Zittern wurde langsam schwächer. »Na also.«
    Er streichelte sie weiter, während er den Pfad entlangging, auf dem Fen und Nimra verschwunden waren. Mimosa fühlte sich zerbrechlich an, ihr Körperbau war ebenso zierlich wie der ihrer Herrin. Sie im Arm zu halten, war auf seltsame Art tröstlich, und zum ersten Mal seit langer Zeit dachte Noel an den Jungen zurück, der er einst gewesen war. Auch er hatte ein Haustier gehabt, einen großen, alten Mischlingshund, der Noel mit vollkommener Ergebenheit überallhin gefolgt war, bis sein Körper ihm den Dienst versagt hatte. Noel hatte ihn im Moor begraben und an diesem Ort, wo niemand ihn sah, den Erdboden mit seinen Tränen getränkt.
    Als er um die Ecke bog, bewegte sich Mimosa an seiner Brust; sie hatte die Witterung ihrer Herrin aufgenommen. Nimra stand auf der anderen Seite eines Teichs, der im silbrigen Mondlicht vor ihm lag. Ihre Flügel streiften durch das Gras, als sie sich vorbeugte, um nach einigen der schläfrigen Blüten zu sehen, und im lauen Wind schmiegte sich ihr dunkelblaues Gewand mit der Zärtlichkeit eines Liebhabers an ihren Körper. Fen saß diesseits des Sees auf einer Steinbank und betrachtete sie mit einer ruhigen Geduld, in der absolute Hingabe lag.
    Nicht Fen, entschied Noel. Es war ihm von Anfang an unwahrscheinlich erschienen, dass der alte Mann als Verschwörer

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