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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ohne jeden Zweifel davon überzeugt, dass auch sie nichts mit dem versuchten Anschlag zu tun hatte. Im Gegensatz zu Amariyahs vorgetäuschter Arglosigkeit war diese bei Violet vollkommen echt – trotz ihrer hässlichen Vergangenheit.
    Weil ihr Stiefvater sie mit deutlich zu viel Interesse angesehen hatte, war Violet von zu Hause weggelaufen und schließlich halb verhungert am Rande von Nimras Grundstück zusammengebrochen. Als der Engel über seine Ländereien flog, sah er das Mädchen und trug es auf seinen eigenen Armen nach Hause. Nimra pflegte Violet gesund und stellte einen Hauslehrer an, weil die Vorstellung, zur Schule zu gehen, sie verschreckte. Obwohl Nimra von einem so jungen Menschen keinen Dienst erwartete, bestand das stolze Mädchen darauf, sich »ihren Weg zu verdienen«, indem sie die Morgenschichten übernahm, während die Nachmittage ihrem Unterricht vorbehalten blieben.
    »Ich verehre sie«, hatte Violet Noel mit stürmischer Ergebenheit berichtet. »Es gibt nichts, was ich nicht für Lady Nimra tun würde. Nichts.«
    Jetzt blickte Noel Nimra an. »Violet würde mir eher in einer dunklen Nacht auflauern, wenn sie in mir eine Gefahr für dich sähe, als dass sie mit mir flirten würde.«
    Fen lachte gackernd. »Damit hat er recht. Dieses Mädchen betet den Boden an, auf dem du gehst.«
    »Wir sind keine Götter, die man anbetet«, sagte Nimra mit besorgtem Gesicht. »Ich möchte nicht, dass sie das tut – sie soll ihre Flügel entfalten und ihr eigenes Leben leben.«
    »Sie ist ein geretteter Welpe«, sagte Fen und hustete in seine zitternde Faust. »Selbst wenn du sie hinauswirfst und in die Welt schickst, wird sie voller Sturheit wieder an deine Seite zurückkehren. Du kannst sie genauso gut in Ruhe lassen – sie wird ihr eigenes Glück schneller finden, wenn sie sich um dein Glück kümmern kann.«
    »Wie weise.« Nimra machte keine Anstalten, dem alten Mann zu helfen, als dieser sich mühsam erhob.
    Hilfe wäre hier weder willkommen, noch würde sie angenommen werden, erkannte Noel, als er ebenfalls aufstand.
    Der Rückweg verlief langsam und ruhig, Nimras Flügel strichen vor ihm durch das Gras, während sie mit Fen Arm in Arm ging. Noel schlenderte hinter ihnen her und fühlte sich auf eine Art und Weise zufrieden, die schwer zu beschreiben war. Die feuchte Nachtluft von Louisiana, erfüllt vom Quaken der Frösche und dem Rascheln der Blätter, Nimra, die mit sanfter Stimme zu Fen sprach – das alles umfing ihn wie ein kraftvolles Meer, das die scharfen Kanten an den Bruchstücken seiner Seele abschliff.
    »Gute Nacht, Mylady«, sagte Fen, als sie das kleine, alleinstehende Landhaus erreichten, das er gemeinsam mit Amariyah bewohnte. »Ich werde darüber nachdenken, was du gesagt hast. Aber ich bin ein alter Mann – wenn ich nicht mehr bin, wird sie ohnehin gehen.«
    Mit einem raschelnden Geräusch faltete Nimra ihre Flügel zusammen, bevor sie zu Noel kam und sie gemeinsam zum Haus zurückgingen. In wortlosem Einverständnis mieden sie die Haupträume und betraten den privaten Flügel. Noels Zimmer lag direkt neben ihrem in einem abgeschiedenen Bereich. »Amariyah mag ihre Fehler haben«, sagte Nimra schließlich und streckte die Arme nach Mimosa aus, als diese unruhig wurde, »aber sie liebt Fen.«
    Vorsichtig überreichte ihr Noel die Katze.
    Mit einem glücklichen Schnurren fiel Mimosa in den Armen ihrer Herrin wieder in Schlaf. Noel schloss ein paar Knöpfe an seinem Hemd, ließ die restlichen jedoch offen, um die schwere Nachtluft auf seiner Haut zu spüren. »Wusstest du, dass Asirani in Christian verliebt ist?«
    Ein Seufzen. »Ich hatte gehofft, es wäre nur eine vorübergehende Schwärmerei.« Sie schüttelte den Kopf. »Christian ist sehr strikt in seinen Ansichten – er findet, Engel sollten sich nur mit ihresgleichen einlassen.«
    »Ah.« Das erklärte die Heftigkeit, mit der der Engel auf Noel reagiert hatte. »Das ist keine sehr verbreitete Ansicht.« Insbesondere im Hinblick auf die sehr mächtigen Vampire.
    »Christian hält Verbindungen zwischen Engeln und Vampiren für nicht wünschenswert, weil aus einer solchen Partnerschaft kein Kind hervorgehen kann – und wir ohnehin schon so wenige Kinder bekommen.«
    Noel dachte an die Engelskinder, deren perlendes Lachen in der Zufluchtsstätte eine ständige musikalische Untermalung bildete. Sie waren so angreifbar, mit ihren sperrigen Flügeln und den kurzen Kinderbeinen. »Kinder sind ein Geschenk«, stimmte er zu. »Hast

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