Dunkle Verlockung (German Edition)
ihr die Hand auf die Schulter. »Warte.« Die Schaufel gegen sein Bein gelehnt, wischte er Nimra mit beiden Daumen die Tränen aus dem Gesicht. »So«, flüsterte er, »jetzt bist du wieder Nimra. Stark, grausam und unbarmherzig.«
Sie schmiegte sich in seine Berührung, und als er ihr Gesicht umfasste, ihre Lippen mit den seinen berührte, da rief sie ihm nicht in Erinnerung, dass seine Rolle die ihres Wolfs und nicht die ihres Geliebten war. Sie ließ ihn von ihren Lippen kosten und die stürmische Hitze seiner Männlichkeit die kalte Stelle in ihrem Herzen wärmen.
Als er seinen Mund von ihrem löste, grub sie die Finger in sein Hemd. »Mehr, Noel.« Es klang wie ein Befehl.
Er schüttelte den Kopf und strich ihr mit einer Zärtlichkeit, die sie noch nie bei einem Liebhaber gespürt hatte, die Haare zurück. »Ich werde die Gelegenheit nicht ausnutzen. Heute bin ich dein Freund.«
»Fen ist seit Jahrzehnten mein Freund«, sagte sie und hakte sich bei ihm unter, als er ihr den Arm anbot. »Und er hat sich nie angemaßt, seinen Mund auf meinen zu legen.«
»Offensichtlich werde ich eine andere Art von Freund für dich sein.«
Seine fröhlichen Worte brachten es fertig, sie zu beruhigen, und als sie den normalen Teil des Gartens betraten, war sie wieder der Engel, der über New Orleans und die Umgebung herrschte – hart und mächtig und unverwundbar. »Du wirst herausfinden, wer Mimosa das angetan hat«, sagte sie zu Noel. »Und du wirst es mir mitteilen.« Für den Täter würde es keine Gnade geben.
Nachdem Noel Nimra in ihr privates Arbeitszimmer begleitet hatte, führte ihn sein erster Weg nach draußen, um Violet ausfindig zu machen. Das Dienstmädchen hatte ihm einen flüchtigen, aber vielsagenden Blick zugeworfen, als es ihm die Plastiktüte gebracht hatte. Den Inhalt hatte er zuvor an Christian übergeben, damit er selbst während Mimosas Beerdigung an Nimras Seite hatte bleiben können.
Er hatte jedoch noch keine drei Schritte aus dem privaten Flügel getan, als Violet mit einem Teetablett in den Gang trat. »Ich habe Lady Nimra zurückkehren sehen«, sagte sie mit Sorgenfalten um die Augen. »Soll ich … ?«
»Ich werde es hineinbringen. Warten Sie hier auf mich.«
Das junge Mädchen nickte flüchtig mit dem Kopf, und Noel schlüpfte ins Zimmer. Nimra stand am Fenster, den Rücken zur Tür gewandt. Nachdem er das Tablett auf einem Couchtisch abgestellt hatte, trat er hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Du solltest etwas essen.«
»Noch nicht, Noel.«
Diese starke Frau, die das Herz hatte, eine so kleine und schutzlose Kreatur zu lieben, musste für sich allein trauern; das wusste er, und deshalb strich er ihr nur flüchtig übers Haar, ehe er sie allein ließ.
Mit ängstlichem Blick verbarg sich Violet in einer Wandnische. »Wenn sie mich sieht, wird sie Bescheid wissen, Noel.«
»Wer?«, fragte er, obwohl er sich das ziemlich gut denken konnte.
»Amariyah.« Das Mädchen schlang die Arme fest um seinen Körper. »Sie muss geglaubt haben, dass sie allein in der Küche war. Ich verstecke mich nämlich immer, wenn sie kommt – sie ist so gehässig.« Sie schnappte nach Luft. »Ich sah, wie sie das Fleisch nahm, und fand es seltsam, machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber.«
»Vielen Dank, Violet.« Er war überzeugt, dass sie die Wahrheit sagte. »Niemand wird erfahren, dass ich diese Information von Ihnen habe.«
Das Dienstmädchen zog die Schultern hoch. »Wenn es nötig ist, werde ich es vor dem gesamten Hof unter Eid bezeugen. Es muss Mylady das Herz gebrochen haben, dass Mimosa so kurz nach Queen gestorben ist. Manche behaupten, sie habe keines, aber ich weiß es besser.«
Nachdem Violet gegangen war, blieb Noel noch einige Minuten lang im Flur stehen und dachte über die Aussage des Dienstmädchens nach. Davon abgesehen, dass er ihr glaubte, stand ihr Wort gegen das einer Vampirin. Und diese Vampirin war noch dazu das Kind einer der höchstgeachteten Personen an Nimras Hof. Amariyah konnte den Spieß einfach umdrehen und Violet der gleichen Tat bezichtigen.
Als er sich für eine Vorgehensweise entschieden hatte, brach gerade die Abenddämmerung an. Er ließ den privaten Flügel hinter sich. Statt zum Hauptspeisesaal lenkte er seine Schritte zu Fens kleinem Landhaus. Wie er erwartet hatte, war Amariyah zu Hause bei ihrem Vater. Auf Fens Einladung hin trat Noel ein und setzte sich neben den alten Mann, um sich eine Weile mit ihm über alles und nichts zu
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