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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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aber wenn Christian glaubte, dass ihm das einen Vorteil bescherte, dann kannte er Noel nicht.
    So tiefgreifend aufgewühlt war Nimra seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen – seit sie von Eitriels Betrug erfahren hatte. Deshalb war sie aufgebrochen, um am Himmel Trost zu suchen. In den endlosen Weiten des Sonnenaufgangs hatte sie jedoch keine Antworten finden können, und nun entdeckte sie, dass sie von ebenjenem Mann beobachtet wurde, der für ihre Unruhe verantwortlich war. Es war wie ein Zwang, für ihn zu fliegen, ihm ihre Macht und ihre Stärke zu zeigen.
    In der heißen Intimität der vergangenen Nacht hatte Noel nur ihr Blut genommen, nicht ihren Körper, und dennoch hatte er sie viel zu tief berührt. Sie hatte eine Ruhepause einlegen wollen, um ein wenig Frieden zu finden. Aber irgendwie hatte er mit der Kraft eines Wolfes ein Band direkt um ihr Herz geschlungen. Nimra war nicht sicher, ob ihr diese Verwundbarkeit willkommen war. Es hatte nichts mit den Narben zu tun, die Eitriel hinterlassen hatte, sondern nur damit, wie stark sie sich zu diesem Vampir hingezogen fühlte, der ihr immer näher kam, als sie zur Landung ansetzte.
    »Guten Morgen, Noel«, sagte sie, als ihre Füße schließlich den Boden berührten und sie die Flügel auf dem Rücken zusammenlegte.
    Statt einer Antwort überwand er mit großen Schritten den Abstand zwischen ihnen, und dann küsste er sie. Heiß und wild und alles verzehrend brannten seine Lippen auf ihren, rau rieb sein Kiefer sich an ihrer Haut. »Du gehörst mir«, sagte er, als er sie endlich wieder zu Atem kommen ließ, und fuhr mit den Daumen über ihre Wangenknochen. »Ich teile nicht.« Diese Besitzerklärung kam aus den Tiefen des Mannes, der er in Wirklichkeit war, die dünne Schicht der Zivilisation war v on ihm a bgefallen.
    Seine urwüchsige Intensität steckte ihre Sinne in Brand, doch sie hüllte ihre Stimme in Eis. »Glaubst du, ich würde dich betrügen?«
    »Nein, Nimra. Aber wenn dieser Lackaffe nicht aufhört, mit dir zu flirten, wird es Blutvergießen geben.«
    Sie schob seine Hände von sich und trat einige Schritte zurück. »Als Herrscherin über dieses Territorium muss ich mich mit vielen Männern befassen.« Wenn Noel glaubte, er habe das Recht, ihr Grenzen zu setzen, war er nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte.
    »Die meisten dieser Männer wollen nicht mit dir schlafen«, führte er unverblümt als Gegenargument an. »Ich behalte mir das Recht vor, meine Faust im Gesicht derer zu platzieren, die es doch wollen.«
    Ihre Mundwinkel drohten sich zu heben. Roh, offen und echt – einen solchen Besitzanspruch konnte sie akzeptieren. Damit griff er nicht nach der Macht, sondern markierte sein Revier. Und Nimra war alt genug, um von einem Vampir in Noels Alter kein moderneres Verhalten zu erwarten. »Kein Blutvergießen«, sagte sie und beugte sich vor, um seine Wange zu fassen und seinen Mund mit einem zarten Kuss zu erobern. »Christian ist ein nützliches Mitglied an meinem Hof.«
    Zwanzig Minuten später lehnte Noel mit dem Rücken an der Wand neben Nimras Schreibtisch und sah zu, wie sie zu dem Schrank hinüberging, in dem sie das Mitternachtsgift aufbewahrte. Ihre Flügel waren eine exotische Versuchung, die Hand auszustrecken und sie zu berühren, und er widerstand diesem Impuls nur, weil keinem von ihnen im Moment nach Liebesspielen zumute war.
    Selbst in ihrer feingliedrigen Hand wirkte die Phiole mit Mitternacht klein und zerbrechlich, als Nimra sich kurz darauf zu ihm umdrehte. Sie trat ans Fenster und hielt das Fläschchen gegen das Licht. Langsam legte sich ein dunkler Schatten über ihr Gesicht. »Ja«, sagte sie. »Du hast recht. Es ist nicht so viel Mitternacht darin, wie es sein sollte.«
    Er hätte gerne nicht recht gehabt. »Bist du sicher?«
    Ein Nicken, bei dem fließendes Sonnenlicht auf ihren blauschwarzen Locken reflektierte. »Die Phiole ist von goldenen Ringen umgeben.« Sie strich mit dem Finger über diese Linien und zeichnete sie nach. »Es ist nur hübsches Zierwerk, aber ich entsinne mich, wie ich die Flasche zum ersten Mal ansah, als ich sie bekam, und mich fragte, was jemand wohl für eine solch winzige Menge Mitternacht tun würde – damals reichte es bis über die dritte goldene Linie.«
    Noel ging neben dem Fenster in die Hocke, als sie die Phiole auf der Fensterbank abstützte, um sie gerade zu halten. Es dauerte nur einige Augenblicke, bis die zähe Flüssigkeit zur Ruhe kam. Als es so weit war, zeichnete sich

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