Dunkle Verlockung (German Edition)
Libelle gerichtet, die über die Seerosen surrte. »Queen ist nicht an Herzversagen gestorben, sondern daran, dass sie Gift getrunken hat, das eigentlich für mich bestimmt war.«
Fen schwieg für einen langen Augenblick, unberührt vom Wind lag der Teich glatt wie Glas unter den großen, grünen Seerosenblättern. »Du warst so traurig«, sagte er schließlich. »So furchtbar traurig, tief in deinem Inneren, wo es kaum jemand sehen konnte. Aber ich wusste es. Selbst während du gelächelt, während du geherrscht hast, hast du getrauert. So viele Jahre lang hast du getrauert.«
Tränen brannten hinter ihren Augen, als er seine faltige Hand um ihre schloss, die zwischen ihnen auf der Bank lag. »Ich habe mich darum gesorgt, wer ein Auge auf dich haben soll, wenn ich nicht mehr da bin.« Seine Stimme war schwach vom Alter, und in seinen Fingern lag ein Zittern, bei dem sich ihr das Herz zusammenzog. »Ich fürchtete, du würdest in deiner Trauer ertrinken und dadurch zu einer leichten Beute für die Aasfresser werden.«
Eine einzelne Träne lief über ihr Gesicht.
»Ich wollte dir nur Frieden schenken.« Er versuchte, ihre Hand zu drücken, doch seine Kraft war nicht mehr dieselbe wie damals, als er als junger Mann mit einem unerschöpflichen Vorrat an Energie an ihren Hof gekommen war. »Es brach mir das Herz, zu sehen, wie du des Nachts, wenn alle schliefen, durch die Gärten gegeistert bist und so viel Schmerz in dir hattest. Es ist hochmütig von mir, einen solchen Anspruch zu erheben, sogar lächerlich, aber … du bist ebenso sehr meine Tochter wie Amariyah.«
Sie hob den Kopf und schloss die Finger um seine. »Hältst du mich für so zerbrechlich, Fen?«
Er seufzte. »Ich fürchte, ich habe von meiner anderen Tochter die falschen Lektionen gelernt. Sie ist nicht stark, das wissen wir beide.«
»Wenn ich nicht mehr wäre, gäbe es niemanden mehr, der sie beschützt«, sagte Nimra.
»Nein. Und dennoch konnte ich deine Traurigkeit nicht ertragen.« Er schüttelte den Kopf, ehe er sich ihr zuwandte. »Dass ich einen furchtbaren Fehler gemacht hatte, wurde mir am nächsten Tag klar, als du der Welt wieder mit Kraft und Mut entgegengetreten bist, doch da war Queen schon tot.« Auf jedem seiner Worte lastete schwere Reue. »Es tut mir leid, Mylady. Ich werde jede Strafe annehmen, die dir angemessen erscheint.«
Sie drückte seine Hand, ihre Gefühle schnürten ihr die Kehle zu. »Wie könnte ich dich dafür bestrafen, dass du mich liebst, Fen?« Die Vorstellung, ihm wehzutun, war ihr ein Gräuel. Er war kein Meuchelmörder, sondern nur ein alter Mann, der Angst um die beiden Töchter hatte, die er zurücklassen musste. »Ich werde Amariyah nicht untergehen lassen«, versprach sie ihm. »Solange ich atme, werde ich über sie wachen.«
»FüreineFrau,dieübersovielMachtgebietet,hattestduschonimmereinzugroßesHerz.«ErmachteeinschnalzendesGeräuschmitderZungeundbewegteeinenarthritischenFingerhinundher.»Gut,dassdeinVampiraushärteremHolzgeschnitztist.«
Diesmal war es Nimra, die den Kopf schüttelte. »So kann nur ein Sterblicher denken«, sagte sie. Das Wissen um den Verlust, der mit jedem Herzschlag näher kam, machte ihr das Herz schwer. »Ich brauche keinen Mann.«
»Nein, aber vielleicht täte es dir gut.« Sein Lächeln war ihr so vertraut, dass es sie zerreißen würde, es nicht mehr sehen zu können. »Dir kann nicht entgangen sein, dass die Engel, die ihre … Menschlichkeit über die Zeiten bewahrt haben, jene sind, die Gefährten oder Partner an ihrer Seite haben.«
Eine scharfsinnige Aussage. »Stirb nicht, Fen«, flüsterte sie, als sie ihren Kummer nicht mehr zurückhalten konnte. »Du hättest ewig leben sollen.« Drei Jahre, nachdem Fen an ihren Hof gekommen war, hatte sie sein Blut testen lassen, denn schon damals hatte sie gewusst, dass sie diesem Mann vertrauen konnte und er sie im Laufe der Zeit nicht hintergehen würde. Doch das Ergebnis war negativ gewesen – Fens Körper würde sich dem Prozess, der Sterbliche in Vampire verwandelte, so heftig widersetzen, dass er entweder daran sterben oder unheilbar wahnsinnig werden würde.
Fen lachte. Seine Haut fühlte sich unter ihrer Hand wie Papier an. »Ich freue mich sogar auf den Tod«, stieß er mit einem Kichern hervor, bei dem seine Augen funkelten. »Endlich werde ich etwas erfahren, das du nie erlebt hast und vermutlich auch niemals erleben wirst.«
Das brachte sie zum Lächeln. Und während die Sonne über das schwere Blau des
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