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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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der Nebel auf, und sie hörte die Stimme ihrer Mutter – und es gab nur noch einen Flur.
    Sie wollte rennen, doch sie konnte es nicht. Sie versuchte es, sie wollte sich zwingen, aber ihre Beine waren schwer wie Blei. Sie kam nur sehr langsam vorwärts, fast war es, als würde sie in zähem Schlamm waten, wobei sie zu schreien versuchte, aber sie bekam keinen einzigen Ton heraus.
    Während sie durch den Nebel, der jetzt fast am Boden lag, durch den Flur ging, sah sie das Messer. Es hing wie von unsichtbaren Fäden gehalten hoch in der Luft, die Klinge glitzerte silbern.
    Plötzlich bewegte es sich, zerschnitt die Luft.
    Sie hörte ihre Mutter schreien.
    Spürte den Schmerz, den ihre Mutter spürte.
    Spürte, wie sich die Klinge in Lainies Seite bohrte. Spürte, wie sie Fleisch, Muskeln, Sehnen zerschnitt …
    Wieder versuchte sie zu schreien. Sie wusste, dass sie sich in einem Alptraum befand, wo es wie so oft unmöglich war zu schreien. Aber sie musste schreien. Sie musste aufwachen.
    Sie sah wieder das Messer in dem silbrigen Nebel hängen, irgendetwas tropfte von seiner rasiermesserscharfen Klinge.
    Blut.
    Unter dem Messer auf dem Boden breitete sich langsam eine große Blutlache aus. Lainies Stimme war für immer verstummt.
    Madison kannte den Alptraum; sie hatte ihn erlebt. Sie versuchte aufzuwachen, aber sie verstrickte sich tiefer und tiefer in ihren Traum. Das Messer konnte nicht so einfach in der Luft hängen. Irgendjemand hielt das Messer. Irgendjemand hatte mit dem Messer zugestoßen. Er hielt das Messer noch immer, bereit, wieder und wieder zu töten.
    Das Messer wurde von einer Hand gehalten.
    Von einer behandschuhten Hand …
    Mit einem Handgelenk, einem Arm …
    Den Rest schluckte die Dunkelheit. Aber wenn sie weiterschaute, wenn sie darauf wartete, dass sich der Nebel ganz auflöste, würde sie den Mörder sehen. Sie musste ihn sehen, sie musste ihn davon abhalten, wieder zu töten, doch der Nebel war plötzlich wieder so dick.
    Einen Moment später begann er, sich aufzulösen.
    Wenn sie genau hinschaute, ganz genau …
    Das Messer hob sich erneut. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie spürte die Augen des Mörders auf sich ruhen. Sah, wie er sie beobachtete. Killer schaut zu! Killer schaut zu!
    Das Messer kam auf sie zu. Noch eine Sekunde, dann würde die Klinge sie durchbohren, weil der Mörder sie sehen konnte, obwohl er für sie im Dunkel blieb. Die Klinge war scharf, und noch immer tropfte das Blut ihrer Mutter daran herunter …
    Sie kam näher, näher, näher …
    Sie fuhr herum, wollte wegrennen, hörte, wie das Messer durch die Luft zischte. Endlich …
    Endlich … jetzt endlich …
    Fing sie an zu schreien. Sie schrie und schrie und schrie …
    Arme schlangen sich um sie, hielten sie fest, schüttelten sie.
    „Madison!“
    Ihre Augen waren weit offen, aber sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass Kyle der Mann war, der versuchte sie festzuhalten, obwohl sie sich verzweifelt wehrte.
    Martique stand in ihrem Flanellpyjama neben der Tür; sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, Hausschuhe anzuziehen oder sich einen Morgenrock überzuwerfen. „Großer Gott, Madison“, murmelte sie betroffen. Sie bekreuzigte sich.
    Madison schaute Kyle an, der sie ernst und besorgt musterte. Er trug noch seinen Anzug, aber er hatte seine Krawatte gelockert und die obersten Hemdknöpfe aufgemacht.
    Der kalte Luftzug der Klimaanlage traf ihren schweißnassen Körper, und sie begann zu zittern. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ist alles in Ordnung mit dir, Madison? Du hattest einen Alptraum, stimmt’s?“
    Sie nickte.
    „Ich bringe Ihnen etwas zu trinken“, sagte Martique und schaute sie mitfühlend an. „Was möchten Sie denn?“
    „Irgendetwas Starkes“, sagte Kyle. Er warf Martique einen Blick zu. „Einen doppelten Jack Black.“
    „Ich kann keinen Bourbon trinken“, sagte Madison.
    „Tu es für mich“, scherzte Kyle. „Dieser Schreck hat mich wahrscheinlich zehn Jahre meines Lebens gekostet.“
    Sie errötete und streifte ihn mit einem Blick, während ihr klar wurde, dass sie nur ein kurzes schwarzes Seidennachthemd trug, das sie sehr bewusst ausgewählt hatte, nur für den Fall, dass er wirklich zurückkäme – und dass er neben ihr auf der Bettkante kauerte, und Martique schaute zu. Aber Martique schienen die Umstände nicht weiter zu interessieren, das Einzige, was sie interessierte, war Madisons Seelenzustand. „Ich mixe Ihnen beiden etwas Gutes, keine Widerrede,

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