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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Durchlauferhitzer lief. Casini drehte den Wasserhahn am Becken zu und öffnete den an der Wanne. Während er darauf wartete, dass sie sie sich füllte, holte er den Gasofen und schaltete ihn ein.
    Als er in das heiße Wasser stieg, überlief ihn ein zufriedener Schauer. Er streckte sich aus, schloss die Augen und genoss das unerwartete Wohlgefühl. Als er merkte, dass er einzuschlafen drohte, setzte er sich auf. Er nahm die Seife und wusch sich lange, wobei er sich heftig die Haut abrieb.
    Als er aus der Wanne stieg, war das Wasser dunkel von dem Dreck, den er tagelang mit sich herumgeschleppt hatte. Ihm kam es vor, als hätte er zwei Kilo an Gewicht verloren.
    Inzwischen war die Luft drückend heiß geworden, und er schaltete den Ofen aus. Dann rasierte er sich nackt vor dem Spiegel. Casini fühlte sich wie ein neuer Mensch. Er zog den Bademantel an und lief ins Schlafzimmer. Schnell wechselte er die Bettwäsche, legte die Decken wieder obenauf und schlüpfte zwischen die Laken. Er konnte nur noch eine Seite von Herodot lesen, dann machte er das Licht aus. Nach all den Tagen der Dunkelheit gab ihm das sanfte Leuchten der Straßenlaternen, das durch die Ritzen der Fensterläden hereinfiel, ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Jetzt fehlte bloß noch sie …
    ZEHN TAGE VOLLER VERZWEIFLUNG IN FLORENZ UND ANDEREN STÄDTEN
    BARGELLINI ZIEHT EINE BILANZ DER KATASTROPHE
    NOCH VIELE GEBIETE DER TOSKANA VON DER AUSSENWELT ABGESCHNITTEN
    Morgens um sieben waren die Zivilstreifen wieder auf ihrem Posten. In der gewohnten Besetzung: Piras und Casini in der Via Bolognese, Rinaldi und Tapinassi in San Frediano bei Botta.
    Es war Sonntag. Die Putzfrau ließ sich nicht blicken, genauso wenig, wie sich die Müllabfuhr oder die Laufburschen zeigten. Die Warterei war noch langweiliger als sonst. Casini musste sich sehr beherrschen, um sich nicht eine Zigarette nach der anderen anzuzünden wie damals auf dem Panzerkreuzer San Giorgio , wenn er auf den Horizont starrte …
    Endlich, um fünf vor halb zwölf, kam Signorinis dröhnender Alfa Duetto. Der junge Mann stieg aus und schloss wie immer das Tor, dann brauste er Richtung Stadt davon. Das Cabrio erreichte den Park der Fortezza, fuhr an der Stadtmauer entlang und bog dann hinter der Eisenbahnunterführung in den Viale Belfiore ein. Piras schaute kurz zu Casini hinüber und setzte sich dann mit Tapinassi in Verbindung.
    »Vielleicht ist es jetzt so weit … Fahrt auf den Lungarno Santa Rosa.«
    »Verstanden.«
    Signorini überquerte den Arno und parkte dann am selben Platz wie beim letzten Mal, gegenüber der Via della Fonderia. Auf der Straße herrschte reger Verkehr. Casini war schon an den Straßenrand gefahren und sah dem jungen Mann nach, der hastig die Straße überquerte und dann in die Sackgasse einbog. Von Botta keine Spur, und der Kommissar griff zum Mikrofon des Funkgeräts, um Tapinassi zu rufen.
    »Wo seid ihr? Ich kann Ennio nicht sehen …«
    »Den haben wir vor kurzem am Lungarno abgesetzt. Wir stehen jetzt an der Porta San Frediano.«
    »Gut, Ende … Er wird sich versteckt halten«, sagte Casini zu dem Sarden. Obwohl er großes Vertrauen zu Botta hatte, wurde er ein bisschen nervös und steckte sich instinktiv eine Zigarette zwischen die Lippen. Als er Piras’ vorwurfsvollen Blick bemerkte, schob er sie seufzend wieder zurück ins Päckchen.
    »Es gäbe noch eine andere Lösung für dieses Problem, Piras.«
    »Welches Problem?«
    »Das mit dem Rauchen.«
    »Und die wäre?«
    »Du musst einfach auch damit anfangen, dann stört es dich nicht mehr.«
    »Zünden Sie Ihren Glimmstängel ruhig an, Commissario. Hauptsache, das Fenster ist offen.«
    »Gott soll es dir vergelten.« Casini kurbelte das Fenster herunter und zündete die Zigarette an.
    Nach wenigen Minuten kam Signorini aus der Sackgasse. Während er darauf wartete, dass er die stark befahrene Straße überqueren konnte, tauchte auf der anderen Seite ein Penner auf. Er sah dreckig aus, hatte zerraufte Haare und schwankte wie ein Besoffener. Aber das war kein Penner …
    »Na also«, meinte Casini leise. Vor der Seitentür des Alfa Romeo blieb Ennio stehen. Signorini schaffte es endlich, über die Straße zu gelangen, und schaute angewidert auf den Penner. Als er seinen Wagen erreichte, machte Botta einen Schritt und packte ihn bei seinem Mantel, während er so tat, als würde er gleich zu Boden fallen. Signorini schubste ihn weg, ignorierte seine betrunkenen Entschuldigungen, stieg in seinen Wagen und

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