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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ins Bett. Wie lange würde er wohl brauchen, um einzuschlafen? Immer wieder meinte er in der Stille zu hören, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte, aber das bildete er sich nur ein.
    MASSIVE AUFRÄUMARBEITEN:
    DIE LAGE IST IMMER NOCH ERNST
    DOCH IN DIE STRASSEN VON FLORENZ KEHRT DIE HOFFNUNG ZURÜCK
    ZWISCHENFÄLLE IM SENAT WÄHREND MOROS REDE
    Am Morgen verließ er sehr früh das Haus und fuhr in die Via Bolognese, um zusammen mit Piras das Grundstück zu überwachen. Es drängte ihn, in der Sache persönlich vor Ort zu sein, außerdem würde ihn das von Eleonora ablenken. Eine Zivilstreife mit Tapinassi und Rinaldi war ständig mit empfangsbereitem Funkgerät in Ennios Nähe.
    Die Putzfrau, die Müllabfuhr, die Laufburschen mit den Einkäufen, alles wie am Vortag. Sterbenslangweilig. Um in Ruhe eine rauchen zu können, stieg Casini aus dem Fiat 1100 und vertrat sich ein wenig die Beine. Die Putzfrau verließ pünktlich um zwölf Uhr mittags das Grundstück und machte sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt.
    Warten, immer nur warten …
    Um fünf vor halb vier fuhr der feuerrote Alfa auf die Straße. Signorini stieg wie üblich aus und schloss das Tor, dann fuhr er mit quietschenden Reifen los. Er öffnete und schloss das Tor immer selbst, es gab also kein Personal. Piras rief Tapinassis Streife über Funk, um ihnen zu sagen, dass sie sich bereithalten sollten. Auf Höhe von Cesares Trattoria bog der junge Mann in die Via Nazionale ein. Er parkte auf der Piazza Indipendenza und ging dann zu Fuß ins Stadtzentrum.
    »Funk Tapinassi an und sag ihm, das war Fehlalarm«, sagte Casini, während er ausstieg, um Signorini zu Fuß zu verfolgen.
    Der junge Mann machte, leicht vornübergebeugt und etwas unsicher auf den Beinen, einen langen Spaziergang durch die überschwemmten Bezirke, wie ein Tourist, der die Ruinen einer alten Stadt besichtigt. Er war elegant gekleidet und fiel in dem ganzen Dreck auf. Die Leute, die im Schlamm arbeiteten, sahen zu ihm hoch, als er vorüberlief, und gaben ihre Kommentare ab. Als es dämmerte, kehrte Signorini zu seinem Alfa zurück und fuhr nach Hause.
    Casini beschloss, die nächtliche Überwachung aufzuheben. Er hatte kein Interesse daran zu erfahren, was Signorini nachts so trieb. Der Kommissar hatte etwas ganz anderes im Sinn: Er wollte den jungen Mann einschüchtern, ihn bedrohen und so zum Reden bringen. Und es konnte sehr hilfreich sein, wenn man Drogen bei ihm fand. Das war Casinis letzte Hoffnung, bevor der Fall zu den Akten gelegt wurde. Er musste es versuchen, auch wenn er keinen Beweis, kein echtes Indiz hatte … Ob er mit seiner Vermutung richtiglag? Hatte er wirklich Giacomos Mörder im Visier? Er war zu allem bereit, um das herauszufinden. Auf Biegen und Brechen.
    Als Casini am Abend heimkehrte, stellte er mit Erleichterung fest, dass es im Viertel wieder Licht gab. Es kam ihm wie das Ende eines Albtraums vor. In einigen zerstörten Geschäften trieb es noch ein paar ruhelose Gestalten um, die nicht schlafen konnten, und aus den Fenstern darüber sah man unbewegliche Köpfe schauen. Casini sah suchend hoch zu seinem Schlafzimmer, es war erleuchtet. Er hastete die Treppen hoch und riss mit klopfendem Herzen die Tür auf. Auch im Flur und in der Küche brannten die Lampen.
    »Bist du da?«, fragte er laut und betrat lächelnd das Schlafzimmer. Das Bett war so, wie er es verlassen hatte, und diesmal lag nicht einmal ein Zettel auf dem Kopfkissen. Er war so ein Dummkopf … Die Lichtschalter waren seit dem Hochwasser angeschaltet geblieben, das hätte sich jeder Trottel denken können.
    Vielleicht war er für dieses Spiel des Wartens und der Überraschungen nicht geschaffen, dachte Casini und steckte sich die letzte Zigarette des Tages zwischen die Lippen.
    Er machte eine Runde durch die Wohnung und sah im Licht der Lampen, in welch traurigem Zustand sie sich befand: Die Böden waren schlammverschmiert, die Spüle quoll über vor dreckigem Geschirr, schmutzige Kleidungsstücke hingen über den Stuhllehnen. Das Bad stank wie eine Jauchegrube. Als er versuchte, den Wasserhahn am Becken zu öffnen, kam nach einem heftigen Gurgeln schwarzes Wasser heraus. Das hatte er nicht erwartet, und er lächelte verblüfft. Er drehte den Hahn nicht zu, damit das Wasser erst einmal laufen konnte. Casini zog an der Toilettenspülung, und das vertraute Rauschen klang wie Musik in seinen Ohren. Das Wasser am Becken wurde immer klarer, obwohl immer noch wenig Druck in der Leitung war. Der

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