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Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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erfüllt vom Heulen von Sirenen, Autohupen und dem Knattern von Motorrädern, die sich durch jede noch so enge Lücke im Verkehr drängten.
    Aufgeplatzte Mülltüten stapelten sich am Straßenrand, und jemand hatte ein Paar Turnschuhe mit aneinandergeknoteten Schnürsenkeln über eine Laterne geworfen, sodass sie in Jennys Blickhöhe über dem Bürgersteig baumelten.
    Von den Menschen, die sich dicht an dicht über den Gehweg schoben, interessierte sich niemand dafür. Dazu waren sie alle viel zu beschäftigt. Diese Stadt war wie ein riesiger Ameisenhaufen, der niemals zur Ruhe kam.
    Seufzend schüttelte Jenny den Kopf. Wollte sie hier wirklich leben? Konnte sie es überhaupt?
    Sie schloss das Fenster, streckte sich auf dem schmalen Bett aus und versuchte sich vorzustellen, dass sie in Lillebom am Pier stand und zuschaute, wie die Fischerboote nach einem Tag auf hoher See in den Hafen einliefen. Für einen Moment glaubte sie fast, das Kreischen der Möwen und das Brausen der Brandung zu hören, doch es handelte sich nur um den Verkehrslärm und ein paar Kinder, die unter ihrem Fenster miteinander stritten.
    Jenny drehte sich auf die Seite und schlang die Arme um die Knie. So wiegte sie sich hin und her, bis sie schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
    “Was soll das heißen: Sie ist nicht hier?”
    Anni-Frid verschränkte die Arme vor der Brust und maß Magnus mit einem feindseligen Blick. “Was ist daran so schwer zu verstehen? Jenny hält sich zurzeit nicht in Lillebom auf.”
    Vor etwas mehr als einer Stunde war Magnus zusammen mit Lars und Gunnar, deren Familien später nachkommen wollten, aus Kronsfjället zurückgekehrt. Seine Brüder waren neugierig zu sehen, wo er die vergangenen zwei Jahre verbracht hatte. Außerdem wollte Magnus noch mit ihnen besprechen, ob nicht eine Alternative zum Verkauf von Majdal Slott bestand. Doch kaum in Lillebom angekommen, hatte Magnus’ erster Weg ihn trotz der späten Stunde noch zur Fiskfabrik geführt, um Jenny zu sehen. Dort hatte er aber nur Anni-Frid angetroffen, die den Jugendtreff gerade für die Nacht abschließen wollte.
    “Bitte, Anni-Frid”, sagte er jetzt eindringlich, “ich muss unbedingt mit ihr sprechen. Wo steckt sie denn?”
    “Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen das sage?” Sie schüttelte den Kopf. “Ich habe Sie bereits am Telefon gebeten, Jenny in Ruhe zu lassen, schon vergessen? Warum mussten Sie ihr auch unbedingt wehtun?”
    “Aber …” Magnus fuhr sich durchs Haar. “Vielleicht verraten Sie mir erst einmal, was ich überhaupt getan haben soll. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, das ist doch kein Verbrechen. Jedenfalls erklärt das noch lange nicht, warum sie einfach ihre Koffer packt und davonläuft.”
    “Nun, offenbar haben Sie etwas übersehen. Jenny ist jedenfalls fort, und ich weiß nicht, ob sie jemals zurückkommen wird.” Sie warf Magnus einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Er atmete tief durch. “Bitte Anni-Frid, Sie müssen mir helfen. Sagen Sie mir, wo Jenny ist. Ich verspreche ich Ihnen, dass ich alles versuchen werde, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Ich liebe Jenny nämlich.”
    Verdutzt schaute Anni-Frid ihn an, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. “Haben Sie ihr das auch gesagt?”
    “Ja”, erwiderte er. Dann schüttelte er den Kopf. “Ich meine, nein, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht richtig.”
    “Nicht richtig?” Jennys Freundin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. “Männer! Manchmal glaube ich, ihr kämpft lieber gegen eine Horde wilder Bären, als uns Frauen gegenüber auch nur ein einziges Mal freiwillig eure Gefühle einzugestehen.”
    “Ich sage alles, was Sie hören wollen, wenn Sie mir nur endlich verraten, wo ich Jenny finden kann!”
    “Also gut”, sagte Anni-Frid schließlich, hob jedoch sogleich drohend den Finger. “Aber wehe, Sie behandeln sie nicht so, wie sie es verdient!”
    Magnus schüttelte den Kopf. “Keine Angst, dieses Mal mache ich es richtig.”

12. KAPITEL
    G leich am nächsten Morgen saß Magnus in der ersten Linienmaschine nach London. Gunnar und Lars hatte er kurzerhand in seinem Haus auf Vattenfå einquartiert. Zwar liefen die Aufräumarbeiten auf der Werft noch auf Hochtouren, aber die beiden Brüder schienen trotzdem sehr beeindruckt von dem, was Magnus sich in den letzten beiden Jahren aufgebaut hatte. Sie warteten jetzt darauf, dass ihre Frauen auch anreisten. Bald würde sich also die gesamte Familie Persson auf der

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