Dunkler Sturm - Roman
eigenen Pläne.
Sämtliche Sklaven, die von der Jihad gerettet worden waren, wurden anschließend umgebracht, um das Massaker zu kaschieren, alle bis auf einen trotzigen Jungen, der den Hauptmann der Templer amüsierte. Er brachte ihn in den Vatikan und führte ihn vor Alexander, der damals noch Kardinal war. Dieser war ebenfalls von dem starken Willen des Jungen beeindruckt und beschloss, ihn als Schüler aufzunehmen. Alexander gab ihm den christlichen Namen Michael Francisco und führte ihn auf den Weg Jesu.
Unter Alexander entwickelte sich Michael zum würdigen Katholiken, stürzte sich inbrünstig auf seinen neugefundenen Glauben und stieg rasch bis zum Bischof auf. Obwohl er einer der intelligentesten und lernbegierigsten Studenten unter Alexanders Mündeln war, war dies nur einer der Gründe, warum er zum Anführer der Ritter Jesu bestimmt wurde. Wie Neptun war auch Michael ein Kind des Meeres, und wie die Kardinäle gehofft hatten, erwachte die schlummernde Macht derWaffe in seinen Händen zum Leben. Mit dem Segen seines Heiligen Vaters und gewappnet mit geweihtenWaffen führte der Bischof seine Ordensritter in das Auge des Sturms.
Es folgte eine Schlacht von wahrhaft historischen Ausmaßen, die dennoch niemals in die Annalen der Geschichte aufgenommen werden sollte. Sieben Tage und sieben Nächte lang rangen die beiden Parteien miteinander, gewannen weder an Boden, noch wichen sie zurück. In der siebten Nacht jedoch wendeten die Ritter das Blatt, und die Dämonen begannen zu wanken. Der Sieg war nah.
Obwohl der Bischof einer der ergebensten Gefolgsleute des Papstes war, war er nur ein Mensch und daher unvollkommen. Sein Hauptmann und engster Freund Titus arrangierte ein geheimes Treffen zwischen dem Bischof und dem Dämonenlord Belthon. Belthon versprach, dem Bischof die Macht der Götter zu verleihen, falls er dafür einen unheiligen Pakt einginge: Er könnte sämtliche anderen Dämonen in ihr Reich zurücktreiben, würde jedoch Belthon einen kleinen Teil der Welt überlassen. Der Bischof überlegte und kam zu dem Schluss, das sei ein kleines Opfer, gemessen an den Millionen von Seelen, die er mit seiner neu gewonnenen Macht reinigen könnte. Er ging auf das Angebot des Dämonenlords ein, und das führte seinen eigenen Untergang herbei.
Die Ritter, die dem Bischof treu ergeben waren, folgten ihm blind, nichts von dem Handel ahnend, den Michael mit dem Dunklen Herrscher geschlossen hatte. Als die Dämonen bis auf wenige Horden vernichtet worden waren, beschloss Titus, die Bedingungen des Handels zu verändern. Belthon würde seinen kleinen Sieg bekommen, aber er selbst, Titus, würde es sein, der zum Gott aufsteigen würde. Im Schutze der Nacht nahm Titus den Dreizack und erstach damit den Bischof.
Als Michael blutend auf der kalten, regendurchweichten Erde lag, richtete er einige Abschiedsworte an seinen einstigen Freund. »Hör mich an, und höre gut, denn diese Worte werden dich bis ans Ende deiner Tage verfolgen. Du hast meineWaffe und meine Macht gestohlen, aber beides kann niemals von mir getrennt werden«, verkündete der Bischof höhnisch. Je näher er dem Tode kam, desto stärker wütete der Sturm. »Ich verfluche dich, Titus, Meuchler deines Bruders.« Der Bischof kroch zu Titus, bis er seine Füße erreichte. Ritter und Dämonen wichen zurück, Titus jedoch wankte nicht. Selbst als der Bischof sich aufrichtete und ihm in die Augen blickte, gab Titus nicht nach. »Du hast mich also mit dem Dreizack niedergestochen«, fuhr der Bischof fort. »So wisse denn, dass diese unerbittlichen Zacken auch den Geschmack deines Blutes noch kosten werden. Und wenn dieser Tag kommt, dann werde ich es sein, der in deine Augen starrt, während du deine letzten Atemzüge tust.« Die Augen des Bischofs brachen, und er erschlaffte zu Titus’ Füßen.
Mit einem wissenden Lächeln rief Belthon die Sheut, um die Seele des Bischofs gefangen zu nehmen und zu den anderen zu schaffen, die er während der Belagerung bereits erbeutet hatte. Die Lebenskraft der heiligen Männer würde zum Reich der Toten gebracht, wo sie König Morbius’ finsteren Plänen dienen sollte. Doch als die geisterhaften Dämonen versuchten, der Seele des Bischofs habhaft zu werden, geschah etwas vollkommen Unerwartetes: Der Nimrod erwachte glühend zum Leben. Wie sich herausstellte, war dieWaffe noch nicht bereit, sich von ihrem Träger zu trennen. Ritter und Dämonen sahen voller Entsetzen zu, wie der Dreizack die Seele des Bischofs in sich
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