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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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er kaum gerade gehen konnte. Sein blonder Irokesenschnitt war verfilzt und ungepflegt, und seine eigentlich strahlend blauen Augen waren trüb und matt. Der scheinbar endlose Strom von Schnodder, der aus seiner Nase lief, bildete Krusten um die Nasenlöcher herum und auf der Oberlippe, aber sein Aussehen war im Moment sein kleinstes Problem. Wenn er nicht bald einen Schuss bekam, würde er die Nacht wohl kaum überstehen.
    Sam war am Eingang der Gasse stehen geblieben, um Atem zu schöpfen, als er ein schwaches Stöhnen zu hören glaubte. Er versuchte, einen Blick in die Gasse zu werfen, aber es war zu dunkel. Er wollte gerade weitergehen, als er die Stimme hörte.
    »Hilfe«, rief jemand schwächlich.
    »Wer ist da?«, fragte Sam.
    »Bitte, helfen Sie mir.«
    Sam beugte sich etwas nach unten, um besser sehen zu können. In dem Moment packte etwas seinen Hals. Er griff mit den Händen danach, aber seine Finger drangen einfach durch die schwarzen Tentakel. Ihr Druck war so stark, dass er weder schreien noch sich bewegen konnte. Er konnte nur leise wimmern, als die Finsternis durch jede Öffnung in seinen Körper eindrang.

2. Kapitel
    »Und das war – kurz gesagt – der Aufstieg und Fall der spanischen Kolonisation der beiden Amerikas«, erklärte Professor Garland, während die Studenten seiner Vorlesung gelangweilt folgten. Garland war ein Hüne von Mann mit einer unbändigen Mähne graumelierten Haars. »Also …« Er richtete den Blick hinter den glasbausteindicken Gläsern seiner Brille auf die Studenten. »Wer kann mir die Namen von dreien der letzten vier spanischen Kolonien nennen, die am Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges von denVereinigten Staaten besetzt wurden?« Es herrschte tiefes Schweigen. »Kommen Sie schon, wir haben die ganze letzte Woche ausschließlich über dieses Thema gesprochen, seit über sechzig Prozent von Ihnen durch meine Klausur gerasselt sind. Ich bin sicher, dass irgendjemand mir zumindest die drei nennen kann?« Er sah sich in dem Hörsaal um, doch bis auf einen jungen Mann direkt am Fenster erwiderte niemand seinen Blick. »Also gut, dann suche ich mir jemanden aus.« Er musterte seine Studenten, bis sein Blick an einer hübschen Blondine hängen blieb, die mit ihrem BlackBerry herumspielte. »Miss Reynolds!« Seine tiefe Stimme erschreckte die junge Frau so sehr, dass sie das Gerät fallen ließ. »Wir warten.«
    Katie sah sich hilflos um, weil sie absolut keine Ahnung hatte, worauf genau Professor Garland wartete. Sie war mehr an ihrer Facebook-Seite interessiert als an dem, was er von sich gab. »Es tut mir leid«, sagte sie etwas verlegen.
    »Das wird es allerdings, Miss Reynolds; es ist nur schade, dass Sie auf diese Weise meine Zeit verschwenden«, erklärte er angewidert. Professor Garland war dafür bekannt, dass er Studenten, die seiner Meinung nach unaufmerksam waren, beschimpfte. Seine Wutanfälle waren an allen Universitäten, an denen er jemals unterrichtet hatte, legendär. Angeblich waren sogar Männer deswegen in Tränen ausgebrochen, und seine Miene legte nahe, dass Katie jetzt sein nächstes Opfer sein würde.
    »Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge«, rief jemand bescheiden aus der Ecke. Alle Blicke richteten sich auf die Person, die dumm genug war, sich in Professor Garlands Fadenkreuz zu stellen, wenn der sich gerade in einen Wutanfall hineinsteigerte. Gabriel schob die Brille auf seine Nase und sah sich um.Warum starrten ihn alle an? Er war ein sehr attraktiver junger Mann mit glatter brauner Haut und schulterlangem schwarzem Haar, das er nie zu kämmen schien. Aber so attraktiv er auch sein mochte, er war ungefähr so unterhaltsam wie Professor Garlands Kurs. Gabriel war der typische ruhige Typ, der in der Ecke saß, aus dem Fenster starrte und in der Vorlesung so gut wie nie das Wort ergriff, außer wenn er etwas zu Katie Reynolds sagte. Und selbst dann sprach er immer nur leise. Doch als er Katie gerade zu Hilfe gekommen war, hatte er sehr selbstbewusst geklungen. Professor Garlands Blick bohrte sich jetzt in seinen, und er hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht.
    »Korrekt, Mr. Redfeather, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich die Frage an Sie gerichtet hätte«, erwiderte Professor Garland.
    »In gewisser Weise haben Sie das schon. Sie haben die Frage zunächst an jeden gestellt, der sie beantworten konnte. Ich hatte mich nur entschieden, in diesem Moment nicht zu antworten.« Gabriel

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