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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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diesmal nur irgendwie anders an.«
    »Wie denn?«
    »Alex ... wenn du ihre Gedanken angezapft hast und sich dort wirklich etwas verändert hat, dann würdest du mir das doch nicht verheimlichen, oder?«
    Alex warf ihrer Zwillingsschwester einen seltsamen Blick zu.
    »Hab ich doch gesagt. Ich konnte ihre Gedanken nicht hören. Und du weißt auch genau warum. Wir sollen unsere Fähigkeiten doch nicht dazu missbrauchen, jemanden zu belauschen ...«
    »Oder um irgendwelche Gerüchte aufzuschnappen oder auch nur einen Freund zu trösten. Dafür wurden uns die Kräfte nicht gegeben«, vollendete Cam den Satz. »Ich weiß.« Während die Zwillinge durch das Einkaufszentrum schlenderten, ließ Alex sich ein bisschen erweichen. »Na gut, wahrscheinlich hast du Recht. Was hat Beth denn genau gesagt, als sie heute Nachmittag anrief?«
    Cam spulte zurück. Beth hatte gesagt: »Ich will heute ins Einkaufszentrum. Kommst du mit?« Und als Cam ablehnte, hatte Beth dringlich hinzugefügt: »Bitte, Cam! Ich muss wirklich mal raus hier.«
    Sie hatte Beth nicht nach dem Grund gefragt.

Kapitel 3 - KRISE AUF COVENTRY ISLAND
     
    In ihrem Seeblick-Bungalow auf Coventry Island sitzend, witterte die schöne junge Hexe Ileana einen Streit zwischen den Mädchen. Da sie vollkommen auf die beiden eingestellt war, konnte sie klar unterscheiden, ob es sich nur um eine kleine Verstimmung zwischen ihnen handelte - oder ob es ernsthaft Ärger gab. Schließlich kannte sie die Zwillinge inzwischen lang genug.
    Vor fünfzehn Jahren war Ileana die Verantwortung für die Kinder übertragen worden, die gleich nach ihrer Geburt verwaist waren. Ihr Vater Aron war von seinem Bruder, dem bösen Hexer Thantos, brutal ermordet worden und ihre Mutter hatte die Kinder vor den Nachstellungen des Thantos schützen wollen und sie dem Zauberer Karsh und ihr, der Hexe Ileana, übergeben. Die Vereinte Ratsversammlung von Coventry Island hatte dann Ileana zum Vormund ernannt, in der Hoffnung, dass die eigensinnige junge Hexe so endlich etwas Verantwortungsgefühl entwickeln würde. Vielleicht war es kein Zufall, dass auch Ileana keine Eltern mehr hatte. Doch damals war sie noch jung gewesen und ihr eigener Vormund, Lord Karsh, hatte sie unterstützt. Wem wollte sie hier eigentlich etwas vormachen ? Ileana kaute an ihren Fingernägeln und wie unter Zwang flocht sie ihre langen, flachsblonden Haare in einen Zopf, löste ihn wieder, flocht ihn erneut... Boris, ihr orangegetigerter Kater, thronte auf seinem Stammplatz am Fenster des Bungalows und beobachtete sie misstrauisch. Ileana wusste, Lord Karsh hatte ganze Arbeit geleistet, hatte gewusst, dass man die Kinder voneinander trennen musste, wenn man sie vor dem schrecklichen Schicksal ihrer Eltern bewahren wollte, welches ihr elender Onkel Thantos für sie vorgesehen hatte.
    Karsh hatte sichere Familien für die Mädchen gefunden, Beschützer, bei denen sie aufwachsen würden. Und in den darauf folgenden vierzehn Jahren hatte sich Ileana größtenteils um sich selbst gekümmert, während Karsh den Werdegang der Mädchen pflichtbewusst verfolgt und sie — von ihnen selbst unbemerkt - in ihrer Entwicklung unterstützt hatte. Niemand hatte je versucht, ihnen ein Leid zuzufügen, die Kräfte des Bösen hatten sie nicht einmal aufspüren können.
    Bis zu jenem Tag, an dem sich die Zwillinge zum ersten Mal gegenüberstanden.
    An jenem Tag waren sie zu Zielscheiben geworden. Der unbarmherzige Thantos würde nicht ruhen, bis er die Zwillinge in seiner Hand hatte.
    Das war Ileanas Einsatz gewesen: Nunmehr musste sie die Mädchen nicht nur beschützen und vor drohender Gefahr bewahren, sondern sie auch in der richtigen Anwendung ihrer sich entfaltenden Begabungen unterweisen. Zunächst war Ileana dieser ihr zugeordneten Verantwortung ablehnend begegnet. Aber nachdem sie sich einmal an den Gedanken gewöhnt hatte, war sie vom Ehrgeiz gepackt. Sie wollte diesen Auftrag noch besser erfüllen als Karsh.
    Und genau dieser Anspruch hatte zu der verfahrenen Situation geführt, in der sie sich jetzt befand. Die junge Hexe steckte in ernsthaften Schwierigkeiten. Und sie war vollkommen verängstigt. Starr vor Schreck, vom Scheitel bis zu ihren rot lackierten Zehennägeln. Eine komplett neue Erfahrung für Ileana. Sie fand es entsetzlich.
    Aber noch entsetzlicher fand sie die langsam in ihr aufsteigende Erkenntnis, dass ihre eigene trotzige Dickköpfigkeit die Ursache ihrer Situation war.
    Ileana hatte nie dazu geneigt, an sich zu zweifeln.

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