Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
Das Schnurpsel-Syndrom
Selbst vernünftige Menschen verfallen in die Mausi-Hasi-Butzi-Sprache, wenn sie es mit Babys oder Kleinkindern zu tun haben. Muss das sein?
H uhuuuu! Haaaalloooo! Hallöchen, liebes Leserlein! Hassu Lust auf ein süßes kleines Textchen? Ja? Au ja? Fein. Feinchen. Feinileinchen. Mussu aber schön richtig machen. Also, machsu Äuglein brav auf und schaussu diese winzigen, niedlichen Butzi-Butzi-Buchstäbchen an. Einen nach dem anderen, gell? So ist’s gut. Schön lieb sein! Und weiterlesen!
Mal ehrlich: Wollen Sie so angeredet werden? Wollen Sie nicht. Sie sind ja kein Trottel, dem man alles ganz, ganz langsam erklären muss. Sie wollen nicht von oben herab behandelt werden, nicht mal von der Seite – wie ein Fernsehzuschauer von den Teletubbies, diesen halbdebilen bunten Wichten, die ihre Zeit mit Staubsauger-Jagen, Hüpfen, Grinsen, Oh-Oh-Sagen und Winke-Winke-Machen verbringen.
Genau so verhalten sich aber ansonsten ganz vernünftige Erwachsene, sobald sie ein kleines Kind erblicken. Eltern sprechen zu ihren Krabblern mit dieser Sirenenstimme, immer rauf und runter, rauf und runter. Dazu gehören außerdem große Kulleraugen und eine enorm ausgestülpte Schnute.
Als wäre das nicht schon demütigend genug, geben die Großen den Kleinen auch noch die furchtbarsten Kosenamen. Schnurpsel, Bobbele, Schnecke. Einjährige können sich ja noch nicht wehren.
Viele Schnurpsel heißen allerdings noch mit sieben so, manch ein Bobbele kann sich erst mit 17 von seinem elterlichen Spitznamen befreien.
Das Butzi-Butzi-Problem ist weltweit verbreitet, und es scheint kein Mittel dagegen zu geben. Nicht mal langjähriges Lesen des FAZ-Wirtschaftsteils oder andere Versuche, das Sprachzentrum trockenzulegen, helfen gegen den Instinkt, beim Anblick eines Babys in süßes Gesäusel zu verfallen. Und das scheint auch gut so zu sein, wie Psychologen behaupten. Denn die übertriebene Sprachmelodie macht es angeblich leichter, einzelne Wörter zu verstehen und ihre emotionale Bedeutung zu lernen. Forscher nennen das Phänomen »Ammensprache«.
Die Ammensprache ist gut für den Anfang, aber spätestens beim Eintritt in die gymnasiale Oberstufe haben die lieben Kleinen ein Recht darauf, von der Mutter nicht mehr mit »Machsu schön fein deine Hausis, Schatzilein« angesprochen zu werden. Das Grundrecht, ernst genommen zu werden, existiert auch für Minderjährige.
Wenn Eltern so vernarrt in die Produkte ihrer Liebe sind, dass sie auch das Wohnzimmersofa, den Hund und sich selbst nur noch in Ammensprache anreden, ist also Vorsicht geboten. Professionelle Hilfe sollte dann hinzu-gezogen werden, wenn Kinder im Schulalter noch immer »Will trinken!« sagen, sobald sie Durst haben. Schuld daran sind meistens die Eltern.
Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel. Stellen Sie sich einfach vor, Sie seien ganz klein. Sie sind weder in der Lage, laut Nein zu sagen, noch abzuhauen, weil Sie weder sprechen noch laufen können. So weit klar? Okay.
Jetzt beugt sich ein grinsender Riese über ihr Bett und brüllt Sie mit heller Stimme an: »Haaaaalloooooo! Jaaa weeeeeen hamm wir den daaaa-aaaah?« Also bitte, reißen Sie sich doch etwas zusammen. Mussi jetz Schlussi-Schlussi machen! Tschüssi! Tschüssilein! Winke-Winke!
Die Monster-AG
Es gibt Phasen im Leben eines Vaters, da fragt er sich: Bin ich eigentlich ein Ungeheuer?
M anchmal fühle ich mich wie Frankensteins Monster. Ich laufe zwar nicht mit Elektroden im Schädel herum, aber trotzdem reagieren bestimmte Menschen panikartig auf meine bloße Anwesenheit. Sie laufen weinend weg, schreien »Mama!, Mama!« und verstecken sich in ihren Zimmern. Das Problem ist: Diese Menschen sind meine Kinder.
Okay, nicht jeder muss mir Stofftiere zuwerfen oder mich um Autogramme anbetteln, das wird ja auch irgendwann lästig. Aber wieso bin ich manchmal dermaßen unbeliebt?
Als meine Tochter zwei Jahre alt war, muss ich für sie eine Kombination aus Rübezahl, böser Wolf, Kater Karlo und Saddam Hussein gewesen sein. Im besten Fall ignorierte sie mich. Im schlimmsten Fall rannte sie kreischend davon, wenn ich ihr die Zahnpasta auf die Bürste drücken wollte. Mein Sohn blieb sogar mal drei Stunden auf der Toilette sitzen, weil er sich weigerte, sich von mir helfen zu lassen: »Nein, Mamaaaaaa!«
Anderen Vätern geht es offenbar nicht besser. Ein befreundetes Monster erzählte mir, es dürfe das Zimmer seiner Tochter nicht mehr betreten. Und ein anderes Ungeheuer berichtet,
Weitere Kostenlose Bücher