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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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Augenblick die Augen.
    Sofort wurden sie von mehreren Wächtern umringt. Unmissverständlich richteten sie die Lanzen auf die beiden Frauen, die in ihrer Freude schlagartig verstummten.
    »Nein, K'yema!«, rief N'kele mit heiserer Stimme, die um Fassung rang. »Wir müssen den Herrn schützen!« Mehrere Männer rannten ohne weitere Anweisung los und stürmten die langen Treppen nach unten. N'kele gelang es nur mit großer Mühe, die verbliebenen Männer wieder zur Ordnung zu rufen.
    Unten stand Talon erschöpft auf der Plattform über dem bebenden Leib des Löwenschattens. Langsam schlossen sich die Formen wieder und verdichteten die durchsichtig erscheinenden Gliedmaßen. Es wirkte fast so, als gäbe der Stein dem Löwen die Kraft zurück, die er verloren hatte.
    Eine schwere Müdigkeit überfiel den Mann, der nun all die Wunden spürte, die seinen Körper zerschnitten. Dennoch suchte er mit festem Blick die Augen des Wesens, erfüllt von einer unausgesprochenen Frage. Shions Augen glommen verloren und schwach in der schwarzen Masse. Doch auch sie wichen nicht zurück.
    Dann, nach wenigen Momenten, senkte der Löwe den Kopf vor dem Menschen.
    Talon wandte sich zu den Raubtieren um, die alle an ihrem Platz verharrt waren. Seit dem Augenblick, als Shion gefallen war, hatten sie geschwiegen. Tausende von Augenpaaren richteten sich auf den Mann, der unten in der Arena stand und ihren Blick hoch aufgerichtet erwiderte.
    Er ballte seine rechte Hand zur Faust.
    »Talon!«, löste sich der Ruf von seinen Lippen und wurde wieder und wieder als Echo von der Halle reflektiert. Tausende rauer Kehlen stimmten in das Echo ein und antworteten dem Sieger, den sie bereitwillig akzeptierten.
    Andere akzeptierten ihn niedergeschlagen. N'keles Männer hatten das Geschehen verfolgt und standen mit gesenkten Köpfen am Rande der Balustrade. Die Männer, die sich bereits auf dem Weg nach unten befunden hatten, warfen Hilfe suchend einen Blick zu ihrem Anführer. Doch der Hüne mit der bronzefarbenen Haut schüttelte nur stumm den Kopf und senkte seinen Speer.
    Er gab seiner Gruppe mit einer Handbewegung den Befehl, die beiden Frauen freizulassen.
    Alice konnte die Gänsehaut nur schwer unterdrücken, die ihre Arme emporkroch.
    »Er hat es geschafft! Er hat es wirklich geschafft!« Sie wandte sich um und sah Janet mit leuchtenden Augen an. »Kommen Sie – es wird alles gut!«
    Janet Verhooven hielt sich bedeckt und unterdrückte die Gefühle, die sie gerade von einer Stimmung in die andere warfen. Verstohlen wischte sie sich die Tränen aus den Augen, als die Fotografin in die Arena blickte.
    »Wenn ich zu Hause bin -«, sie hielt inne und räusperte sich, »dann ist es gut, Alice.«
     
    Stumm nahm Talon die Reverenz der Versammlung entgegen. Es war lange her, dass er Teil einer Gemeinschaft gewesen war. Doch noch nie hatte er erlebt, was es hieß, von ihnen anerkannt zu werden. Kurz nur hatte er den Gedanken, nach T'cha, seiner Pflegemutter, Ausschau zu halten. In dieser Vielzahl von Leibern war es allerdings unmöglich, sie herauszufinden.
    Aus den Augenwinkeln sah er zu, wie sich Shion stumm zurückzog, geschlagen und verwundet. Er hielt ihn nicht auf. Zu fremdartig war dieses Wesen, als dass er wusste, wohin sich der Löwe jetzt wenden mochte.
    Tief in seinem Inneren hörte er verwehend das triumphierende Lachen eines Mannes, der Tausende von Kilometern entfernt die Arme in die Höhe reckte und seinen Sieg feierte.

 
     
     
    Kapitel 6
     
    Nyeme Kwenzu stemmte voller Muße die Hände in die Hüften und schmunzelte.
    Er hatte es ohnehin nicht sonderlich eilig gehabt, die Anlegestelle am Fluss zu erreichen. Die wenigen Jobs, die die Fährleute hatten, waren mehr als schlecht bezahlt. Zudem war die Luft erfüllt von einer drückenden Schwüle, die ihn nicht dazu anregte, sich den Tag mit Arbeit zu verderben.
    Hier an der vom Fluss abgewandten Seite des Dorfes herrschte ein leichter Wind, der den Schweiß auf seiner Stirn angenehm kühlte. Er hatte sich in den spärlichen Schatten eines knorrigen Baumes zurückgezogen und sah den drei Jungen zu, die heftig miteinander diskutierten.
    Vor einer Minute noch waren sie in ihr Spiel vertieft gewesen, doch bei einem Punkt waren sie sich offensichtlich nicht mehr einig.
    »Talon hat den schwarzen Löwen besiegt!«, bestand der eine auf seiner Version.
    »Pah«, winkte der zweite nur geringschätzig ab. »Shion ist jedem Menschen überlegen. So spiel' ich nicht mit!«
    »Aber er hat

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