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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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Kampf kaum noch gesehen, wie er sich an all das, was seitdem geschehen war, nur undeutlich erinnerte.
    »Nun komm«, riss ihn der Wächter aus seinen Gedanken. Er wartete, bis sich Talon von der Mauer löste und an ihm vorbeischritt. Dann folgte er ihm mit einem gewissen Abstand, wobei Talon nicht sagen konnte, ob das aus Respekt oder Wachsamkeit geschah.
    Die Männer betraten über eine steinerne Plattform einen schattenverhangenen Durchlass, der tief in das Gebäude führte. Durch einen langen Gang folgte Talon der Garde zu einer kleinen, sakral wirkenden Kammer. Die wuchtige Konstruktion der von der Verwitterung gezeichneten Steine verlor sich im gleichförmigen Dämmerlicht.
    Aus dem lichtlosen Dunst löste sich ein schwarzer Schatten. Seine wabernden Formen verfestigten sich zu den Umrissen eines gewaltigen Löwen.
    Zwei glutrote Schlitze öffneten sich in dem massigen Kopf, dessen Mähne ständig in Bewegung war. Die Augen richteten sich auf die Ankömmlinge, die im Eingang stehen geblieben waren.
    [Ich danke dir, N'eru], drang eine grollende Stimme in die Gedanken der Menschen vor. Der Farbige verbeugte sich tief und hielt sich im Hintergrund. Shion machte einen Schritt auf den Weißen zu und hob den Kopf an.
    [Talon, es gibt Wichtiges zu besprechen.] Ein unausgesprochener Befehl forderte den Mann auf, näher auf den schwarzen Löwen zuzutreten. Unbewusst folgte er der Anweisung. Seit seinem Kampf schien das Wesen wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden zu haben.
    [Du hast mich besiegt], erfüllten die Worte sein Bewusstsein. [Dein Schicksal hat dich dazu auserkoren, meinen Platz als Wächter einzunehmen.]
    Talon zuckte überrascht zusammen. Ungläubig starrte er in die glühenden Augen, die ihn eindringlich musterten.
    »Wa- …«, setzte er an. »Ich soll hierbleiben?« Er schnaufte auf und verzog abfällig die Lippen. Sein Körper spannte sich an und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    [Du kannst der Bestimmung nicht entfliehen, die dich hierhalten wird], beharrte das dunkle Wesen. Auch sein Körper war von einer Anspannung erfüllt, die fast körperlich greifbar war. Es schob den wuchtigen Kopf vor und machte einen Schritt auf den Weißen zu.
    [Du konntest mich nur bezwingen, weil du Hilfe hattest. Das weißt du. Ich habe eine Ahnung, wer dir zur Seite stand. Doch höre mir zu – es ist kein Freund, der dir half. Er ist niemandes Freund. Er will zurückkehren und das an sich reißen, was in diesen Mauern schlummert.]
    Talon fühlte sich regelrecht ertappt und sah zu Boden. Die Eindringlichkeit in Shions Worten hallte in ihm nach. Eine Unruhe schien den dunklen Löwen zu erfüllen, die die Dämmerung in den Mauern vibrieren ließ. Dennoch hob er abweisend die Hand und winkte ab.
    »Nein, ich werde eure Kämpfe nicht ausfechten! Niemand wird über mich bestimmen oder mir seinen Willen aufzwingen!«
    Ungewollt beschleunigte sich Talons Herzschlag. Ein Gedanke, eine Erinnerung tropfte schwerfällig in sein Bewusstsein. Doch das Bild dahinter blieb verschwommen. Die Struktur der archaischen Kammern schien sich aufzulösen, und einen Moment lang glaubte er, er sei in einem Labor, angefüllt mit Geräten, deren Bedeutung er nicht verstand.
    Er drehte sich um und wollte die Kammer verlassen, als ihn die rechte Hand des Farbigen zurückhielt, der nur zwei Schritt hinter ihm stand.
    »Halt, Ketzer!«, kamen die Worte schneidend. »Niemand wendet sich von Shion ab!«
    Zornerfüllt blickte Talon auf die Finger, die seinen Oberarm fest umschlossen hielten.
    »Verdammt, lasst mich in Ruhe!«, knurrte er den Mann an. »Ich werde mich von euch nicht aufhalten lassen.«
    In einer fließenden Bewegung spannte er seine Muskeln an, löste sich mit einem Ruck aus dem Griff und schmetterte dem Farbigen die Faust ins Gesicht. Der hünenhafte Körper wurde durch den Schlag zurückgeworfen und prallte heftig gegen den graugrünen Stein. Polternd fiel der lange Speer zu Boden, den er in seiner Linken gehalten hatte.
    Talon würdigte den Mann keines Blickes und verließ die Kammer. Doch sobald er den Gang betrat, der nach draußen führte, schleuderte ihn ein mächtiger Hieb in den Rücken zu Boden. Schmerzerfüllt schrie er auf und sackte auf die Knie.
    »Elender Frevler!«, rauschte es durch Talons Ohren. Als er den Kopf anhob, sah er sich von mehreren Wächtern umringt. Einer von ihnen hielt mit beiden Händen den Speer umfasst, mit dessen stumpfem Ende er den Weißen getroffen hatte.
    Die Farbigen schlossen sich um

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