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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Selbstmord vom Stapel lassen wollen. Hindere einmal einer einen Babu am Schmieren, wenn er Gelegenheit dazu gefunden hat!«
    »Warum wolltest du denn einen Selbstmord nicht zugeben?« fragte Lowndes.
    »Weil kein direkter Beweis vorlag. Viel Vorrechte hat ja ein Mensch hier zu Lande nicht, aber ein Gewehr verkehrt in die Hand zu nehmen, wird ihm schließlich wohl noch erlaubt sein! Überdies: vielleicht werde ich selbst nochmal jemand dankbar sein, daß er bei mir Zufall als Todesursache angibt. Leben und leben lassen. Sterben und sterben lassen!«
    »Da! Nimm eine Pille!« sagte Spurstow, der Hummils. bleiches Gesicht beobachtet hatte, »nimm eine Pille und sei kein Esel. Das alles ist dummes Geschwätz. Jedenfalls hemmen Selbstmordgedanken deine Arbeit. Wenn ich zehnmal der Hiob wäre, das Interesse am Fortschritt meiner Arbeit ließe ich mir nie rauben.«
    »Ach was! Mir ist sie vollkommen gleichgültig geworden«, sagte Hummil.
    »Vielleicht die Leber nicht in Ordnung?« meinte Lowndes teilnahmsvoll.
    »Nein. Etwas viel Schlimmeres. Ich kann nicht schlafen.«
    »O, das kenne ich«, rief Mottram. »Geht mir bisweilen auch so. Sind Anfälle, die sich austoben wollen. Was tust du dagegen?«
    »Nichts. Es ist alles vergebens. Seit Freitagmorgen hab ich keine zehn Minuten geschlafen.«
    »Armer Kerl! Spurstow, du solltest ihn in Behandlung nehmen. Schau nur, seine Augen sind trüb und seine Lider dick geschwollen.«
    Spurstow lachte leicht auf, beobachtete aber Hummil noch immer scharf. »Später! Werde ihn schon auf die Beine bringen. Übrigens, was meint ihr, ist's zu heiß für einen Spazierritt?«
    »Wohin denn?« brummte Lowndes müde. »Um acht müssen wir sowieso fort, da werden wir genug zu reiten haben. Ich hasse das Pferd, wenn ich es nur als Transportmittel gebrauchen muß. O Gott, was fängt man nur an?«
    »Spielen wir halt wieder Whist, acht Schilling den Point und einen Goldmohur den Robber!« schlug Spurstow vor.
    »Bist wohl verrückt? Einen Monatsgehalt als Einsatz! Einer von uns wäre ruiniert, wenn wir aufstehen!« sagte Lowndes.
    »Könnte nicht behaupten, daß ich gerne ›derjenige, welcher‹ wär'«, sagte Mottram, »auch möchte ich nicht schuld sein, wenn einen von uns dieses Los träfe. Als Reizmittel langt es nicht hin und außerdem ist es töricht.« Und er ging hinüber zu einem alten Klavier, dem Wrack eines Familienhaushaltes aus früheren Tagen des Bungalows, und öffnete den Deckel.
    »Rettungslos verstimmt«, sagte Hummil, »meine Diener haben darauf herumgehackt.«
    Allerdings befand sich das Instrument in einem kläglichen Zustand, aber immerhin gelang es Mottram, die rebellischen Töne nach und nach ein wenig in Einklang zu bringen; dann stieg aus der abgegriffenen Tastatur etwas auf, wie das Gespenst eines Liedes aus einem Volksvarieté. Die Herren in ihren Liegestühlen wandten sich mit sichtlichem Interesse Mottram zu, der immer munterer drauflosspielte.
    »Ausgezeichnet«, rief Lowndes. »Ich glaube, ich habe dieses Lied zum letzten Mal im Jahre 79 gehört, damals als ich fort mußte von zu Haus.«
    »Oh, ich habe erst um 80 herum fort müssen«, sagte Spurstow selbstbewußt, und er nannte einen Gassenhauer, der damals in aller Mund gewesen war.
    Mottram schlug die Melodie an, aber mangelhaft. Lowndes kritisierte und verlangte Änderungen. Mottram ging in ein anderes Volkslied über und wollte dann aufhören.
    »Sitzen geblieben!« befahl Hummil. »Ich hab gar nicht gewußt, daß du soviel Musik im Leib hast. Spiel so lang, bis dir nichts mehr einfällt. Ich werde das Klavier stimmen lassen, bis ihr wiederkommt. Bitte, etwas Festliches jetzt!«
    Sehr einfach, freilich, waren die Melodien, denen Mottrams Kunst und der Zustand des Klaviers Ausdruck geben konnten, aber die Herren hörten mit Vergnügen zu und sprachen in den Pausen von den Erlebnissen, die sie gehabt, als sie noch in ihrer Heimat gewesen waren. Ein dichter Staubsturm erhob sich draußen und heulte über das Haus hinweg, hüllte alles in mitternächtliches Dunkel, doch Mottram spielte unentwegt fort; die anderen hörten es kaum mehr, so wild und laut flatterte das Segeltuch an der Zimmerdecke.
    In dem tiefen Schweigen nach dem Tosen des Sturmes ging Mottram von den ausgesprochen schottischen Liedern, leise die Melodie mitsummend, in die Abendhymne über.
    »Sonntag!« sagte er zur Erklärung und nickte den anderen zu.
    »Nur weiter!« rief Spurstow, »brauchst dich nicht entschuldigen!«
    Hummil lachte laut und

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