Dunkles Licht
Arm. Als sie hinausschritten, summte er einige Takte eines bekannten Hochzeitslieds.
»Du wirst keinen Kuchen kriegen!«, warnte sie ihn.
Vater war mit einem Priester in der Bibliothek, einem wiesel-gesichtigen kleinen Mann von etwas über fünfzig Jahren, der Maddy auf Anhieb unsympathisch war, was wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Vater stellte vor, Henry verneigte sich, Maddy knickste. Der Priester erteilte ihnen seinen Segen. Mutter war nirgendwo zu sehen.
»Pater Fage hat beunruhigende Nachrichten von Rollo mitgebracht«, sagte der Junker. »Man hat uns nach Schloss Norcaster eingeladen,wo wir über mögliche Rechtsmittel sprechen können. Henry, die Bremse an der Kutsche ist noch nicht repariert, nicht wahr?«
»Ich fürchte, nein, Vater. Und der Schmied hat heute Morgen gebeten, seine kranke Mutter besuchen zu dürfen. Ich habe ihm die Erlaubnis erteilt, weil ich keine Ahnung hatte, dass er vor Mutters Einkaufsreise benötigt würde.«
Maddy hatte nichts davon gehört, dass etwas mit der Kutsche nicht in Ordnung wäre, und der Schmied hatte vor fünf Minuten mit im Saal gegessen.
Vater nickte angesichts dieser Bestätigung. »Nun, Pater, Pferde werden’s tun müssen. Maddy, kleide dich bitte um, du kommst mit. Henry, du führst hier natürlich die Oberaufsicht. Sage dem Hauptmann, er soll meine übliche Eskorte bereitstellen – rasch!«
Maddy spürte die gespannte Atmosphäre, die sie nicht verstand und nicht verstehen wollte. Sie verneigte sich erneut vor dem Besucher und eilte zur Tür hinaus. Auf ihrem Zimmer angekommen, entdeckte sie, dass Polly ihr die beste Reitkleidung bereitgelegt hatte, was bedeutete, dass Mutter bereits alles organisierte.
Während Polly die Nadeln aus Maddys Gewand herauszog, sagte sie: »Die Junkerin war der Ansicht, dass ich Euch begleiten sollte, Euer Wohlgeboren.« Polly war auf einem Bauernhof groß geworden und eine ausgezeichnete Reiterin. Sie war dazu groß, üppig und weitaus zu attraktiv, um noch wesentlich länger unverheiratet zu bleiben.
»Ich wäre sehr glücklich, wenn du mitkämst. Es ist ein schöner Tag für einen Ausritt. Nun, wir werden eine Tasche zum Übernachten benötigen, weil Vater wahrscheinlich nicht in der Dunkelheit zurückkehren möchte …«
Sobald Maddy ihre Reitkleidung angelegt hatte, schickte sie Polly mit der Anweisung fort, sich um ihre eigenen Sachen zu kümmern. Daraufhin schloss sie die Zimmertür ab und hockte sich neben die Garderobe, wo sich ein kleines Loch unten in der Vertäfelung befand.
»Teeny!«, flüsterte sie. »Teeny?« Es war eine Schande, ihn tagsüber zu stören, weil Mäuse nachtaktiv sind, aber sogleich erschienenzwei winzige Augen und eine Nase. Die weise Edith hatte gescherzt, dass ein kleines Talent einen kleinen Vertrauten verdiente, bevor sie zugab, dass es in Wirklichkeit keine Regel dafür gab, welches Wesen der geistige Führer einer Person sich als Wohnort erwählen würde. Die geschickteste Weise, der sie jemals begegnet war, war von einer Fledermaus geleitet worden, die nicht größer als Teeny gewesen war.
»Teeny, ich bin nach Schloss Norcaster gerufen worden. Soll ich hingehen?«
Das winzige Gesicht nickte. Da Maddys einzige andere Möglichkeit die gewesen wäre, wegzulaufen und eine Gesetzlose zu werden, war diese Antwort nur logisch.
»Willst du mitkommen?«
Teeny verschwand wieder in seinem Loch. Bedeutete das eine Weigerung, weil es nichts zu befürchten gab, oder weil sie nicht zurückkehren würde? Maddy dachte oft, dass ein kleines Talent schlimmer war als überhaupt keines.
Ein Zug von etwa fünfzig Menschen und Pferden ließ sich nicht mit einem Fingerschnippen organisieren, und so dauerte es eine Stunde, bis Vater und der Priester sie alle aus dem Hof hinausführten. Maddy folgte mit Mutter, dann kamen ihre jeweiligen Zofen, die Soldaten von Uptree sowie der größte Teil der Truppen von Woodbridge. Der Rest folgte später und atmete den Staub am Schluss des Zuges ein. Sie trappelten an den Reihen der Dienerhütten vorüber – in sich selbst ein kleines Dorf – und den Treidelpfad an den Ufern des Spote entlang. Dainty hatte an diesem Morgen ihre Pflicht erfüllt, also hatte Maddy sich mit Flecky begnügen müssen, der die ärgerliche Neigung hatte, vor jedem Blatt zu scheuen.
Mutter und Tochter trödelten, bis die Begleitung des Junkers weit genug entfernt war, sodass die großen Ohren des Priesters ein leises Gespräch nicht mehr mitbekämen.
»Was sollte
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