Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
Vom Netzwerk:
um seinen Chef nicht zu blamieren. Jaczek war da schon feinfühlig.
    Jetzt musste Behütuns nur noch aus der Nummer herauskommen. Und das war dann wieder einfach:
    »Das war nicht nur einer, Jaczek, das waren mindestens zwei, die da dabei waren.« Und er erzählte ihm von Otto, dem Mann mit den Käfern und der Liste der Autonummern. Was der beobachtet hatte.
    Oben crashte gerade ein fetter Pick-up nach einer Schleuderfahrt rückwärts in ein Schaufenster. War das nicht schon wieder so etwas, das er bereits kannte? Ja, aber diesmal wusste er sofort woher: Kollitz hatte ihm das erzählt, der Typ von dem Möbelhaus. Dass die da so eine Serie hatten, mit LKWs, rückwärts in Schaufenster und dann den Laden ausgeraubt. Im Osten irgendwo. Aber woher er den anderen Gedanken ...? Behütuns hatte keine Ahnung.
    »Klingt spannend«, sagte Jaczek nur.
    »Ja«, sagte Behütuns, froh, dass er aus der Blamage draußen war. »Morgen früh geht es los!«
    »Nacht Chef.«
    »Nacht Jaczek«, sagte Behütuns beinahe zärtlich.

Manche Einfalle waren nicht gut genug,
um richtig ausgearbeitet zu werden,
aber irgendwie doch ganz interessant.
Nicolas Mahler, Längen und Kürzen
18. Kapitel
    Der Tag begann mit Klaus. Herrn Klaus, Frau Klaus, Klaus. Als Kommissar Behütuns um halb acht ins Präsidium kam, war der Teamassistent schon da. Sonst noch niemand. War auch nicht verwunderlich um diese Tageszeit. Und Klaus war aufgeregt, er hatte etwas zu berichten, konnte es gar nicht mehr erwarten.
    Auf dem Fenstersims saß schon wieder eine dieser dicken Tauben. Und sah Behütuns recht? Lagen da nicht auch ein paar Zweigstücke? Diese Flugratte wird doch nicht versuchen, hier ein Nest zu bauen? Das hatte er auf seinem Balkon schon einmal gehabt. Über Wochen, so kam es ihm vor, hatte er die immer neuen Ästchen weggeräumt, die die Taube angeschleppt hatte. Der Taube aber schien das egal. Sie brachte Zweig um Zweig, und er räumte Zweig um Zweig weg. Und eines Morgens hatte in dem Eck, in dem die Ästchen immer gewesen waren, ein Ei gelegen. Der Taube war das anscheinend völlig gleichgültig, ob dort ein Nest war oder nicht. Sie hatte sturköpfig ihr Ei gelegt. Das Ei aber hatte Behütuns entsorgt, und das hatte die Taube dann wohl kapiert. Oder war sie in der Fußgängerzone überfahren worden? Das klang jetzt auch wieder irgendwie komisch, in der Fußgängerzone überfahren. Entweder Fußgängerzone oder Autos, sollte man meinen. Denken sich wahrscheinlich auch die Tauben. Aber da gibt es ja bis elf die Anlieferzeit für die anliegenden Geschäfte, und von diesen Fahrzeugen werden oftmals Tauben überfahren. Zerquetscht. Die liegen dann als breiter Matsch mitten auf dem Gehsteig, und die Menschen graust's. Weil es so plastisch ist – nicht mehr die Taube, sondern das Überfahrenwerden. Und warum werden sie überfahren? Weil sie es nicht gewohnt sind, gejagt zu werden. In der Fußgängerzone können sie ihre fast flugunfähigen Fettleiber unbehelligt spazieren führen – oder besser spazieren humpeln –, weil die Passanten einen Bogen um sie machen, und selbst die Fahrradfahrer scheuen sich, nicht zu bremsen. Lieferfahrzeuge aber merken das vielleicht überhaupt nicht. Obwohl – ein Geräusch müsste es doch geben bei so einer Taube? Behütuns öffnete das Fenster, sah hinunter und entsorgte die Zweige. Da lagen sie nun, mitten auf dem Gehsteig. Mal sehen, ob das genauso wird wie damals bei mir daheim, dachte er sich. Ob sie weitermacht und irgendwann ihr Ei legt? Das wird dann auch ... Und er sah sich schon mit der leichten Bewegung eines Fingers ...
    »Chef«, drängelte Frau Klaus ungeduldig in seinem Rücken, »ich habe etwas herausgekriegt!«
    Behütuns schloss das Fenster und setzte sich. Stimmt, Frau Klaus war ja die letzten beiden Tage unterwegs gewesen, um über seine Kontakte vielleicht an Leute der Szene heranzukommen, die sich da an diesem Fleckchen trafen, um ihrer Not ein Ende zu bereiten. Beziehungsweise sie noch zu vergrößern, wie Frau Klaus angedeutet hatte.
    »Ja Mensch, Klaus! Erzähl!«
    So schnell wollte Frau Klaus nun aber auch wieder nicht. Wollte das noch ein wenig auskosten. Sie hatte so etwas vorher ja noch nie gemacht.
    »Aaaalso, das war gar nicht so einfach«, begann sie zu erzählen. Dass sie diese Attitüde nicht ablegen konnte, wenn sie sich wichtig fühlte.
    »Aber ich werde keine Namen sagen, fei«, machte sich Klaus noch wichtiger.
    »Keine Namen«, sprach Behütuns wie zu einem Kind. »Das war so

Weitere Kostenlose Bücher